Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
The Road of the Dead

The Road of the Dead

Titel: The Road of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
Vom Netzwerk:
einlegte, wirkte sein Gesicht plötzlich fast offen und herzlich. »Steigt hinten ein, wenn ihr wollt«, sagte er zu uns. »Ich nehm euch schnell mit bis zum Bridge. Wenn sie dort kein Zimmer haben, könnt ihr gern mit zu uns kommen.«
    Abbie riss die Augen auf.
    »Danke«, sagte Cole, »aber ich glaube, wir laufen einfach.«
    »Sicher?«
    Cole nickte.
    Vince griff ins Handschuhfach und zog einen Stift und ein Stück Papier heraus. »Ich geb euch mal unsere Nummer«, sagte er und kritzelte sie aufs Papier. »Ruft einfach an, wenn ihr irgendwas braucht – okay?« Er reichte Cole den Zettel. »Wir haben jede Menge Platz zu Hause, falls ihr es euch noch anders überlegt. Da habt ihr eure Ruhe.«
    Cole schob den Zettel in seine Tasche und bedankte sich noch mal. Vince nickte uns ein letztes Mal zu, wendete den Land Rover und jagte fort, den Berg hinunter.

|72| Fünf
    A ls wir die Straße hinunter auf das Dorf zugingen, nahm das Licht langsam ab. Der Himmel wurde nicht wirklich dunkel, aber irgendwie fehlte plötzlich das Licht. Es war, als ob der Tag zu Ende ginge, aber die Nacht vergessen hätte, herabzusinken.
    Im Tal unter uns war das Dorf noch immer menschenleer und tot. Wir hatten zugeschaut, wie der Land Rover am Ende der Hauptstraße um eine Kurve verschwand. Nachdem er weg war, schien die Welt wieder reglos. Auch im Zigeunercamp rührte sich nichts. Ich war mir nicht mal sicher, ob wir uns selber bewegten. Ich wusste es natürlich – ich hörte ja unsere Schritte. Doch sogar sie waren von Stille umwoben.
    Geräusch, Stille, Licht, Dunkelheit   … irgendetwas in dieser Gegend dämpfte alles.
    »Was hältst du davon?«, fragte Cole schließlich.
    »Wovon?«
    »Von dem Ganzen hier.«
    »Keine Ahnung«, antwortete ich. »Ich hab das Gefühl, irgendwas Unheimliches geht hier vor. Nur dass ich nicht weiß, was es sein könnte.«
    »Und was ist mit Abbie?«, fragte er.
    |73| »Sie hat Angst. Ihr passt nicht, dass wir hier sind. Ich glaube, sie fühlt sich irgendwie schuldig.«
    »Wegen Rachel?«
    »Vielleicht   … keine Ahnung.«
    »Von dem Regenmantel hat sie nichts gesagt.«
    »Nein«, stimmte ich zu.
    »Wie findest du ihren Mann?«
    »Sag
du

    Cole zuckte die Schultern. »Ich trau ihm nicht. Kann ihn auch nicht leiden   … das ist aber egal.«
    Er zündete sich eine Zigarette an und wir gingen schweigend weiter.
    Als wir uns der Tankstelle näherten, schaute ich hinüber zu dem Tankwagen vor den Zapfsäulen. Es war ein alter Bedford aus den Siebzigern mit starrem Rahmen, so ähnlich wie der, den Dad immer auf dem Schrottplatz benutzt hatte – klein und kompakt, vier Räder hinten, zwei vorn, Leiterstufen führten hinauf zur Fahrerkabine. Der Mann im blauen Overall kämpfte immer noch mit dem Benzinschlauch, doch die Gruppe kümmerte sich nicht mehr um ihn – sie beobachteten jetzt uns. Es waren vier, zwei Heavy-Metal-Typen, ein Mensch mit wirrem Blick, der an die zwei Meter vierzig groß sein musste, und ein drahtiger Kleiner in einem speckigen roten Anzug.
    »Geh weiter«, sagte Cole zu mir.
    »Was?«
    »Geh einfach weiter und schau nicht hin.«
    Ich tat, was er sagte, und versuchte, nicht über sie nachzudenken, sondern starrte stur geradeaus – doch ich spürte die Blicke auf uns. Es waren Blicke, denen man nicht entkommen kann: |74| Dumpfbackenblicke, Hinterwäldlerblicke, Neandertalerblicke.
    Tiermenschenblicke.
    »Was tun sie?«, fragte ich Cole.
    »Nichts   … nur gucken. Mach dir keine Sorgen.« Er berührte meinen Arm. »Was hältst du von dem Tankwagen?«
    »Wie?«
    »Ich hab mich nur gerade gefragt, was der alte Tankwagen da macht. Er liefert nicht   … die Tankstelle ist dicht. Dann muss er ja wohl die Tanks leer saugen, oder was meinst du?«
    »Ich weiß, worauf du aus bist, Cole«, antwortete ich.
    »Ich bin auf gar nichts aus.«
    »Bist du wohl. Du willst mich von den Typen an der Tankstelle ablenken.«
    »Meinst du?«
    »Ja.«
    »Und klappt’s?«
    »Nicht wirklich.« Ich schaute auf. »Du weißt, dass sie zu uns rüberkommen?«
    »Ja.«
    »Aber du machst doch keine Dummheit, oder?«
    »Nein.«
    Die vier Männer überquerten die Straße und gingen genau auf uns zu – der rote Anzug vorneweg, die andern drei in einer Reihe hinter ihm. Cole berührte wieder meinen Arm und wir blieben beide stehen. Ich wusste, ich sollte besser nicht hinstarren – das war das Schlimmste, was ich tun konnte   –, aber es ließ sich nicht vermeiden. Ich hatte noch nie einen kleinen drahtigen Mann in

Weitere Kostenlose Bücher