The Others: Sie sind unter uns - Haines, J: Others: Sie sind unter uns - Hunted by the Others
die Weißhüte vom Leib zu halten? Aber selbst wenn, dachte ich misstrauisch. Ich hatte einem Vampir wie Royce nicht viel zu bieten. Er war steinreich, besaß Immobilien in mehreren Staaten und hatte mehr Lakaien und kriecherische Blutspender, als er brauchen konnte. Ich konnte ihm nichts geben, was er nicht schon hatte, außer vielleicht einen Zugang zum Circle.
Außerdem würde er vermutlich ziemlich stinkig werden, sobald er herausfand, worauf ich es abgesehen hatte. Und ich stand unter Vertrag. Das Schriftstück enthielt jede Menge Vertraulichkeitsklauseln. Ich könnte meine Lizenz verlieren, falls es dazu noch käme. Denn vermutlich löschte mich der Circle kurzerhand aus, weil ich mich gegen ihn gewandt hatte. Oh, und wir sollten auch nicht vergessen, dass ich es hier mit einem Vampir zu tun hatte. Unserem letzten Treffen nach zu urteilen, würde er versuchen, mir auf charmante Art Informationen über meinen Auftrag zu entlocken. Der Teufel ist bekanntlich auch ein Schmeichler.
Obwohl mir das Herz bis zum Hals schlug und mir die Gedanken nur so durch den Kopf jagten, wählte ich meine Worte sorgfältig. »Bei allem gebotenen Respekt, Mr Royce, aber ohne Zustimmung meiner Klienten kann ich keine Informationen preisgeben. Ich würde in meinem Beruf nicht lange bestehen, wenn ich das täte.«
Er stützte die Ellbogen auf den Tisch, faltete die Hände und lehnte sein Kinn auf die Knöchel. Dann sah er mich prüfend mit seinen schwarzen Augen an, die er zu schmalen Schlitzen verengte. Offenbar wog er ab, was ich gesagt hatte und was nicht.
»Ich würde es bedauern, wenn Ihnen meinetwegen etwas zustößt.«
O super. Das war ja beruhigend.
»Ich verfüge über beträchtliche Mittel, Ms Waynest. Selbst wenn Sie sich entscheiden, diese Farce weiterzuspielen und gegen mich zu arbeiten, werde ich mein Schutzangebot nicht zurückziehen. Ich kümmere mich um die meinen.«
Was zur Hölle sollte das heißen? Ich war keiner seiner Blutspender und nicht einmal bei ihm angestellt.
»Das weiß ich zu schätzen. Es tut mir leid, wenn ich Ihnen im Gegenzug nicht das geben kann, was Sie wollen.«
Es tat mir ungefähr so leid wie einem Kind, das mit der Hand in der Keksdose erwischt wurde. Ich wollte meinen Keks, ähm, mein Geld, verdammt nochmal. Ich musste Rechnungen bezahlen.
Er atmete tief durch die Nase und schloss die Augen. Ich fragte mich warum. Vamps mussten nicht wie Lebende atmen.
»Der Circle will etwas unbedingt haben, wenn sie Ihnen sogar Amber-Kiss-Parfüm geben. Ich dachte, die Alchemisten hätten schon vor Jahrhunderten aufgehört, es herzustellen. Es versteckt Ihren Geruch wirklich wunderbar, aber Ihr Herzschlag verrät Ihre Angst.«
Meine Nackenhaare richteten sich auf und ich versuchte, das Zittern zu unterdrücken, das seine Worte ausgelöst hatten. Was hatte er vor?
»Worauf wollen Sie hinaus?« Das klang souverän genug. Ich war jedoch nicht sicher, ob ich überhaupt wissen wollte, worauf dieses Gespräch hinauslief.
Seine Augen blieben geschlossen. Er schwieg und atmete mehrmals tief durch. Offenbar versuchte er, unter dem Parfüm meinen Geruch aufzuspüren. Das war so was von gruselig.
»Sie ziehen die Aufmerksamkeit von Vampiren, vom Cirle und von Weißhüten auf sich. Sie haben es geschafft, die Machtstruktur eines ansässigen Werwolfrudels zu erschüttern. Sie sind menschlich, haben jedoch plötzlich mit solchen wie mir zu tun. Und das, obwohl Sie große Angst haben. Das macht mich neugierig. «
»Und wir alle wissen, wie sehr du Dinge liebst, die deine Langeweile lindern, und sei es nur für kurze Zeit«, erklang eine bissige, tiefe Frauenstimme hinter mir. Ich erschrak so heftig, dass ich nur mühsam einen Aufschrei unterdrücken konnte.
Royce öffnete die Augen und schaute zur Tür. Sein Gesicht war ausdruckslos. Ich drehte mich in meinem Lederstuhl, um zu sehen, wer sich zu uns gesellt hatte.
Es war die Rezeptionistin vom Circle!
KAPITEL 12
D as Mädchen schlenderte zu Royce, ließ ihre Tasche auf den Tisch fallen und gab dem Vampir einen Kuss auf die Wange. Ich hätte nicht fassungsloser und erschrockener sein können, wenn ihr Hörner und ein Schwanz gewachsen wären und sie angefangen hätte, New York, New York zu singen.
Trotz des Schocks bemerkte ich, dass sie nicht mehr so dürr und perfekt aussah wie hinter dem Schreibtisch in der Empfangshalle vom Circle. Ihre Frisur und ihr Make-up waren längst nicht makellos. Sie war immer noch hübsch, würde aber nicht mehr als Model
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