The New Dead: Die Zombie-Anthologie
Mikrofonen. Sollten sie unsere Privatsphäre tatsächlich respektieren? Auf dem hellen Teppich in unserem Zimmer waren zumindest keine Fußspuren zu sehen, was aber auch daran liegen konnte, dass sie einfach nur durchtrieben waren. Ich konnte nichts finden … keine Kameras, die ich auf alle Fälle hätte bemerken müssen, und keine Mikrofone. Genau genommen stieß ich nur auf Bindy, die lächelte, als ich unter denLampenschirmen und hinter dem Spiegel nachschaute. Ich erwiderte ihr Lächeln und erinnerte mich daran, was ich zu O’Driscoll gesagt hatte: In welchem Film sind Sie denn?
Wir aßen unten in der Bar und teilten uns eine Flasche Wein. Es war die entspannteste Mahlzeit, seit wir in diese Sache geraten waren. Jamies hitzköpfige Art war ein ständiger Stressfaktor gewesen, doch auch Bindy hatte sich irgendwie verändert. Vielleicht erlaubte es ihr die Tatsache, dass Jamie nicht mehr da war, jetzt mit ihrer Angst fertig zu werden, ohne dass diese von Jamie geschürt wurde.
An diesem Abend schliefen wir wieder im selben Bett und genossen das angenehme Gefühl des Beisammenseins. Obwohl ich mir Bindys Wärme und der Tatsache, dass sie sich eng an mich schmiegte, mehr denn je bewusst war, verspürte ich keinerlei Erregung. Es war mir ganz recht, und als ich eingeschlafen war, träumte ich von Fiona, wie sie Rosen in unserem Garten pflanzte, lachte und sich mit ihren zierlichen Daumen den Schmutz aus den Augen wischte.
Am nächsten Tag tauchte der Hubschrauber nicht auf. Als wir unsere Suche durch die verlassene Stadt fortsetzten und die Sonne den Zenit erreichte, sah ich in der Ferne eine Rauchsäule aufsteigen.
„Ist da noch eine Verbrennungsgrube?“, wollte Bindy wissen.
„Ich glaube nicht. Irgendwas ist anders.“
„Wie meinst du das?“ Sie kam näher und griff nach meiner Hand.
„Es ist weit weg.“
Fast zerquetschte sie meine Hand. Überflüssig zu sagen, warum. Die Rauchsäule war breit und hoch, und wenn sie tatsächlich mehrere Kilometer entfernt war, musste das Feuer riesig sein.
Als ich Bindy sagte, dass ich zum Stadtrand gehen wollte, da ich hoffte, von dort aus mehr erkennen zu können, schüttelte sie den Kopf und wich vor mir zurück.
„Ich will’s nicht sehen“, sagte sie. „Ich will’s auch nicht wissen.“
„Bindy, der Hubschrauber ist den ganzen Morgen noch nicht aufgetaucht.“
Sie nickte und wandte den Blick ab.
„Hast du auch auf die Kameras geachtet?“
„Ja.“ Sie hatten sich nicht mehr bewegt wie sonst, wenn sie uns erfassen wollten. Ich hatte ein wachsames Auge auf die Kameras,seitdem es mir früh am Morgen aufgefallen war. Bindy gegenüber hatte ich das jedoch nicht erwähnen wollen.
„Wir müssen herausfinden, was da los ist.“
Sie schüttelte den Kopf, fing jedoch nicht an zu weinen. Mit der Bindy, die sie noch vor ein paar Tagen gewesen war, hatte sie kaum noch etwas gemein. Jetzt erkannte ich Berechnung und Überlegung in ihrem Blick, keine nackte Panik.
„Ich muss es herausfinden.“ Ich nahm sie in den Arm. Sie war heiß und ihre Haut klebrig vom Schweiß. Es war der heißeste Tag, an den ich mich erinnern konnte, und ein Gefühl großer Zuneigung zu ihr überfiel mich plötzlich. Ich drückte ihr einen Kuss auf den Kopf, und sie küsste mich auf die Schulter, woraufhin wir uns noch inniger umarmten.
„Ich werde weitersuchen“, sagte sie und deutete mit dem Kopf auf die Straße, die wir unter die Lupe genommen hatten. Dort standen mehrere große Häuser, von denen auf dieser Seite noch fünf übrig waren.
„Bist du dir sicher?“
Sie berührte den Zimmermannshammer, der an ihrem Gürtel hing. Wir hatten festgestellt, dass man ihn gut gebrauchen konnte, um Türen aufzubrechen, und ich musste ihr gegenüber nicht betonen, dass er auch eine Waffe war.
„Es wird nicht lange dauern“, versprach ich, doch das sollte sich als Irrtum erweisen. Es war bereits Abend, als ich Bindy wiedersah und sich alles wieder einmal völlig verändert hatte.
Ich ging zu der Straßensperre bei der Schule zurück. Dort blieb ich eine Weile stehen und versuchte die Aufmerksamkeit auf mich zu lenken, indem ich rief und winkte. Ob ich mich nun von links nach rechts bewegte oder von rechts nach links, die auf die Straße gerichtete Kamera folgte mir nicht.
„Ich muss unbedingt mit O’Driscoll sprechen!“, rief ich. Die einzige Antwort, die ich erhielt, war Schweigen.
Weit weg in südlicher Richtung hinter einer Hügelkette stieg noch immer die Rauchsäule
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