The Old Republic 01 - Eine unheilvolle Allianz
dürfe wie sie, um sie zu besiegen.
»Also ist die Zukunft nicht immer in Stein gemeißelt?«
»Nein. Und manchmal bin ich froh darüber, Shigar.« Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter und führte ihn zur Tür. »Und ich glaube, auch du wirst lernen, es zu sein.«
Sie schien tatsächlich müde. Er wünschte, er könnte etwas tun, damit sie sich besser fühlte. Aber wie sollte er, ein niederer Padawan, die schwere Last, die sie zu tragen hatte, verstehen oder auch nur ansatzweise auf seine Schulter nehmen?
Wieder verriet ihm ein Funke der Vorbestimmung, dass er dicht vor etwas stand, das er in der Vergangenheit gesehen hatte.
Sei freundlich, Shigar!
Hatte sie sich all die Zeit über selbst gemeint? Hatte er die ganze Quälerei wegen Larin umsonst durchgemacht? Ein anderer Gedanke ging ihm auf einmal durch den Kopf. Manche Wege sind härter, als deine es waren. Hatten diese Worte bis jetzt einwirken müssen, damit er sie verstand. Sie sprach von ihm.
Als sie das Audienzzimmer verließen, entschied er, dass es in Ordnung sei, sich zerrissen zu fühlen. Eigentlich sollte er sich sogar daran gewöhnen. Es standen erhebliche Herausforderungen an, ob die diplomatischen Bemühungen des Hohen Rates nun Erfolg zeigten oder nicht. In einem Universum, das nach Schwarz und Weiß verlangte, würde er mit Grau vorliebnehmen.
Und wenn er seine Prüfungen bestand, würde er sich mit Meister Traless unter vier Augen unterhalten. Wenn wirklich Tausende von Jedi-Rittern so dachten wie er, würde Hoffnung bestehen, falls die Diplomatie versagte.
KAPITEL 49
DARTH HOWL, Dunkler Lord der Sith, erwies sich im Gegensatz zu ihrer ersten Begegnung beim zweiten Mal als weniger imposant. Er trug eine schwarze Uniform, die sowohl Hoheitszeichen als auch Trophäen vermissen ließ, und Ax deutete dies als Zeichen dafür, dass er es nicht darauf abgesehen hatte, sie zu beeindrucken. Dass er sie aufgefordert hatte, auf seiner privaten Jagdanlage auf Dromund Raas unter vier Augen mit ihm zu sprechen, nahm sie mit gemischten Gefühlen auf.
»Wähle ein Gewehr!«, forderte er sie auf und zeigte auf eine umfassende Sammlung an der Wand seines Studierzimmers. »Folge mir auf die Terrasse!«
Ax wählte eine antike Waffe mit einem aus Knochen gefertigten Schaft. Sie war voll aufgeladen und ihre Visierung perfekt justiert. Sie hätte wetten können, dass Darth Howl sie alle auf diese Weise aufbewahrte, und das nicht nur zur Schau.
Sie hatte recht. Die »Terrasse« erwies sich als weitläufige Aussichtsplattform mit Blick über ein dicht bewachsenes tropisches Gelände, das man an mehreren Stellen gerodet hatte, um freie Sicht in das Unterholz zu schaffen. Die Sonne stand im Zenit über den Wolken, Bedingungen, wie sie in der Imperialen Hauptstadt nicht besser hätten sein können.
Darth Howl läutete eine Glocke. Irgendwo unter den Bäumen öffnete sich rasselnd eine Käfigtür. »Ich habe dich hierher gebracht, Eldon Ax«, sagte er, als er langsam sein Gewehr vor sein Gesicht hob, um das Gebiet abzusuchen, »damit du mir erklären kannst, wie du Darth Chratis umgebracht hast.«
Sie erstarrte. Wie konnte er das wissen? Sie hatte es niemandem erzählt und war sich sicher, dass keiner der Soldaten auf Sebaddon verstand, was sich an jenem Tag ereignet hatte. Die Hexen hatten unzählige Leute getötet. Darth Chratis war nur einer von vielen gewesen.
Darth Howls Gewehr gab einen jähen, schrillen Knall von sich, bei dem sie zusammenzuckte. Irgendetwas schrie zwischen den Bäumen in der Tiefe auf.
Der Dunkle Lord sah sie an und bedachte sie mit einem gespenstischen, scharfzahnigen Lächeln.
»Keine Sorge«, sagte er. »Solange du hier oben bist, wird dir nichts passieren.«
Sie fragte sich, wie lange dieses Glück anhalten würde.
»Wieso glaubt Ihr, Ich hätte Ihn umgebracht, mein Lord?«
»Jedes Mal, wenn ein Schüler ohne seinen Meister zurückkehrt, stellt sich die Frage von selbst. Es hat Tradition, auch wenn es eine ist, von der man noch nicht viel gehört hat. Zuerst überlebt man die Akademie, dann überlebt man seinen Meister. Auf diese Weise habe ich mir meinen Ruf geschaffen, und ich nehme an, dass auch du vorhast, dies zu tun. Die Frage ist: wie?«
Das Gewehr knallte erneut.
»Wenn du nicht bald schießt, junge Ax, muss ich davon ausgehen, dass du den Mut verloren hast.«
Ax tat wie ihr geheißen, hob das Gewehr und drückte es fest gegen ihre Schulter. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal Irgendeine
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