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The Road of the Dead

The Road of the Dead

Titel: The Road of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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Familienfeiern, Zimmer zu vermieten
. Im Fenster warb eine Tafel:
Fußball live!
Und ein Schild an der Tür verkündete:
Zigeuner unerwünscht
.
    »Sieht nett aus«, sagte ich.
    Cole grummelte.
    Die Straßenbeleuchtung brannte jetzt zwar, doch es gab nicht viel zu sehen. Das Dorf war verlassen. Die Straßen und Bürgersteige |81| waren menschenleer. An etlichen Häusern waren die Fenster und Türen vernagelt und das einzige Geschäft, das wir bisher gesehen hatten, war ein aufgegebener Zeitungsladen mit weiß getünchtem Schaufenster.
    »Bist du bereit?«, fragte Cole.
    Ich sah ihn an. »Und du bist sicher, das ist eine gute Idee?«
    »Wir brauchen eine Bleibe«, sagte er einfach.
    »Ich weiß, aber hast du gesehen, was da drüben steht?«
    Er schaute hinüber zu dem Toyota Pick-up und den beiden Motorrädern, die vor dem Hotel parkten.
    »Mach dir wegen denen keine Sorgen«, antwortete er.
    »Und was ist
damit
?«, fragte ich und nickte in Richtung des Zigeuner-Schilds an der Tür.
    Cole zuckte nur mit den Achseln. »Was soll damit sein?«
    Ich sah ihn an.
    »Wir sind doch keine Zigeuner, oder?«, sagte er. »Unser Vater ist Zigeuner. Und von Halb-Zigeunern steht da nichts, oder?«
    »Nein«, stimmte ich zu.
    »Also, wo ist das Problem?«
    »Schon gut   … schon gut.«
    »Okay, dann lass uns reingehen.«
     
    Durch den Haupteingang des Hotels traten wir in die abgestandene Luft eines schwach erleuchteten Flurs. Die eine Tür rechts von uns führte in die Kneipe und die zwei Doppeltüren links führten in einen Speisesaal – oder das, was mal ein Speisesaal gewesen war. Es standen noch immer ein paar Tische herum und zwei, drei verstaubte Stühle, doch davon abgesehen war der Raum so leer wie alles andere hier – der Zigarettenautomat hinter der |82| Tür, die Rezeption am Ende des Flurs, der Prospekthalter an der Wand. Sogar der Lärm aus der Kneipe klang leer – die lauten Stimmen, das Anstoßen der Gläser, das betrunkene Lachen. Es war ein Lärm ohne Inhalt und die Geräusche, die herausschallten, gefielen mir ganz und gar nicht. Doch als Cole die Tür öffnete, wir beide eintraten und alles plötzlich still wurde, gefiel mir das noch viel weniger.
    Es war ein schmaler, lang gezogener Raum mit hoher weißer Decke und einem schmuddeligen roten Teppich. Links von uns lief ein langer Holztresen an der ganzen Wand entlang, der Rest des Raums wurde von ungefähr einem Dutzend Tischen und Stühlen eingenommen. Auf dem Breitwandfernseher, der am Ende des Raums hoch oben an der Wand angebracht war, flackerte das Sportprogramm von Sky Channel. Die Kneipe war brechend voll und fast alle Tische waren besetzt. Hier drinnen herrschte absolut keine Leere. Es war ein Raum voller Gesichter und alle starrten uns an. Alte Männer, junge Männer, alt wirkende junge Frauen – hier gab es alles. Jeder anders und doch alle gleich – mürrisch, leblos und abweisend.
    Ich ließ meinen Blick schweifen und entdeckte im selben Moment den roten Anzug. Er saß mit ein paar Schlägertypen in engen T-Shirts und einem älteren Mann mit bernsteinfarbenen Augen und Quäkerbart an einem Fenstertisch. Der Rote lächelte uns an. Der Bärtige wirkte, als ob er noch nie in seinem Leben gelächelt hätte.
    Alles in allem ziemlich einschüchternd. Das einzig Gute war die Gegenwart eines Polizisten in Uniform am anderen Ende des Tresens. Nicht dass er wie ein Polizist aussah – hochrotes Gesicht, die Augen glasig, Zigarette rauchend und Bier pichelnd   –, aber ich |83| fand ihn immerhin besser als nichts.
    Es dauerte aber nicht lange, bis ich herausfand, dass ich unrecht hatte.
    Die starrenden Gesichter kümmerten Cole nicht. Einen Moment stand er einfach nur da und schaute sich beiläufig um, dann knöpfte er seine Jacke auf und schob sich durch zum Tresen. Ich folgte ihm auf den Fersen. Es war nicht viel Platz dort und die Leute, die am Tresen standen, machten auch keine Anstalten, zur Seite zu rücken, doch Cole schaffte es, irgendwie durchzukommen, ohne sich allzu brutal dazwischendrängen zu müssen. Einmal sagte er sogar »Entschuldigung«. Hinter dem Tresen lehnte ein Mann in weißem Hemd an der Kasse, trank Whisky und rauchte eine Zigarette.
    »Wir brauchen ein Zimmer«, sagte Cole zu ihm.
    »Ihr braucht was?«, fragte der Mann.
    »Wir brauchen ein Zimmer.«
    Am andern Ende des Tresens lachte jemand.
    »Wer ist
wir
?«, fragte der Wirt.
    »Ich und mein Bruder.«
    Der Wirt warf kurz einen Blick auf mich, dann wandte er sich wieder an

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