The Rigger - Fesseln der Lust (Teil 2 & 3 Rosen ...) (German Edition)
davor, die Kontrolle abzugeben. Ein äußerst wichtiger Punkt in diesem Spiel.“ Sie lächelte mich an und wir gingen weiter. Kontrolle. Wenn die Frau neben mir gewusst hätte, dass dies bis vor zwei Stunden noch eine meiner persönlichen Fesseln gewesen wäre, hätte sie sich jetzt nicht so zuversichtlich und dankbar für meine Bereitwilligkeit gezeigt, diesen Schritt zu gehen.
Die Räume, in denen ich die ersten Erlebnisse erfahren hatte, lagen von der Eingangstür aus links gesehen. An diesem Abend führte mich meine Begleiterin in die entgegengesetzte Richtung, durch einen weiteren kleinen Flur, der ebenfalls mit Gemälden geschmückt war, die jedoch idyllische englische Landschaften zeigten.
Sie blieb vor der Tür stehen, klopfte sacht und von innen wurden wir hereingerufen.
Ein letztes Mal streckte ich meine Glieder und betrat den Saal. Oh ja, es war ein Tanzsaal, der für diesen Zweck heute Abend entsprechend dekoriert worden war.
Wie in allen Räumen im Erdgeschoss, die ich bisher betreten hatte, waren auch hier die schweren Vorhänge an den Fenstern zugezogen worden. Kerzenlicht sorgte dafür, dass der Raum zwar beleuchtet, aber nich ausgeleuchtet war. Schatten, die sich von den Wänden, der Zimmerdecke herunter bildeten, ließen die Konturen der Möbel verschwimmen und schenkten ihnen eine eigene Aura. Während Miss Samantha weiter gegangen war, blieb ich stehen und sah mich um. Etwas mystisches, beinahe unwirkliches lag in der Luft. Ich wollte jeden dieser Eindrücke an diesem Abend aufnehmen; sie wie in einem Safe einschließen. Die Mitte des Raumes wurde von einem runden Tisch aus dunklem, edlem Holz dominiert, an dem die anderen Mitglieder der Bruderschaft bereits für das Dinner Platz genommen hatten. Es würde ein üppiges, dekadent reichhaltiges Mahl werden. Auf dem Tisch standen Platten mit Braten, Geflügel – sogar ein Fasan war dort dekoriert worden, Obst und Käse sollten den Genuss abrunden. Karaffen, aus geschliffenem Glas und silbernen Montierungen darauf, die mit rotem Wein gefüllt waren, standen auf dem Tisch. Ein Festmahl dem Anlass angemessen.
Die Gäste hatten sich dem Anlass entsprechend gekleidet. Die Herren traten in Stresemännern auf, steife Kragen, Spazierstöcke mit aufwendig gearbeiteten Knäufen in den Händen, rundeten ihr Auftreten ab. Die Damen waren in üppige Kleider gehüllt, die nur eines gemeinsam hatten: Korsagen aus opulenten Stoffen. Ihre Frisuren waren der Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert angelehnt. Nur Miss Samantha trug ihre Pracht offen.
Sir Russel erwartete mich auf der gegenüberliegenden Seite des Raums. Vor einem großen Kamin hatte man ein Holzgerüst aufgebaut, von dem ich annehmen konnte, dass es Teil der Spielerei heute Abend sein würde. Die Herren erhoben sich zum Gruß und setzten sich erst wieder, als ich meinen Gang durch den Raum bei Sir Russel beendet hatte. Der leichte Mantel umschwebte meine Beine, der Zopf lag schwer auf meiner Schulter. So leicht, wie der seidene Mantel war, fühlte ich mich. Und so schwer, wie der Zopf auf meiner Schulter lag, legte sich meine Erwartung auf mein Gemüt.
Sir Russel hob die Hand und begrüßte mich mit einem Lächeln um die Lippen. Er zog mich näher an sich, hauchte mir einen Kuss auf die Fingerspitzen und bat mich, mich unter die Holzkonstruktion zu stellen. Wie bei einem Walzer, deren Musik nur wir hören konnten, führte er mich und ich folgte ihm. Er legte mir die Hände auf die Schulter und mit einem Streich lag der Mantel, der sich gerade noch schützend um meinen Körper gelegt hatte, auf dem Boden. Erneut reichte er mir die Hand, damit ich aus dem Kleiderhaufen steigen konnte. Ich mochte das Gefühl seiner warmen Hand in meiner. Ich atmete tief durch. Meine geistigen Fesseln hatte ich oben im Zimmer des Grauens gelassen. Jetzt war ich soweit mich durch echte an meinem Körper gänzlich befreien zu lassen.
Ich war nackt. Ohne Schutz vor den Blicken der Menschen, die mir so fremd waren. Doch fühlte ich mich ihren Blicken nicht schutzlos ausgeliefert. Ich wusste, dass ich heute etwas erfahren würde, dass nur wenigen zuteil werden würde. Mit dem Seidenmantel, den er über meine Schultern gezogen hatte, wurde ich auch von meinen Wünschen nach einer körperlichen Vereinigung mit ihm befreit.
Ich wusste, dass mich seine Berührungen heute Abend nicht erregen wollten, weil sie anderes mit mir vorhatten. Einzelne Wortfetzen unserer Unterhaltung schwirrten mir wie kleine Blitze durch
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