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The New Dead: Die Zombie-Anthologie

The New Dead: Die Zombie-Anthologie

Titel: The New Dead: Die Zombie-Anthologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Brooks , Joe Hill , Tad Williams
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sie so gut wie nackt war,merkte sie überhaupt nicht. Sie war eine Schönheit gewesen, als sie noch lebte, das wusste ich, und auch im Tode war sie es noch – zumindest wenn einem Reanimierte gefielen. Auch wenn ich überraschenderweise Leidenschaft in ihrer Nähe empfand, dachte ich nicht im Geringsten an Sex mit ihr … mit ihm, einem toten Ding, einem Leichnam, den man mittels einer geheimnisvollen und wahnwitzigen Wissenschaft aktiviert hatte. Das erregte mich nicht gerade. Hinzu kamen Schuldgefühle. Ich wollte nicht zu den Menschen gehören, die eine Frau töten und dann auch noch ihren toten Körper schänden. So jedenfalls sah ich mich nicht.
    „Maisie“, begann ich. „Weißt du, wer ich bin?“
    Sie zeigte keine Reaktion.
    „Maisie, kannst du dich erinnern, mich schon einmal gesehen zu haben?“
    Wieder nichts. Das war besser, als eine Antwort zu bekommen, konnte meine Ängste jedoch nicht aus der Welt schaffen. Ryan hatte gesagt, während des Sex käme alles heraus, und mir war klar, dass ich es nur hinauszögerte. Ich suchte fieberhaft nach einem anderen Weg, um herauszubekommen, was ich wissen wollte, hatte jedoch kein Glück. Nachdem ich einmal tief durchgeatmet hatte, befahl ich ihr, den G-String auszuziehen und sich aufs Bett zu legen. Umgehend kam sie meinem Befehl nach.
    Bedächtig zog ich mich aus. Ich hatte befürchtet, dass ich versagen könnte, aber dass sie und ich nackt waren, reichte schon aus, um die Dinge ins Laufen zu bringen. Ihr Körper war ungewöhnlich warm, beinahe heiß. Es fühlte sich jedoch nicht nach natürlicher Körperwärme an. Vielmehr war es so, als fände eine chemische Reaktion direkt unter ihrer Haut statt, deren Beschaffenheit ausgesprochen seltsam war. Sie fühlte sich nicht an wie Haut und ihr Fleisch nicht wie Fleisch. Auf ihr zu liegen war, als läge man auf einem mit Wasser gefülltem Ballon. Ich wollte weder an ihr lecken noch saugen, sie beißen oder auch nur streicheln. Ich wollte lediglich das tun, was getan werden musste, und erfahren, was dann geschah.
    Es war so, wie Ryan gesagt hatte: Sie war bei der Sache. Maisie war wirklich voll dabei. Sie bockte wie wild, krallte sich an mir fest, keuchte, stöhnte und murmelte etwas. Und mittendrin fing sie an zu reden. „Verdammt noch mal“, sagte sie. „Du hast mich umgebracht.Ich ficke dich, und du hast mich umgebracht. Walter Molson, du hast mich umgebracht.“
    Ich sprang förmlich von ihr herunter und taumelte zurück, bis ich gegen die Wand stieß. Es war schlimmer als gedacht. Viel schlimmer. Indem ich für den Sex mit ihr gesorgt und sie in die Lage versetzt hatte, meinen Namen zu lernen, hatte ich alles noch schlimmer gemacht. Ich würde etwas dagegen unternehmen müssen, und zwar bald.
    Eigentlich hatte die ganze Geschichte schon vor zwei Jahren begonnen. Toris Schwester hatte mit ihrem Ehemann eine Krise nach der anderen, dachte sogar an Scheidung, und Tori wollte gerne nach Kalifornien fahren, um ein paar Tage mit ihr zu verbringen. Wir waren noch nicht lange verheiratet, und es sollte das erste Mal für mich allein im neuen Haus sein. Ich liebte meine Frau und unser Zusammenleben, doch ich freute mich auch auf das Alleinsein, da es mir manchmal fehlte. Man denkt darüber nach und stellt fest, dass man sich gar nicht daran erinnern kann, wann man das letzte Mal länger als ein oder zwei Stunden für sich allein gehabt hat.
    Am ersten Abend ihrer Abwesenheit war ich von der Arbeit völlig erledigt und ging daher früh schlafen. Der zweite Abend, ein Samstag, verlief anders. Ich dachte darüber nach, ein paar Freunde zusammenzutrommeln und mit ihnen auszugehen, doch irgendwie erschien es mir auf eine seltsame Art als Verschwendung, wegzugehen und das leere Haus zurückzulassen. Ich war daheim wegen der Ruhe, der Privatsphäre, und die seltene Gelegenheit wollte ich nicht ungenutzt verstreichen lassen, indem ich soziale Kontakte pflegte. Ich bestellte mir eine Pizza, schaltete ein Baseballspiel ein und bereitete alles für einen Abend vor, nach dem ich nicht aufräumen musste und den Pizzakarton einfach bis zum Morgen auf dem Tisch stehen lassen konnte.
    Ich holte meine Flasche Old Charter hervor, und ich schwöre, dass ich nur ein Glas davon hatte trinken wollen. Höchstens zwei. Ich hatte keineswegs die Absicht, mich zu betrinken, und ich war mir sicher, dass ich sofort einschlafen würde, wenn ich zu viel trank. Doch irgendwie konnte ich nicht aufhören. Das Spiel im Fernsehen war spannend, und so

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