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The Road of the Dead

The Road of the Dead

Titel: The Road of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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Cole.
    »Ja.«
    »Glaubst du, sie wissen, wer du bist?«
    »Wahrscheinlich.«
    Wir waren jetzt fast auf gleicher Höhe mit ihnen. Ich hörte, wie |78| das Baby leise, gurgelnde Geräusche machte. Ich sah den Glanz auf dem pechschwarzen Haar des Mädchens. Ich spürte, wie ihre Augen auf Cole ruhten, während er fast unmerklich in Richtung des stämmigen Alten nickte. Der Alte rührte sich zuerst nicht, dann nickte auch er.
    Und das war’s.
    Wir gingen wortlos an ihnen vorbei und liefen weiter in Richtung Dorf.
     
    Coles Plan klang ganz einfach. »Wir checken in diesem Bridge Hotel ein, bestellen uns was zu essen und gleich morgen früh schauen wir uns im Dorf um.«
    Ich überlegte, ihn zu fragen, wonach wir eigentlich schauen wollten, aber ich entschloss mich, lieber den Mund zu halten. Ich war zu müde und hungrig, um drüber nachzudenken. Das Einzige, was ich wollte, war irgendwas essen und mich dann hinlegen.
    Aber leider lief der Abend ganz anders.
     
    Der Ärger begann schon auf der schmalen Steinbrücke, die ins Dorf führte. Wir hatten sie ungefähr zur Hälfte überquert und ich erklärte Cole gerade, dass die Brücke aus riesigen Granitplatten gebaut sei und wahrscheinlich schon seit dem 14.   Jahrhundert da stehe. Er gab sich größte Mühe, nicht zu gähnen. Da hörten wir plötzlich hinter uns ein Auto mit hoher Geschwindigkeit heranbrausen. Wir drehten uns um und sahen den Toyota Pick-up über die Brücke direkt auf uns zurasen. Der Riese hockte zusammengesackt |79| auf dem Beifahrersitz und der im roten Anzug saß am Steuer. Er grinste wie ein Irrer, während er das Pedal durchtrat und genau auf uns zuhielt. Mein Magen schlingerte, meine Beine erstarrten und für einen flüchtigen Moment glaubte ich, wir wären tot. Ich dachte wirklich, das war’s. Und das Verrückte war, dass es mich nicht mal störte. Ich mochte versteinert sein, aber Angst hatte ich nicht. Um ehrlich zu sein, ich fühlte gar nichts. Erst als Cole meinen Arm packte, mich auf einen der tiefer gelegenen Steinsockel am Brückenrand riss und der Wagen in einem Sturm aus Gelächter und brüllenden Stimmen an uns vorbeischoss   … erst da spürte ich überhaupt wieder etwas. Doch selbst in dem Moment wusste ich noch nicht recht, was es war.
    Es konnte Angst gewesen sein, Schock oder Übelkeit   …
    Oder auch eine Art Liebe.
    Cole hatte die Arme um mich geschlungen und wir schwankten ungefähr zehn Meter über dem schnell strömenden Fluss auf dem Rand eines schmalen Pfeilers aus Granit. Das Wasser sah kalt und kupferfarben aus. Cole stand mit dem Rücken zum Fluss und kämpfte damit, das Gleichgewicht zu halten. Ich versuchte zurück auf die Brücke zu treten, um ihm etwas Platz zu schaffen, doch er hielt mich fest und zog mich zurück.
    »Was –?«, fing ich an.
    Aber dann hörte ich es – das Aufheulen zweier Motorräder – und ich schaute nach oben und sah, wie die zwei Metal-Typen mit ihren Maschinen den Berg hinab auf uns zudonnerten.
    Cole drängte sich an mir vorbei, den Blick starr auf die näher kommenden Motorräder fixiert.
    »Was hast du vor?«, fragte ich.
    Er antwortete nicht, aber das war auch nicht nötig. Ich wusste, |80| was er tun wollte. Er versuchte zurück auf die Brücke zu kommen. Er hatte es auf die Maschinen abgesehen. Ich wand mich an ihm vorbei, um ihm den Weg zu verstellen. Er zwängte sich wieder an mir vorbei. Ich verstellte ihm auch diesmal den Weg. Er hörte auf und sah mich an. Sein Blick sagte: Geh aus dem Weg.
    »Sei doch nicht albern, Cole«, sagte ich. »Sie aufzuhalten hilft uns kein bisschen, oder?«
    Die Motorräder fuhren jetzt auf die Brücke. Cole schaute zu ihnen hoch. Ich beobachtete seinen Gesichtsausdruck, als die beiden Typen auf uns zujagten, einmal kurz den Lenker zur Seite rissen, danach wieder gerade richteten und ins Dorf davonbrausten.
    Nach ein paar langen Sekunden drehte sich Cole zu mir um.
    »Alles okay«, sagte er. »Du kannst mich jetzt wieder loslassen.«
    Ich hatte nicht mal gemerkt, dass ich ihn festhielt.
     
    Fünf Minuten später standen wir vor dem Bridge Hotel. Es war ein großes altes Gebäude aus Natursteinen, etwa auf halbem Weg die Hauptstraße lang. Weiße Farbe blätterte von den Wänden und legte große Flächen öden grauen Granits frei. Die Fenster waren mit einer dicken Staubschicht überzogen. Das Schild über dem Eingang zeigte eine verblichene Ansicht der Brücke, die wir gerade überquert hatten.
The Bridge Hotel
stand darauf.
Gute Weine & Biere,

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