The Rigger - Fesseln der Lust (Teil 2 & 3 Rosen ...) (German Edition)
die Gedanken. Nur die Konzentration auf das Empfinden. Nichts anderes. Keine körperliche Stimulation.
Keine Finger in mir, keine, die mich sexuell stimulieren wollten. Nichts in diese Richtung. Ich sollte mich nur auf das konzentrieren können, was um mich herum geschehen würde. Der Geist des Spirituellen jagte mir einen Schauer über den Rücken und für einen Moment lang, fröstelte ich. Doch die Wärme, die der Mann neben mir ausströmte, hüllte mich schnell wieder ein, behütete meine körperliche Hülle.
Die Geräusche, die er hinter mir mit seinen Gerätschaften machte, klangen für mich wie die Vorbereitung zu einem rituellen Mal. Sie waren wie die Glocken in der Wandlung und trugen meine Erwartungen auf den Flügeln der Spannung durch den Raum. Und ich war die Opfergabe. Ich würde die personifizierte Spiritualität sein.
Aber ich würde diese Reise nicht allein machen müssen. Ich hatte meinen Priester dabei. Ja, er war mein Priester, mein Beichtvater, mein Prediger. Wie eine kleine Sünderin ging ich zu ihm, ließ mich von ihm führen und war beseelt von dem, was er mir schenkte.
Stolz hob ich meinen Kopf, sah den Gästen, die für das Schauspiel ihr Dinner kurz unterbrochen hatten, direkt in die Augen. Ein wenig verächtlich dachte ich, dass sie nur Zuschauer sein würden. Dass ER ihnen niemals dieses Geschenk machen würde, das er für mich heute Nacht vorbereitet hatte.
Alle, bis auf Sir Flemming, lächelten mir aufmunternd zu. In seinen Augen sah ich – nein, ich wollte es nicht sehen, aber es war da – Hass. Ich wand meinen Blick ab und wunderte mich. Obwohl es so offensichtlich war, dass er Ressentiments gegen mich hatte, war es mir egal, was er dachte. Er würde mich nicht erreichen. Egal wie, egal womit, vollkommen egal wo. Niemals würde dieser Mensch mir nehmen können, was ich heute Nacht in den Händen halten würde.
Sir Russel trat neben mich und legte sein Handwerkszeug auf den Boden. „Ich werde Ihnen heute Abend einen Ryo-Ashi-Tsuri , eine einfache rückwärtige Hängekombination, mit einer Rumpf-Karada vorführen“, sagte er an die Gäste gerichtet und es klang in meinen Ohren, wie die Beschwörung aller guten Geister, derer er habhaft werden konnte. Ein anerkennendes Lächeln huschte über Sir Zacherys Gesicht und in Miss Samanthas Gesichtszügen meinte ich so etwas, wie lustvolle Gier erkennen. Wie die anderen Herrschaften reagierten, war für mich nicht zu erkennen, da sie sich teilweise einander zugewandt hatten und sich aufgeregt, aber leise, unterhielten. Sir Russel stand mit dem Rücken zum Publikum, hielt in seinen Händen dunkle rote Seile, die bereits in mehrere Schlaufen gelegt waren. „Willkommen zu Ihrer kleinen Reise, Miss Rosalie.“ Ich sah auf und unsere Blicke trafen sich.
Als würde er einem Ritual folgen; einem geheimen; einem, das nur er kannte, richtete er die Seile in seinen Händen und erklärte mir die nächsten Schritte.
Sein Blick war unergründlich wie eh und je, doch dieses Mal gesellte sich eine Konzentration hinzu, die mir zeigte, dass er sich innerlich ähnlich auf das Kommende vorbereitete. Seine Stimme klang rau, als er näher an mich herantrat. „Ich werde jetzt ein Rautenmuster über Ihren Körper legen“, sagte er.
Sir Russel teilte die Seile, legte die mit den Schlaufen zu den anderen auf den Boden und trat mit den Restlichen näher an mich heran. „Wenn Sie bitte nur den Anweisungen folgen“, bat er mich und ich nickte.
Während er die Seile in mehreren Bahnen um meinen Körper legte, kontrollierte er deren Lage sorgfältig, damit sich keine Hautfalte dazwischen einklemmen konnte – die womöglich den Genuss schmälern würden – schien es mir, als sei er bereits in einer anderen Dimension. So konzentriert hatte ich ihn sonst nur bei der Zubereitung des Tees erlebt. Jede einzelne seiner Bewegungen war so wohl überlegt, dass er kaum nachgreifen musste. Lag ein Seil an seiner vorgesehenen Stelle, dann strich er sachte mit den Händen darüber.
Mich befiel kurz ein Gefühl der Beklemmung, als er mir eine Schlaufe um den Hals legte, er diese in meinem Rücken kreuzte, um sie dann über und unter meiner Brust mit einem doppelten Knoten zusammenzuführen. Jedoch war genau dieser Anflug der Beklemmung etwas, das mich in meiner Erwartung weitertrug. Es war nicht beängstigend und wurde nicht durch die Enge der Seile über meinem Brustkorb verursacht. Es war das Raue der Seile, das mich so fühlen ließ. Es schnitt in
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