The Rigger - Fesseln der Lust (Teil 2 & 3 Rosen ...) (German Edition)
Russel es nicht zu lassen würde, wenn Solveig ausfallend werden würde.
Trotzdem machte es mich wütend, dass dieser Mann der Meinung war, das Recht darauf zu haben, über mein Leben bestimmen zu wollen. Entsprechend heftig rubbelte ich mich mit dem Handtuch trocken.
Meine Haut war leicht gerötet und brannte nach der Behandlung durch Hitze und Handtuch. Aber genau das rundete diesen Abend ab. Jede einzelne Zelle meines Körpers war hellwach und reagierte auf die kleinste Berührung. Ich verzichtete auf das Handtuch oder den Bademantel, den Russel über einen Hocker gelegt hatte, damit ich ihn nach dem Duschen griffbereit vorfand. Nackt betrat ich den Wohnraum, wohlwissend, dass ich ihn damit provozieren würde, lehnte einen Augenblick im Türrahmen und ließ die Szene auf mich wirken.
Sir Russel hatte es sich nicht nehmen lassen, ein Feuer im Kamin zu entzünden. Auch stand ein kleiner Servierwagen mit einigen Leckereien darauf bereit. Als er mich hörte, erhob er sich aus dem schweren Sessel und nahm mich in Empfang. „Sie sehen erholt aus", bemerkte er. „Möchten Sie sich mit einer Kleinigkeit stärken?" Dankend lehnte ich ab. „Aber ein Schluck Wein wäre jetzt sehr schön." Sir Russel nickte und schenkte mir etwas Rotwein ein. Ich griff danach, nahm den Duft des Weins auf, und über den Rand des Glases hinweg beobachtete ich ihn. Aber er war unergründlich wie eh und je. Sir Russel reichte mir eine Hand und wollte mich zum zweiten Sessel führen. Ich schüttelte den Kopf, nahm mir stattdessen ein Kissen, legte es neben seinen Sessel und ließ mich darauf nieder. Der Feuerschein aus dem Kamin wärmte meine Gliedmaßen und der Wein tat es von innen. Warum ich mich an diesem Abend zu seinen Füßen setzte, kann ich nicht sagen. Aber sobald ich dort Platz genommen hatte, meinen Kopf an seine Beine stützte, seine Hand auf meinem Haar spürte, wusste ich, dass es richtig für mich war. Ich fühlte mich sicher und beschützt. Egal was geschehen würde, während dieser seltsame Mann an meiner Seite war, es würde richtig sein. „Werden Sie heute Nacht zu mir kommen?“, fragte ich; wagte nicht aufzusehen. Ich kannte die Antwort, wollte sie jedoch aus seinem Mund hören.
„Nein …“, antwortete er leise, „heute Nacht nicht.“ Ich nickte, nahm einen Schluck Wein und sah in das flackernde Feuer. Ein paar flüchtige Gedanken huschten noch durch meinen Kopf, bevor ich mich erhob und von ihm zu Bett bringen ließ. Ja. Verrückt genug: Ich ließ mich von ihm zu Bett bringen. Er schlug die Decken zurück, richtete die unzähligen Kissen, half mir beim Hinaufklettern und deckte mich abschließend fürsorglich zu. Unglaublich.
Sachte strich er mir ein letztes Mal über die Wange, dann wandte er sich ab. Aber er ging nicht. Er würde die Nacht nicht mit mir verbringen, aber er würde mich auch nicht verlassen. Sir Russel ging zu seinem Sessel am Feuer zurück, nahm sein Glas und ließ sich nieder. Sein Körper verschwand vollkommen im Dunkel des Sessels, aber ich wusste, dass er da war. Mit diesem Wissen schlief ich ein.
***
In vielen Kriminalromanen überschlagen sich ab einem gewissen Punkt die Ereignisse und der Ermittler hat die alles entscheidende Eingebung, die den Fall zum Abschluss bringt. Ein Sherlock erwähnt gegenüber Watson ein – anfangs – unbedeutendes Detail, welches sich nun zum Aufhänger entwickelt, und den Hund von Baskerville in einem vollkommen anderen Licht erscheinen lässt. Ein Hercule Poirot scharwenzelt vor einer Gruppe Unbeteiligter auf und ab, und ehe es sich der Leser versieht, sind die noch gerade so Unschuldigen allesamt Mörder. Ein Inspector Colombo steckt zum allerletzten Mal den Kopf zur Tür herein, weil er da noch eine Frage hat.
Die Erkenntnisse, die die Ermittler im Laufe dieser Geschichten machen, sind logisch, nachvollziehbar und haben nicht selten diesen gewissen „Aha-Effekt“.
In meiner Geschichte überschlugen sich die Ereignisse am nächsten Morgen, ohne den so wichtigen Punkt in der Aufklärung unserer vier Morde zu bringen. Im Gegenteil: Es wurde noch schlimmer. Sie waren weder logisch, noch nachvollziehbar und einen „Aha-Effekt“ hatten sie schon mal gar nicht.
Die erste Erkenntnis des Tages war die, dass ich die Nacht tatsächlich allein verbracht hatte. Jedoch wurde ich von süßlich, öligem Duft geweckt, und als ich mich im Bett aufrichtete, war es über und über mit Rosenblättern bedeckt. Ich ließ mich zurück in die Kissen fallen,
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