The Rigger - Fesseln der Lust (Teil 2 & 3 Rosen ...) (German Edition)
Ledersessel drapiert waren. Schweigend hatte ich mir dieses Schauspiel hier angesehen, immer unter den Blicken Sir Russels. Dass ich den Ausdruck in seinen Augen nicht deuten konnte, schob ich auf meine totale Verwirrung. Gut: Seine Wohnung hatte mich bereits in einige Verwirrung stürzen lassen. Aber das hier?
„Wer ist für das hier verantwortlich?“, fragte ich und blinzelte mit den Augen, die mir mittlerweile schmerzten.
„Irgendwie schon ich“, gab er bereitwillig zu. Russel hatte sich breitbeinig auf den Elefanten gesetzt und der Ausdruck in seinem Gesicht spiegelte die kindliche Freude über mein echtes Entsetzen wieder.
„Du bist ein echter Sadist, weißt Du das eigentlich?“
Kopfschüttelnd ging ich hinüber zum Fenster und sah hinaus. Meine Augen und ich, wir benötigten dringend eine Erholung. Und wir bekamen sie. Ein weicher Teppich aus sanftem frischem Grün bot sich meinem geschundenen Auge und mir entwischte ein sehnsüchtiger Seufzer. Da wollte ich hin. Dort draußen wollte ich mich von der Katastrophe der Sinne erholen. Bitte, flehte ich in Gedanken, lass mich bitte dahin. Das Grün war Bestandteil eines parkähnlichen Gartens. Rosen blühten.
Rosen, die ich gut kannte und die mich schnell wieder auf den Boden der Realität zurückholten. Wollte ich eigentlich daran denken, dass wir es mit einem Mörder zu tun hatten? Wollte ich daran denken, dass wir mitten in einer Ermittlung waren? Nein. Aber da ich mich in den letzten Tagen schon so verdammt unprofessionell verhalten hatte, waren diese Rosenstöcke ein Haken, der mich daran erinnerte, dass ich nicht nur zu meinem Vergnügen hier war.
„Verraten Sie mir, was heute Abend passieren wird?“ Ich hatte mich an den Fensterrahmen gelehnt und sah noch immer hinunter in den hübsch angelegten Garten. Auf keinen Fall wollte ich mich während einer Unterhaltung mit Sir Russel auf dieses Chaos hinter mir konzentrieren müssen. Es hätte mich überfordert und mir wären womöglich wichtige Einzelheiten entgangen.
„Ich dachte, dass wir uns ein wenig mit der hohen Kunst des Shibari beschäftigen werden. Ein kleines Dinner für die anderen Teilnehmer rundet das Ganze ab.“ Ich nickte nachdenklich. Ich hatte immer noch keine Ahnung, was er mit Shibari meinte, konnte mit dieser Bezeichnung nichts anfangen. „Verdammt professionell, DI Sinclair“, schalt ich mich erneut in Gedanken.
„Werde ich vorgeführt?“
Sir Russel kletterte von seinem „Elefantenthron“ herunter, kam zu mir und stellte sich hinter mich. Gemeinsam sahen wir hinunter in den Garten. „Ein wenig.“ Ich versteifte mich. Unwillkürlich. Ungewollt. „Nicht ganz so, wie Sie es bisher kennengelernt haben“, fuhr er fort..
Seine Nähe wirkte plötzlich bedrohlich und hatte nichts Anziehendes mehr. „Wie …?“ Ich konnte seinem Gesichtsausdruck ansehen, dass er mir nur widerwillig Einzelheiten zu diesem Event erzählen wollte. Er gab sich sichtlich Mühe, die richtigen Worte zu finden, die aber gleichzeitig so wenig wie möglich von dem verrieten, was da heute Abend stattfinden sollte.
„Wir konzentrieren uns nur auf das reine Empfinden. Alles Weitere würde nur das Erlebnis stören.“ Er küsste mich in meine Nackenbeuge, entfernte sich von mir und ging zurück zum Elefanten.
„Ich werde Sie jetzt für die nächsten Stunden allein lassen, damit sie sich ein wenig ausruhen können.“ Russel beugte sich über die Porzellanfigur, legte einen Hebel am Hinterteil um und klappte das Tier nach vorne auf. „Wenn Sie bitte so freundlich wären und sich mit diesen Stücken bekleiden würden?“
Sein Lächeln war so aufmunternd; es passte nicht zu dem, was er einen Augenblick vorher gesagt hatte. Er legte den dunkelblauen, seidenen Mantel und die Pantöffelchen in gleicher Farbe, die er aus dem Fach im Bauch der Porzellanfigur gezogen hatte, auf das Bett, deutete eine Verbeugung an und ging.
Erst jetzt konnte ich mich aus meiner Starre lösen. Ein wenig? Was sollte das? Er wusste doch, dass, wenn er nur in meine Nähe kam, ich auf ihn reagierte. Und wie ich auf ihn ansprach! Sämtliche meiner Sinne versagten mir den Dienst und gingen in seinen Besitz über. Langsam ging ich hinüber zum Bett, dessen Baldachin immer noch bedrohlich unter der Decke schwebte. Vorsichtig, als würden mich die Fratzen im Holz der Bettpfosten beißen können, strich ich mit einem Finger darüber.
Um ehrlich zu sein, war ich an diesem Nachmittag so verwirrt wie schon lange nicht mehr. Ich
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