The Lucky One - Für immer der Deine/Film: Roman (German Edition)
irritierte. Aber sonst fügte sich Zeus problemlos ein. Er kam mit, wenn Thibault die Hunde ausführte oder den Trainingsrasen säuberte, und er legte sich faul auf die Veranda bei der Tür, während Thibault im Büro den Papierkram erledigte. Sobald Kunden auftauchten, ging Zeus in Hab-Acht-Stellung, so wie sein Herrchen es ihm beigebracht hatte. Das genügte schon, um die meisten Leute auf Abstand zu halten, aber mit einem leisen »Alles okay« konnte Thibault ihn wieder besänftigen.
Seine zweite Bitte war gewesen, erst am Mittwoch mit der Arbeit anfangen zu dürfen, damit er Zeit hatte, sich eine Wohnung zu suchen. Auch dagegen hatte Nana nichts einzuwenden. Gleich am Sonntag nahm Thibault auf dem Rückweg zum Motel eine Zeitung mit und studierte die Wohnungsanzeigen. Die Liste war sehr überschaubar. Es gab nur vier Angebote, von denen er zwei sofort ausschließen konnte, weil er nicht so viel Platz brauchte.
Die beiden anderen Häuser lagen natürlich genau an entgegengesetzten Enden der Stadt. Das erste Haus befand sich in einem älteren Viertel, nicht allzu weit vom Zentrum, mit Blick auf den South River. Perfekt renoviert. Hübsche Straße. Aber nichts für ihn. Die Gebäude standen hier viel zu dicht beieinander. Das zweite Haus hingegen gefiel ihm auf Anhieb. Es lag am Ende einer ungeteerten Straße, etwa drei Kilometer von seinem Arbeitsplatz entfernt, in einer eher ländlichen Wohngegend, die an den Wald grenzte, durch den man zum Zwinger gelangte. Eine Abkürzung war der Weg durch den Wald zwar nicht, aber dafür konnte sich Zeus frei bewegen. Das Haus hatte nur ein Stockwerk, war eher rustikal, im Südstaatenstil, und mindestens hundert Jahre alt, aber relativ gut in Schuss. Thibault wischte das Fenster ab, um hineinzuspähen. Klar, man musste sicher einiges machen, aber, soweit er es beurteilen konnte, nichts Gravierendes, also nichts, was ihn am Einziehen hindern konnte. Die Küche wirkte sehr altmodisch, in der Ecke stand ein Holzofen, vermutlich die einzige Heizung im ganzen Haus. Die breiten Bodendielen waren fleckig und abgenutzt, und die Einbauschränke schienen so alt zu sein wie
das Haus selbst, aber all das verlieh ihm auch einen gewissen Charme. Außerdem gab es noch einen großen Pluspunkt: Die wichtigsten Möbelstücke waren vorhanden, ein Sofa mit Couchtischchen, Stehlampen, sogar ein Bett.
Thibault rief die Nummer an, die auf dem Schild stand. Zwei Stunden später kam der Besitzer angefahren, und sie unterhielten sich eine Weile. Wie sich herausstellte, war der Typ zwanzig Jahre beim Militär gewesen, die letzten sieben in Fort Bragg. Das Haus habe seinem Vater gehört, der vor zwei Monaten gestorben sei, erklärte er. Das war ein Vorteil, befand Thibault, denn Häuser waren wie Autos – wenn man sie nicht regelmäßig benutzte, beschleunigte sich ihr Verfall. Aber nach zwei Monaten war dieses Haus hier noch in Ordnung. Kaution und Miete erschienen ihm zu hoch, aber er musste sich schnell entscheiden. Also bezahlte er die Kaution und zwei Monatsmieten im Voraus. Das verdutzte Gesicht des Vermieters zeigte deutlich, dass dieser im Schlaf nicht damit gerechnet hatte, so viel Bargeld in die Hand gedrückt zu bekommen.
Thibault schlief schon in der Nacht von Montag auf Dienstag in seiner neuen Bleibe. Er legte sich einfach in seinem Schlafsack aufs Bett. Am Dienstag bestellte er in der Stadt eine neue Matratze, die noch am Abend geliefert werden sollte. Außerdem besorgte er sich ein paar Sachen, die er dringend für seinen Haushalt brauchte. Als er heimkam, war sein Rucksack vollgepackt mit Laken, Handtüchern und Putzzeug. Danach musste er noch zweimal los, um den Kühlschrank aufzufüllen und um sich Geschirr zu besorgen – Teller, Gläser, Töpfe, Besteck.
Und schließlich noch einen Zwanzigkilobeutel Hundefutter. Am Ende des Tages wünschte er sich zum ersten Mal, seit er von Colorado weggegangen war, er hätte ein Auto. Doch nun hatte er alles Lebensnotwendige angeschleppt, und das genügte erst mal. Am nächsten Tag konnte er zur Arbeit gehen.
Seit Mittwoch verbrachte er den größten Teil seiner Zeit mit Nana, die ihm alles genau erklärte. Beth – oder Elizabeth, wie er sie innerlich nannte – hatte er bisher kaum gesehen. Morgens fuhr sie früh los, für die Schule zurechtgemacht, und sie kam erst am späten Nachmittag zurück. Sie grüßte ihn immer sehr höflich, aber sie hatte erst ein einziges Mal länger mit ihm gesprochen, und zwar gleich am ersten Tag: Sie nahm
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