THE OTHERS - Sie wollen dein Blut - Haines, J: OTHERS - Sie wollen dein Blut - Taken by the Others (2. Band der Others-Serie)
hatte vollkommen recht. Ich hatte jedes Angebot, das er mir gemacht hatte, erst herablassend abgelehnt, nur um dann widerwillig angekrochen zu kommen und ihn um Hilfe zu bitten, wenn ich keine andere Möglichkeit mehr sah. Er stellte für mich nichts als den letzten Ausweg dar. Sosehr ich das auch hasste und so wenig ich es zugeben wollte: Ich hatte ihn behandelt wie Dreck und fühlte mich jetzt, wo er mich darauf hingewiesen hatte, ziemlich schuldig. So angsteinflößend er auch war – wenn es stimmte, dass er nichts damit zu tun hatte, dass die Polizei Chaz verletzt hatte, dann verdiente er es absolut nicht, so behandelt zu werden.
Devons schnelle Seitenblicke und die Tatsache, dass ich spürte, wie Chaz mich von hinten anstarrte, machte alles nur noch schlimmer. Ich schloss die Augen und versuchte, mir einzureden, dass sie nicht da waren, um etwas zu finden, das ich erwidern konnte, um die Situation zu retten.
»Du hast recht«, sagte ich. »Ich war undankbar und gedankenlos.«
Er antwortete nicht, und ich fragte mich, was er wohl von meinem Eingeständnis hielt. Schwer zu sagen, wenn man nicht einmal ein normales Atemgeräusch hörte, an dem man etwas abschätzen konnte, ganz zu schweigen von einer Miene, Worten oder einer Stimmlage. Ich sprach weiter.
»Du hast versucht, mir zu helfen, und ich habe dich abblitzen lassen. Das tut mir leid. Aber bitte versuch mal, die Dinge mit meinen Augen zu betrachten! Ich habe nicht darum gebeten, von Max gejagt oder von dir gebunden und verwandelt zu werden. In den letzten paar Tagen wollten mich mehr Leute verletzen, an sich binden oder verwandeln als davor in meinem ganzen Leben. Dein Angebot neulich nachts hat auch nicht gerade zu meinem Seelenfrieden beigetragen, sondern alles nur noch schlimmer gemacht. Jemand zieht meine Freunde mit in die Sache hinein, denn Chaz ist schwer verletzt, und das steht irgendwie in Verbindung mit was auch immer gerade mit Max vor sich geht. Wenn ich ein wenig zickig sein sollte, liegt das hauptsächlich daran, dass ich eine Todesangst habe und nicht weiß, was ich tun soll.«
Als er wieder sprach, klang er eher müde als wütend. Gott sei Dank! »Ich nehme an, ich sollte mich ebenfalls entschuldigen. Meine Handlungen waren unangebracht. Es ist schon lange her, seitdem ich das letzte Mal zugelassen habe, dass meine Gelüste mein Urteilsvermögen so sehr beein flusst haben. Ich werde nicht zulassen, dass es noch einmal geschieht.«
Vielleicht konnte er sich ja doch zivil verhalten.
»Heißt das, dass du deine Reißzähne jetzt bei dir behalten wirst?«
»Ja«, antwortete er, gefolgt von einem kurzen Lachen. Einem echten Lachen, nicht dem höflichen Geräusch, hinter dem man andere, menschlichere Gefühle versteckt. »Wirklich, du musst dir darum keine Sorgen machen. Ich werde dich nicht berühren, außer, du willst es.«
In diesen Worten lag eine ganze Welt von Hitze und unterschwelligen Versprechungen. Ich ignorierte sie geflissentlich. »Gut. Danke.«
»Zu welcher Zeit kann ich dich am Club erwarten? Du solltest durch den Personaleingang an der Rückseite des Gebäudes kommen. Ich werde die Security informieren, dass sie dich reinlässt.«
»Vielleicht gegen acht? Warne sie vor, dass wir einen verwandelten Werwolf bei uns haben, damit sie nicht austicken.«
»Himmel! Seine Verletzungen sind so schlimm?«
»Ja, das sind sie. Ich habe es dir schon gesagt: Jemand aus deinem Büro hat die Cops vorgewarnt, mit einem Werwolf zu rechnen, wenn sie losziehen, um meine Wohnung zu durchsuchen. Sie hatten ihre Waffen mit Silbermunition geladen und haben schon auf ihn gewartet.«
Er gab ein nachdenkliches Brummen von sich, das ich wegen der Hintergrundgeräusche kaum hören konnte. »Haben sie gesagt, wer aus meinem Büro das war?«
»Nein, ich glaube nicht, dass die Beamten das wussten. Wenn du die Anweisung nicht gegeben hast, warum sollte einer deiner Leute diesen Anruf getätigt haben?«
»Wie gesagt, ich glaube, dass jemand dir folgt. Die Loyalität einiger in meinem engsten Kreis steht in Frage.«
Ich öffnete die Augen, starrte aus dem Fenster, rieb mir die tiefen Furchen auf der Stirn und fühlte mich immer frustrierter und verwirrter. »Was genau bedeutet das?«
»Es bedeutet«, erklärte er ausdruckslos mit einer viel neutraleren Stimme, als es für eine solche Aussage angemessen gewesen wäre, »dass die Möglichkeit besteht, dass einige der Vampire und vielleicht sogar Menschen, die für mich arbeiten, auch für Max
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