The Rigger - Fesseln der Lust (Teil 2 & 3 Rosen ...) (German Edition)
ohnmächtig, die Sinne schwanden mir nicht. Etwas anderes geschah mit mir, etwas, das ich zunächst nicht verstand, das mich aber bei genauerem Hinsehen in einen Zustand tiefer Zufriedenheit entführte.
Die Seile, die in mein Fleisch schnitten, ließen diese Stellen wie Feuer brennen, und die Stellen, die nicht mit Seilen bedeckt waren, waren nun so empfindlich, dass sie auf jeden Lufthauch reagierten. Mein körperliches Schweben versetzte meinen Geist in eine Schwerelosigkeit, die einer transzendentalen Meditationsstufe gleichkam. Ich fühlte, ich sah, ich roch … Aber es war nicht mehr ich, die all diese Empfindungen aufnahm. Es war nicht mehr mein Körper, der diese Eindrücke verarbeitete. Nur noch Geist und Seele.
Dass mein Körper jedoch immer noch anwesend war und mit der Verarbeitung diese Eindrücke allein gelassen wurde, spürte ich, dass sich Tränen unter der Augenmaske sammelten und als sich diese Becken, das keines war, füllte, diese heißen Tränen über meine Wangen liefen. So heiß hatte ich sie noch nie gespürt. Und sie wollten einfach nicht versiegen.
Sir Russel trat zur Seite, betrachtete sein Werk und nachdem er einen Moment innehielt, gesellte er sich zu den anderen Gästen, aß eine Kleinigkeit, unterhielt sich, aber ließ mich nie vollends aus den Augen. Er ließ mir meinen Moment, meine innere Freiheit.
Dass er mich nicht ohne Grund beobachtete, bemerkte ich, als Sir Flemming sich erhob und zu mir herüber kam. Sofort versteifte sich Sir Russel, seine Augen verengten sich und er schien wie eine Raubkatze zum Sprung bereit zu sein.
„Eigentlich sollte sie noch ein wenig mehr Behandlung erfahren“, sagte Solveig abschätzend und der Ton in seiner Stimme gefiel mir überhaupt nicht. Sein gieriger Blick erinnerte mich an den einer Spinne, die nur darauf wartete, dass ihre Beute in ihr Netz eingewickelt werden konnte, damit diese sich wehrlos ihrem Schicksal ergeben müsse.
Er hob seine Hand, tippte meinen Körper an, der diese Bewegung aufnahm und gleich wieder ins Schwingen geriet. Mittlerweile riss selbst diese sachte Berührung so stark in meinen Armen und Schultern, dass ich aufgeregt nach Luft schnappte. „Was hätten Sie denn da im Hinterkopf“, rief Sir David lachend, dem die Aussicht, die Beute im Netz noch ein wenig mehr zappeln zu lassen, offensichtlich sehr zusagte. Die unterschwellige Drohung in seiner Stimme ließ mein Herz schneller schlagen. „Ein Stock wäre hier wohl angebracht. Ich fürchte, die kleine Miss genießt diesen Flug zu sehr.“
Ich blickte auf und mein Blick traf den von Sir Flemming. Tiefe Verachtung für mich sah ich darin. Augenscheinlich wollte er die Gunst der Stunde nicht ungenutzt verstreichen lassen, um mich vorsorglich in Schranken zu weisen, die ich nicht kannte. Jetzt und hier war ich nur Aspirantin, kannte die Regeln dieser geheimen Vereinigung nur flüchtig und wenn überhaupt dann waren die Kenntnisse über diese Regeln aus meinen Vermutungen heraus geboren.
Mit einem Schlag war ich wieder auf dem Boden der Tatsachen. Mein Geist war plötzlich hellwach und jede Faser meines Körpers stellte sich auf das zu Erwartende ein. Ich fixierte den Mann vor mir mit meinem Blick, wollte keine seiner Regungen übersehen. Im Hintergrund klirrten Gläser und Besteck, Stühle wurden gerückt und Schritte strichen über das Parkett. Einen Augenblick später spürte ich die Anwesenheit der Anderen. Wie bei einer Abstimmung positionierten sie sich. Diejenigen, die mit Solveig einer Meinung waren, stellten sich erwartungsvoll hinter ihn. Auf der anderen Seite nahmen jene Mitglieder Aufstellung, die mir den Flug, als mein erstes Erlebnis dieser Art, von Herzen, gönnten. Das Ergebnis, dieser Abstimmung, war mehr als eindeutig. Erneut hatte Solveig eine Niederlage erfahren.
In seinen Augen blitzte es kurz wütend auf, als er erkannte, dass auch seine Miss auf der – nach seiner Meinung – falschen Seite stand. Die zierliche, fast unscheinbar wirkende Frau hatte sich mutig gestreckt und ich wusste, es hatte sie alles an Überwindung gekostet, sich gegen ihren Sir zu stellen, die sie aufbringen konnte.
„Wir lassen Sie jetzt langsam herunter“, hörte ich die Stimme Russels wie durch einen Schleier. Hände griffen nach mir, stützten mich, als meine Beine als Erstes den Boden berührten. Jemand löste vorsichtig die Fesseln an meinen Füßen, rieb an meinen Gelenken, damit das Blut wieder ungehindert hindurch strömen konnte, während ich
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