The New Dead: Die Zombie-Anthologie
geschlossen.
„Sie!“, knurrte eine Stimme hinter ihm.
Er warf sich herum und sah, dass ein Wandelement geöffnet worden war. Eine der Zombie-Versuchspersonen stand in der Öffnung und blinzelte ihn mit dem gesunden Auge an, das andere war verkümmert.
„Sie haben mir das angetan“, presste der Zombie angestrengt durch seine zerfallenden Lippen hervor.
„Nein“, widersprach Daniel ganz bedächtig. „Ein Wissenschaftler …“
„Sie können sich nicht einmal an mich erinnern, oder? Aber ich erinnere mich an Sie. Wie Sie dasaßen, mir kaum Aufmerksamkeit schenkten und mit Ihrem Handy telefonierten, während Sie mich verurteilt haben, zu dem hier zu werden.“ Er deutete auf seinen verwesenden Körper.
Daniel blickte zum Lautsprecher hoch. „Wenn Sie mir damit eine Lektion erteilen wollen, Shana …“
„Nein, Sir! Hiermit will ich Ihnen eine Lektion erteilen.“
Ein weiterer Zombie tauchte hinter dem ersten auf. Ein dritter kam auf Armstümpfen in den Raum gekrochen. Ein vierter drängte sich ungeduldig an ihm vorbei. Sie bauten sich grummelnd und stöhnend nebeneinander auf und blickten Daniel finster an. Schließlich setzten sie sich in Bewegung. Ein Zombie nach dem anderen lief, torkelte, schleppte sich auf ihn zu.
Daniel rannte zur Tür, hämmerte mit den Fäusten dagegen und schrie wie von Sinnen.
„Keine Angst, Sir“, sagte Shana. „Ihre Umwandlung war erfolgreich. Was auch immer sie mit Ihnen machen, Sie können nicht sterben.“
Es klickte, und der Lautsprecher verstummte, als die Zombies über ihn herfielen.
Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012
DELICE
VON HOLLY NEWSTEIN
Das knirschende Geräusch von Stein auf Stein wurde von der stickigen Luft gedämpft. Wenige Augenblicke später erfüllte ein heftiger Gestank, der an ausströmendes Gas erinnerte, die Nacht. Er war so bestialisch, dass man ihn schon beinahe zu sehen glaubte. Eine weiß gekleidete Gestalt beugte sich über das geöffnete Grab und hob ein zu einem Bündel zusammengeschnürtes, fleckiges Tuch ins Mondlicht. Mit einem dumpfen Ton schlug es auf dem Pflaster auf.
Die weiße Erscheinung verschloss das Grab und stöhnte vor Anstrengung. Sie beugte sich über das Bündel und zog das Tuch vorsichtig beiseite.
„ Ah, cette petite. Quel dommage .“ Sie hob das Bündel hoch und trug es fort, bis die tiefschwarzen Schatten sie ganz verschlungen hatten.
Ein mattgelber Blitz erhellte die „Totenhäuser“ auf dem Friedhof. In der Ferne war ein leises Donnergrollen zu hören.
Das Erste, was Delice wahrnahm, war das Unwetter. Dicke Regentropfen trommelten auf das Blechdach, doch in dieser drückend heißen Augustnacht würden sie keine Erfrischung bringen. „ Ce pauve, ce pauve “, summte eine fremde, sanfte Altstimme. Röcke raschelten, als die Frau im Zimmer hin und her ging.
Die Stimme, der Regen und das Rascheln des Stoffs wirkten sehr beruhigend auf Delice. Sie hatte in ihrem kurzen Leben nicht viele friedliche Momente erfahren, und so lag sie nun vollkommen still und atmete ganz flach. Sie wollte den Bann nicht brechen, den Moment nicht zerstören.
Eine warme Hand berührte sie an der Wange.
„ Ma pauve , wach jetzt auf.“
Delice öffnete die Augen.
Eine große Frau mit einem Turban lächelte sie von oben herab an. Sie war schlank, hatte eine milchkaffeefarbene Haut und schräg stehende schwarze Augen. Geschickt streifte sie Delice eine Halskette über den Kopf und legte ihr ein Stoffamulett auf die Brust.
„Ein gris-gris für dich. Um Ava Ani zu helfen. Nun werden wir dich baden.“
Delice spürte, wie sich schubweise eine seltsame Hitze in ihrer Brust ausbreitete. Sie beobachtete, wie die Frau warmes Wasser in eine Schale füllte. Dann nahm sie mehrere kleine Tontöpfe aus einem Regal und gab nach und nach etwas ins Wasser … Pulver und getrocknete Blätter. Ein angenehmer Wohlgeruch erfüllte den Raum … ein köstlicher frischer Duft, ganz anders als der erdige Gestank nach Mehltau und Verwesung, den Delice noch immer in der Nase gehabt hatte. Während Ava Ani die Blätter in die Schale tauchte, sang sie leise in einer Sprache, die Delice nicht ganz verstand. Es war Französisch, so viel war sicher, aber von den Inseln … Hispaniola vielleicht. Kein Dialekt, den Delice hier in New Orleans gehört hatte … den Madame und Monsieur sprachen.
Die Frau holte ein sauberes weißes Tuch und brachte es mit der Schale zu dem Tisch, auf dem Delice bewegungslos lag. Ava Ani
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