The Others: Sie sind unter uns - Haines, J: Others: Sie sind unter uns - Hunted by the Others
»du kannst ihn anrufen und fragen. Vielleicht ist er diesmal ehrlich.«
Ich musste lachen. »Genau, und vielleicht sagt Royce heute Abend, dass alles nur ein Missverständnis war und dass es ihm leidtut, mir Unannehmlichkeiten bereitet zu haben.«
Sara grinste, und ihre Augen blitzten amüsiert auf. »Man kann nie wissen.«
Zumindest konnten wir noch über die Situation lachen.
Sie biss von ihrem Brötchen ab und murmelte mit
vollem Mund: »Also, was ist der Plan für heute? Ich werde an dem Vermisstenfall arbeiten, diesem Borowsky-Jungen. Was ist mit dir und Arnold?«
Ich rieb mir nachdenklich das Kinn. Was genau tat man am (wahrscheinlich) letzten Tag seines Lebens?
KAPITEL 23
A m (wahrscheinlich) letzten Tag seines Lebens saß man anscheinend eine Stunde dumm herum, während sich ein Notar durch die Paragraphen eines Vertrags murmelte, bevor man unterschreiben durfte.
Der Mann war Mitte vierzig, wurde langsam kahl, lispelte und blinzelte durch Brillengläser, die dicker waren als Arnolds, auf die winzige Schrift hinunter. Arnold hatte mich zu einem Laden in der Nähe gefahren. Es war ein kleiner Copyshop, in dessen Fenster ein Schild mit der Aufschrift BILLIGER NOTAR! klebte. Billig war das entscheidende Wort.
Schließlich schaute der Notar vom Schreibtisch auf und verzog missbilligend die Lippen.
»Es steht mir nicht zu, das zu sagen, Miss, aber sind Sie sicher, dass Sie unterschreiben wollen? Es ist noch nicht zu spät, um auszusteigen.«
Ich kämpfte gegen den Drang an, mir meine schmerzenden Schläfen zu reiben. »Ja, ich bin sicher. Können wir bitte einfach weitermachen?«
Mit noch missmutigerem Gesichtsausdruck reichte
mir der Kerl einen Füllfederhalter. Ich kritzelte meine Unterschrift in die Zeile Freiwillige menschliche Einwilligung und Zustimmung zu einem bindenden Vertrag mit einem Other-Bürger und schob dem Notar Stift und Vertrag zu. Er nahm den Stift und setzte seine klare, professionelle Unterschrift unter meine. Dann datierte er die Seite und stempelte sein Siegel darauf.
Gott rette mich, ich hatte mich gerade an Royce überschrieben.
Ich ließ den Vertrag einmal kopieren und bezahlte den Kerl. Dann nahm ich meine Quittung sowie den Vertrag und ging. Ich hoffte inständig, dass Sara recht hatte und Royce nicht alle Seiten noch einmal las. Mit ein bisschen Glück kontrollierte er nur meine Unterschrift und reichte das Dokument dann sofort bei Gericht ein. Als wir auf den kleinen Parkplatz kamen, hielt Arnold mir die Beifahrertür auf. Bevor ich einstieg, legte er mir die Hand auf die Schulter.
»Mach dir keine Sorgen. Wir finden einen Weg, um dich da rauszuholen.«
Ärgerlich schüttelte ich seine Hand ab und stieg ein. Ich starrte auf die Papiere in meinem Schoß.
»Es ist zu spät, um da noch rauszukommen. Sobald Royce den Vertrag bei Gericht eingereicht hat, war’s das. Bis einer oder wir beide tot sind, kann Royce mir das Leben zur Hölle machen.«
»Aber du ihm auch.«
Arnold schloss die Tür und ging auf die Fahrerseite. Sobald er den Motor angelassen hatte, schaute er mich wieder an. Seine grünen Augen waren ernst.
»Vampire hassen es noch mehr als Menschen, wenn die Dinge nicht so laufen, wie sie es sich vorgestellt haben. Besonders alte Vampire wie Royce. Sie bilden sich eine Menge darauf ein, dass sie die Handlungen anderer vorhersagen können und immer am Zug bleiben. Es ist eine Art Überlebensinstinkt. Sobald Royce erfährt, dass der Vertrag verändert wurde, wird er versuchen, auszusteigen. Vor allem, wenn du mit dem Gürtel um die Hüfte auftauchst.«
Ich verzog das Gesicht und rieb mir die Schläfen. »Ich bin nicht sicher, ob ich in seinem Büro auftauchen und so tun kann, als hätte ich aufgegeben, während ich ein paar Pflöcke an der Hüfte trage. Das passt nicht zu dem Bild, kleinlaut den Vertrag zu übergeben.«
Ein hinterhältiges Grinsen breitete sich in seinem Gesicht aus. »Ist mir klar. Deshalb gehen wir jetzt shoppen.«
Shoppen. Ich würde heute Abend zum Vampirspielzeug werden und er wollte shoppen gehen?
»Heute Abend wird es kühl sein, also kannst du eine lange Jacke tragen, um den Gürtel zu verstecken. Dein Outfit ist entscheidend — du musst ausstrahlen, dass du sofort zurückschlägst, falls er dich angreift. Davon hängt wahrscheinlich ab, ob er sich zurückzieht oder auf dich losgeht.«
Ich brauchte eine Minute, um das zu verdauen. »Du sagst also, ich muss aussehen wie ein ›furchtloser Vampirjäger‹, damit er zweimal
Weitere Kostenlose Bücher