THE OTHERS - Sie wollen dein Blut - Haines, J: OTHERS - Sie wollen dein Blut - Taken by the Others (2. Band der Others-Serie)
diesem Ort entfernen musste, so schnell, wie meine Beine mich tragen konnten. Schließlich hätten Royce oder seine Leute in den letzten Tagen, in denen ich vor Verliebtheit nicht klar denken konnte, genug Möglichkeiten gehabt, mir wehzutun oder mich zu benutzen, wenn sie es vorgehabt hätten. Selbst in meiner blinden Hysterie war mir bewusst, dass ich nicht wegen der Others rannte. Es waren nicht Royce oder Dillon oder Mouse, die mir Angst machten.
Ich rannte vor mir selbst weg.
Aber es ist witzig – man kann sich selbst nicht entkommen. Selbst während ich versuchte, zu vergessen, was ich getan hatte, versuchte, Royce’ Blut in meinem Mund, Max’ Reißzähne in meinem Hals, den Schmerz in Chaz’ Augen zu vergessen, wusste ich doch, dass ich alldem nicht entkommen konnte . Selbstekel überschwemmte mich. Ich ignorierte die überraschten Blicke der Leute um mich herum, den Verkehr, die Gebäude. Ich wollte nur das Sonnenlicht warm auf meiner Haut spüren, um den Makel auf meiner Seele zu vernichten. Und ich wollte so viel Abstand wie möglich zwischen mich und Royce’ Haus bringen, um vergessen zu können, was ich dort getan hatte.
Ich bog zum Park ab und tauchte zwischen die Bäume ein. Ich bemerkte kaum, dass meine Füße vom Barfußlaufen aufgerissen waren und bluteten.
Ich hatte gebettelt. Ich hatte Royce nicht nur darum gebeten, sondern hatte ihn angebettelt , mir mehr von seinem Blut zu geben.
Ich hielt an und kämpfte keuchend gegen den Drang, mich zu übergeben. Ich stand allein in einem kleinen Wäldchen, in dem große Ahornblätter Schatten und Privatsphäre garantierten. Ein paar durch die Blätter brechende Sonnenstrahlen erhellten den Staub, der in der leisen Brise tanzte. Ich kroch zu einem dieser Sonnenstrahlen, wischte mir mit beiden Händen die Tränen ab, schloss meine brennenden Augen und hielt mein Gesicht der sauberen Wärme entgegen, während ich sie aufsaugte, als hinge mein Leben davon ab. Aber selbst die Hitze der Sonne konnte die Kälte in mir nicht vertreiben.
Das, was ich im Leben am meisten fürchtete, war, an einen Vampir gebunden zu sein. Diese Angst war wahr geworden, als Max mich entführt hatte. Ich hatte so tief unter diesem Einfluss gestanden, dass es mir nicht einmal als schlechte Idee erschienen war, mich von Royce auch noch binden zu lassen. Ich hatte mich seiner Herrschaft willig untergeordnet. Ich wollte, musste dort bleiben, war glücklich gewesen, für ihn da zu sein und jedem seiner Befehle zu folgen wie eine Marionette.
Und er hatte mich gehen lassen .
Royce hatte immer eine Million und einen Grund für alles, was er tat, auch wenn er sie nicht offenlegte. Alles war kalkuliert und darauf ausgerichtet, ihm Vorteile oder Einfluss zu verschaffen und Leute effektiver unter seine Fuchtel zu bekommen. Also, warum hatte er die Verbindung nicht verstärkt, als ich ihn im wahrsten Sinne des Wortes angefleht hatte, es zu tun? Warum hatte er das nicht ausgenutzt, wo er doch vorher auf so viele verschiedene Arten versucht hatte, mich zu manipulieren? Warum hatte er die Verbindung nicht bis zum Letzten ausgenutzt und mir befohlen, ihm mein Blut und meinen Körper zu geben, wie er es so deutlich gewollt hatte, bevor all das geschehen war?
Es ergab keinen Sinn. Und es sorgte nicht im Mindesten dafür, dass meine Panik abnahm. Tatsächlich verstärkten seine Handlungen meine Angst noch. Seine Taten, oder vielmehr ihr Ausbleiben, bedeutete, dass er mich auch auf andere Art manipulierte – auf eine Art, die ich bis jetzt noch nicht erkennen konnte.
Ich fiel auf die Knie, schlug die Hände vors Gesicht und weinte, bis ich keine Tränen mehr übrig hatte. Ich war so kurz davor gewesen, mein Leben, meinen freien Willen, meine Freiheit und meine Seele zu verlieren, dass ich wahrscheinlich den Verstand verloren hätte, wäre ich nicht von meinem Zusammenbruch wie betäubt gewesen.
Als die Tränen versiegten, fand ich es unglaublich unfair, dass der Himmel ein solch makelloses Blau zeigte und die Sonne so fröhlich strahlte. In einem der Bäume um mich herum sang sogar ein Vogel – ein heiserer, fröhlicher Gesang. Er irritierte mich eher, als dass er mich beruhigte. Besonders, nachdem meine Füße inzwischen wirklich schmerzten und ich jetzt entweder zu Royce’ Haus zurücklaufen und mich erklären oder irgendeinen magischen Weg finden musste, um nach Hause zu kommen.
Ich fuhr mir mit einer Hand durch die Haare und strich mir meine widerspenstigen Locken aus dem
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