The New Dead: Die Zombie-Anthologie
Shana ihn. „Die …“ Sie verstummte und gab dem Assistenten ein Zeichen, die Versuchspersonen zu entfernen. Als sie den Raum verlassen hatten, wandte sie sich wieder an Boros. „Können sie gerettet werden?“
Boros schüttelte den Kopf. „Der eine wird für immer vollständig gelähmt sein. Der andere wird in rapidem Tempo weiter zerfallen.“
„Man wird sie also erlösen? Auf humane Art?“
„Nicht so voreilig“, mischte sich Daniel ein. „Solange sie für die Forschung von Nutzen sind, werden wir sie behalten.“
„Aber …“, begann Shana.
„Bringen Sie sie mit ins Labor. Dort steht uns ein Lagerraum zur Verfügung, wo wir sie aufbewahren werden.“
Daniel verschwand vom Bildschirm.
Innerhalb von zwei Monaten stand Boros so kurz vor dem endgültigen Durchbruch, dass Daniel anfing, seine Arzttermine zu verschieben. Krebs sollte nicht mehr ein Todesurteil sein, zumindest nicht für ihn. Auch wenn er seinen Körper morgen zerstören würde, waren Boros’ Forschungen mittlerweile so weit gediehen, dass Daniel übergangsweise auf das vorläufige Mittel zurückgreifen und in Ruhe auf das endgültige warten konnte.
Daniel hatte keine Ahnung, wie viele Versuchspersonen sie schon verbraucht hatten. Shana brachte ihn jede Woche auf den neuesten Stand, wenn Boros seinen Bedarfsplan einreichte, doch Daniel hörte gar nicht hin. Während einer dieser wöchentlichen Updates sagte sieirgendwann: „So kann das nicht weitergehen, Sir. Er fordert noch mal zehn für die kommende Woche an. Es gibt da eine Obergrenze, wie viele Durchreisende in einer Stadt verschwinden können, bis jemand Nachforschungen anstellt …“
„Dann schicken Sie das Team eben in eine andere Stadt.“
„Das machen wir ja schon. Aber es braucht halt seine Zeit. Boros benötigt ganz normale Versuchspersonen, keine von der Straße. Haben Sie eine Ahnung, wie schwer es ist, so jemanden ausfindig zu machen? Wir nehmen sie alle vorher unter die Lupe, und trotzdem lehnt er noch ein Drittel derjenigen ab, die …“
„Dann müssen wir uns eben eine Alternative einfallen lassen.“
Ein leiser Seufzer der Erleichterung. „Vielen Dank, Sir. Nun, nach meinen Berechnungen – und wenn Sie das Mittel in seiner gegenwärtigen Form nehmen – könnten wir uns mehr Zeit bei den Tests lassen, wodurch wir die Zahl der Versuchspersonen erheblich senken könnten und …“
„Ich bin nicht bereit, ein minderwertiges Mittel einzunehmen, es sei denn, es ist absolut unumgänglich.“
„Das kann ich verstehen, Sir, aber genau jetzt kommen wir an diesen Punkt …“
„Nein, kommen wir nicht. Ich möchte, dass Sie die Mitarbeiterakten durchforsten. Finden Sie mehrere mit unheilbaren Krankheiten. Bieten Sie zwei Jahresgehälter für die Familienangehörigen an, damit sie mitmachen. Heben Sie die Vorteile des Ganzen hervor und spielen Sie die Nachteile herunter.“
Als Shana nicht antwortete, blickte er von seinem elektronischen Golfspiel auf. Sie starrte ihn an.
„Mitarbeiter, Sir?“
„Sie haben mich richtig verstanden. Wenn sich nicht genügend Kranke im Endstadium finden lassen, bieten Sie es allen an und erhöhen auf das Dreifache.“
Sie starrte ihn weiter an.
„Wie geht es Lindsey, Shana?“
Sie wurde ganz blass. Als Shana eingestellt worden war, litt ihre elfjährige Tochter an einer seltenen Leberkrankheit. Sie stand auf der Warteliste für eine Transplantation, und ihr Zustand verschlechterte sich zusehends. Als Einstellungsbonus hatte Shana eine Leber für ihreTochter erhalten sowie alles, was sie für eine vollständige Genesung benötigte. Dafür bekam Daniel die perfekte Assistentin, die für den Rest ihres Lebens in seiner Schuld stand …
„I-ich denke, dass wir der letzten Bedarfsforderung noch einmal mit Durchreisenden nachkommen können“, sagte sie, „wenn wir das Team aufteilen und in eine weiter entfernte Stadt schicken.“
Daniel lächelte. „Vielen Dank, Shana.“
Sie wollte bereits sein Büro verlassen, als er sie zurückrief und ihr einen Scheck über zehntausend Dollar überreichte.
„Ein Bonus. Kaufen Sie sich und Lindsey etwas Schönes.“
Shana starrte ihn an, und einen winzigen Moment lang glaubte er, sie würde das Geschenk ablehnen. Doch sie antwortete leise „Danke, Sir“, steckte den Scheck ein und wandte sich zum Gehen.
Endlich war es so weit. Und das keinen Augenblick zu früh, denn Daniel musste sich jeden Tag dazu zwingen, zur Arbeit zu gehen, das besorgte Schnattern seiner Frau zu
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