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The New Dead: Die Zombie-Anthologie

The New Dead: Die Zombie-Anthologie

Titel: The New Dead: Die Zombie-Anthologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Brooks , Joe Hill , Tad Williams
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verlieren. Er musste mit seiner Angst fertig werden – jetzt –, denn sonst würden er und Wes in wirkliche Schwierigkeiten geraten. Es half nichts, sich zu sagen, dass es eine einfache Aufgabe war, die er zu erledigen hatte. Er musste den Ertrunkenen von der Kette lösen und an die Wasseroberfläche bringen, damit sich die Behörden um den Fall kümmern konnten. Zwar hatte er diese Arbeit schon unzählige Mal gemacht, doch nie, nicht ein einziges Mal, war es so nervenaufreibend gewesen wie jetzt.
    Jeff wollte noch immer mit Wes reden, und sei es nur, um seiner irrationalen Ängste Herr zu werden. Sollte er seinem Partner ein Zeichen geben, dass sie nach oben mussten, um gemeinsam ihre nächsten Schritte zu besprechen?
    Jeff wusste, dass das töricht gewesen wäre.
    Dies war ein ganz gewöhnlicher Tauchgang, verbunden mit der Bergung einer Leiche. Wes und alle anderen im Boot derKüstenwache würden denken, dass er die Nerven verlor. Er musste sich am Riemen reißen.
    Wes wandte der Leiche den Rücken zu, während er an der Kette herumhantierte und versuchte, sie von dem Betonblock zu lösen. Die Arme des toten Mannes waren noch immer ausgestreckt und trieben sanft im Sog der Gezeitenströmung hin und her, doch es sah ganz so aus, als würde er sich gegen die Kette stemmen, um von hinten nach Wes zu greifen, während dieser den Blick abgewandt hatte.
    Herrje, hör auf damit! , ermahnte Jeff sich.
    Er sollte Wes helfen, die Kette zu lösen, und sich nicht im Hintergrund halten, während ihm seine Fantasie mit solch dummen Ängsten einen Streich spielte. Sobald das eine Ende der Kette gelöst war, würde es nicht mehr schwierig sein, sie auch vom Bauch der Leiche zu entfernen, um sie dann langsam und vorsichtig nach oben zu bringen.
    Es war leicht, ein einfacher, sauberer Job, den auch ein Anfänger mit verbundenen Augen erledigen konnte, sodass Jeff sich schämte, seinen Ängsten so viel Macht über ihn einzuräumen. Entschlossen schwamm er zu Wes hinüber. Mit Jeffs Hilfe war es nur noch eine Sache von einigen Sekunden, sie von dem Betonblock zu lösen.
    Während sie arbeiteten, wurde Jeff das Gefühl nicht los, dass der Tote sie die ganze Zeit anstarrte, sie beobachtete und jede ihrer Bewegungen verfolgte. Jeff ging die Frage nicht aus dem Kopf, ob der Ertrunkene – ob nun Old Man Crowther oder ein anderer unglückseliger Narr, der einem Mord zum Opfer gefallen war oder beschlossen hatte, wegen seines gebrochenen Herzens oder des Finanzamts sein Leben zu beenden – vielleicht böse auf sie sein könnte, weil sie ihn in seiner letzten Ruhe störten. Die Kette und der Betonblock waren recht deutliche Hinweise darauf, wie stark sein Wunsch war, auf dem Meeresgrund zu bleiben.
    Jeff fiel wieder ein, was Pappy am Abend zuvor über die seltsame Seuche erzählt hatte, von der die Stadt vor vielen Jahren heimgesucht worden war. War es vielleicht doch möglich, dass der Mann sich infiziert und ertränkt hatte, um der Seuche, die ihn und die ganze Stadt in Verzweiflung stürzte, ein Ende zu bereiten?
    An manchen Dingen rührt man besser nicht, dachte Jeff und erinnerte sich, etwas über einen angeblichen Fluch der ägyptischen Mumien gelesen zu haben.
    Doch jetzt konnte er nicht mehr zurück, nicht, nachdem jemand die Behörden eingeschaltet hatte.
    Er hätte niemandem – nicht einmal Biz – erzählen sollen, was er gefunden hatte, und alles so lassen sollen, wie es gewesen war.
    Hätte er sich gestern nicht so erschreckt und, ja, es mit der Angst zu tun bekommen, wäre er vielleicht in der Lage gewesen, in Ruhe darüber nachzudenken, sodass er seine verdammte Klappe wohl nicht aufgerissen hätte.
    Doch jetzt mussten er und Wes, egal was geschah, diesen Typen hochbringen, damit der Gerichtsmediziner herausfinden konnte, was ihm widerfahren war.
    Jeff wandte sich wieder der Leiche zu. Wes näherte sich ihr, als wäre nichts Ungewöhnliches an ihr festzustellen, doch Jeff hielt sich ein wenig zurück, da er Vorsicht walten lassen wollte.
    Die erhobenen Arme des Ertrunkenen schwangen nach links auf Wes zu. Sie bewegten sich wie zwei Kompassnadeln, die sich stets nach Norden ausrichten. Wes schien es gar nicht zu bemerken. Er beugte sich hinab und wickelte die Kette vom Bauch des Toten. Sand wirbelte in dichten Wolken auf und vermischte sich mit den Luftblasen, die aus Wes’ Atemgerät aufstiegen. Jeff konnte sehen, dass Wes einige Schwierigkeiten hatte, aber er machte keine Anstalten, ihm zu Hilfe zu kommen.
    Er konnte

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