The Others: Sie sind unter uns - Haines, J: Others: Sie sind unter uns - Hunted by the Others
noch viel mehr fähig, als er sich anmerken lässt. Mit Hilfe des Fokus wäre er durchaus in der Lage, einen Krieg anzuzetteln. Momentan liegt das vielleicht nicht in seinem Interesse, aber ich halte die Vermutung für nicht zu weit hergeholt, dass der Zeitpunkt kommen wird.«
Arnold fuhr schweigend weiter. Ich hatte das Gefühl, dass es zu seiner Erklärung noch einen unausgesprochenen Subtext gab, den ich mir nicht zusammenreimen konnte.
»Er ist nicht gerade glücklich mit dem Circle«, fuhr Arnold fort. »Nach unseren Informationen versucht er, ähnliche Artefakte auch noch in seinen Besitz zu bringen und hat bereits Vereinbarungen mit ansässigen Werwolfsrudeln getroffen. Die Pressefutzis lagen am Sonntagmorgen gar nicht so weit daneben. Er kann den Fokus einsetzen, um Others gegen Others aufzuhetzen, und so die Macht der Magier und Werwölfe bis zu einem Punkt schwächen, an dem er die Herrschaft an sich reißen kann.«
Arnold holte tief Luft und fügte dann hinzu: »Wenn er zu viel Macht gewinnt oder zu viele andere Vampire erschafft, dann kann er mit Hilfe des Fokus die ganze Stadt übernehmen und von hier aus weitermachen. Denk dran, er ist alt genug, um den Aufstieg und den Fall Roms gesehen und die Kreuzzüge miterlebt zu haben. Er war dabei und konnte aus den Siegen und Niederlagen der größten Militärstrategen
unserer Geschichte lernen. Er weiß, was er tut, und ich bin nicht daran interessiert, dass die Vampire den Planeten übernehmen.«
Ich hörte mir alles mit wachsendem Unbehagen an und versuchte, mir den charmanten Vampir als eine Art Kriegsherr oder Diktator vorzustellen. Es passte nicht zu dem, was ich bis jetzt von Royce gesehen hatte, aber Arnold hatte zweifellos recht, was Royce’ Machtposition anging. Aber selbst wenn Royce sich an die Spitze der Others-Nahrungskette setzte, gab es bei Weitem nicht genug Vampire, Werwölfe oder Magier, um eine Regierung zu stürzen oder ein Land zu übernehmen. Und was sollte Royce eine Diktatur bringen? Er hatte jetzt schon den Großteil von New York unter seiner Fuchtel.
Ich wurde daraus nicht schlau und entschied, die Dinge erstmal so hinzunehmen.
»Natürlich bin ich auch nicht scharf darauf, dass die Vampire alles übernehmen«, sagte ich. »Also werde ich nach dem Fokus Ausschau halten.«
Ich achtete sorgfältig darauf, dass in meiner Stimme weder meine Zweifel noch mein Zögern mitklangen. Und ich sagte ihm nicht, dass ich das Ding auf keinen Fall dem Circle übergeben würde, sollte sich wunderbarerweise eine Möglichkeit ergeben, es dem Vampir abzunehmen.
KAPITEL 24
A rnold nahm mich mit zu einem Fachgeschäft in der Nähe des Central Park. Dem Schaufenster nach zu urteilen, war es eine Kombination aus Tätowiersalon und Leder-Fetisch-Laden. Ich war nicht gerade scharf darauf, reinzugehen, aber sobald Arnold mich davon überzeugt hatte, einem der reichlich gepiercten Angestellten durch die Tür mit der Aufschrift NUR FÜR PERSONAL zu folgen, wusste ich, warum er mich hierhergebracht hatte.
Der Mann führte uns über eine morsche Holztreppe nach unten und öffnete das Lager, dessen Eingang halb hinter Kisten und Kartons verborgen war. Dann betraten wir den offenbar weniger legalen Teil des Ladens, einen großen, hell erleuchteten Raum. Hier gab es eine zugegebenermaßen eindrucksvolle Sammlung von Schutzwesten und Waffen, die in Glaskästen ausgestellt waren, an Regalen hingen oder an den Wänden befestigt waren. Ich war mir ziemlich sicher, dass keine dieser Waffen registriert war, schon gar nicht die großkalibrige Minipistole in der beleuchteten Vitrine
oder die sorgfältig gestapelten Kisten voller Brandgranaten, die neben der Kasse standen und mit einem hübschen Rabatt lockten: AUSVERKAUF — 30 % NACHLASS, SOLANGE DER VORRAT REICHT!
An der hinteren Wand befand sich die Abteilung: TUMMELPLATZ DER JÄGER: FÜR DEN ERFAHRENEN VERNICHTER. Soweit ich sehen konnte, gab es dort überwiegend Holzpflöcke mit Kunstledergriffen, fragil wirkende Phiolen mit Weihwasser, die beim Aufprall zerbrechen sollten, Kreuze, Armbrustbolzen und Pfeile, deren Größe von bleistiftlang bis mehr als armlang reichte. Daneben lagen ein paar UV-Taschenlampen und jede Menge anderes Zeug, das ich nicht identifizieren konnte.
Arnold steuerte auf einen Typen zu, der hinter dem Tresen saß und ein Taschenbuch las. Anders als der Angestellte, der uns hierhergeführt hatte, zierten ihn weder Piercings noch sichtbare Tätowierungen. Statt zerrissenen Jeans und einem
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