The New Dead: Die Zombie-Anthologie
Versuchspersonen, jedoch nicht mehr als fünfzig. Nicht dass Daniel wirklich vorgehabt hätte, bei fünfzig aufzuhören, aber man musste schließlich gewisse Grenzen setzen. Zudem würde es Shana, die zugegebenermaßen wichtig war, versöhnlich stimmen. Er konnte es sich nicht leisten, sie in dieser wichtigen Phase zu verlieren.
Innerhalb einer Woche hatte Boros die ersten Testpersonen so weit, dass Daniel sie sich näher ansehen konnte.
„Sie sind noch lange nicht in dem Zustand, den Sie haben wollen“, sprach Boros in die Kamera. „Aber ich will Ihnen völlige Transparenz bieten, Mr. Boyd. Sie können selber sehen, welche Fortschritte bereits gemacht wurden und was noch verbessert werden muss. Keine faulen Tricks. Ich glaube, davon hatten Sie schon genug, oder?“
„Ganz recht.“
Boros steckte sein Geld offensichtlich nicht in sein Labor, das aus einer Reihe schäbiger Kellerräume bestand. Es war zwar sauber und erstklassig ausgestattet, aber nicht gerade ein Hightech-Hochglanzlabor, wie man es bei derartigen Experimenten erwartet hätte.
Außerdem hatte Boros keine Assistenten. Auch das lag nicht an fehlenden finanziellen Mitteln, sondern offensichtlich an einer allzu verständlichen Verfolgungsangst. Boros vertraute nur einem jungen Mann, einem Wissenschaftler und Totenbeschwörer. Daniel hatte Verständnis für diesen Argwohn, denn aus diesem Grund war auch Shana seine einzige Vertraute. Doch mit etwas mehr Personal würden sich rascher Ergebnisse erzielen lassen, und da Daniel nur noch drei Monate zu leben hatte, mussten diese schnellstens her.
Boros’ Assistent brachte die erste Versuchsperson herein, die auf einer Bahre festgeschnallt war. Aus dem Lautsprecher drang Shanas leiser Seufzer.
„Zumindest ist er bei Bewusstsein“, raunte sie Daniel zu.
„Diese Versuchsperson ist schon seit einer Woche ein Zombie, und wenn Ms. Bergin so freundlich sein möchte, ihn zu untersuchen, wird sie feststellen, dass er keinerlei Anzeichen von Verwesung aufweist. Es gibt da jedoch ein anderes Problem.“
Shana verkrampfte sich, als Boros eine Einschränkung ankündigte. „Ist er nicht stabil?“
„Sozusagen.“
Der Assistent löste die Gurte. Der Mann lag da und blinzelte an die Decke.
„Steh auf“, befahl Boros.
Der Mann rührte sich nicht. Doch genau das hätte er tun sollen: Zombies mussten den Anweisungen des Totenbeschwörers Folge leisten, der sie zum Leben erweckte.
„Aha, Sie haben es offensichtlich geschafft, dass der Zombie Ihnen nicht aufs Wort gehorcht“, bemerkte Daniel. „Das ist ja schon mal was.“
„Eigentlich nicht. Die Untersuchung seiner Hirnaktivitäten hat ergeben, dass er sehr wohl reagieren würde, wenn er könnte. Der Versuch, dafür zu sorgen, dass der Zombie nicht auf die Befehle des Totenbeschwörers hört, hat wohl dazu geführt, dass gar keine Kontrolle mehr vorhanden ist.“
Wie als Antwort darauf bildete sich auf der Hose der Testperson ein nasser Fleck.
„Das ist tatsächlich ein Problem“, meinte Daniel.
Boros lächelte zaghaft. „Ich hatte damit gerechnet, dass Sie so etwas sagen würden.“ Boros gab seinem Assistenten ein Zeichen, der daraufhin die zweite Versuchsperson hereinführte. Zu Daniels Erleichterung konnte diese gehen. Sie hinterließ jedoch eine Spur aus verwesten Fleischfetzen, die wie Schuppen von ihr herabfielen.
„Auch das ist ein Problem“, stellte Daniel fest.
„Das sehe ich auch so.“
Boros wandte sich an die Testperson. „Klatsch drei Mal in die Hände.“
Der Mann blickte ihn nur an.
„Berühre deine Zehen.“
„Warum?“, fragte der Mann.
Boros stellte sich zwischen die beiden Versuchspersonen. „Bei dem einen habe ich den Verwesungsprozess auf Kostender Kontrollfunktionen des Körpers in den Griff bekommen. Bei dem anderen konnte ich zwar dafür sorgen, dass er nicht unter der Kontrolle des Totenbeschwörers steht, jedoch habe ich damit den Verwesungsprozess beschleunigt. Welches Problem soll ich nun als Erstes angehen? Ich weiß, dass Sie es am liebsten sähen, wenn ich mich um beide gleichzeitig kümmere, aber meine Möglichkeiten hier …“
„Sie werden nicht mehr in Ihrem Labor arbeiten, sondern Ihre Forschungsarbeit hier fortsetzen. Ich räume mein Laboratorium und stelle Ihnen meine Wissenschaftler zur Verfügung.“
„Ich würde es vorziehen …“
„Nichts da … Andernfalls bin ich die längste Zeit Ihr Kunde gewesen. Also, wenn Sie mich bitte entschuldigen würden …“
„Sir?“, unterbrach
Weitere Kostenlose Bücher