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The Road of the Dead

The Road of the Dead

Titel: The Road of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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Plymouth bringen. Wenn ihr am Bahnhof ankommt, nehmt ihr den Zug und fahrt zurück nach London. Wenn du das alles schön brav machst, vergesse ich den Rest – okay?«
    Cole sah ihn lange an und überlegte, welche Möglichkeiten er hatte. Ich wusste, was er am liebsten getan hätte – er hätte ihn am liebsten kurz und klein geprügelt, ihm den feisten Kopf zertrümmert, sein grinsendes Gesicht zu Brei geschlagen   –, aber Cole war nicht dumm. Er wusste, es gab für alles einen Zeitpunkt und einen Ort. Und das hier war nicht der richtige.
    Er starrte den Polizisten noch eine Weile an, um ihm zu zeigen, |87| was er von ihm hielt, dann nickte er einfach.
    »Gut«, sagte der feiste Kerl und ließ seine Schulter los. »Also dann, haut ab.«
     
    Als wir aus der Kneipe traten, spürte ich, wie der Mann mit dem Quäkerbart Cole genau beobachtete. Alle beobachteten ihn – aber der Mann mit dem Bart war anders. Er wusste, was Cole war. Er wusste, was er ins Dorf brachte. Er konnte den nahenden Sturm schon spüren.
     
    Draußen vor dem Hotel sah ich schweigend zu, wie Cole sein Handy checkte. So wie er auf das Display starrte und das Telefon wieder zuklappte, war mir klar, dass er kein Funksignal hatte. Er sah mich an, ich holte mein Handy aus der Tasche, schaute drauf und schüttelte den Kopf.
    »Scheiße«, sagte er.
    Wir machten uns auf zu der Telefonzelle am Ende der Straße. Es war nicht weit. Gar nichts war hier weit. Man konnte das ganze Dorf in kurzer Zeit zu Fuß durchqueren. Die aneinandergereihten schäbigen Häuser auf beiden Seiten der Straße waren grau, kalt und leblos und ich zählte drei, die mit Brettern vernagelt waren. Der große Naturstein-Klotz am Ende der Straße war allerdings nicht vernagelt. Das Gebäude war nicht riesig, aber es schien doch alles andere zu überragen und finster wie ein strenger grauer Wächter auf den Rest des Dorfes herabzublicken.
    Ich ging hinter Cole her und besah die Nacht um mich herum. Ich konnte geradezu fühlen, wie sie sich über die Welt senkte. Es war eine andere Art von Nacht, als ich sie gewohnt war – kälter, dunkler, größer. Sie breitete sich in deinen Sinnen aus. Ich nahm |88| die schwebenden Gerüche der umgebenden Moorlandschaft wahr. Ich hörte die geheimen Geräusche der Berge. Und wenn ich hinaufschaute, sah ich nichts als ein Meer von Sternen in einem völlig schwarzen Himmel, der mit Millionen Augen leuchtete. Ich hatte noch nie so viele Sterne gesehen. Ich wollte es Cole zeigen, ich wollte mit ihm zusammen dastehen, in die Stille hinaufsehen und mich fragen, was das alles bedeuten mochte   …
    Aber ich wusste es besser. Cole hat es nicht mit so was. Sterne sind einfach Sterne für ihn – sie sind da und basta. Was gibt es da für Fragen zu stellen? Und davon abgesehen, selbst wenn er einen Sinn dafür hätte, wäre er in dem Moment nicht in Stimmung für Sterne gewesen. Innerlich kochte er. Ich sah es an der Art, wie er ging – das Kinn vorgeschoben und mit den Blicken Löcher in die Luft brennend. Es war besser, ihm nicht auf die Nerven zu gehen. Er hatte sich gerade eben in der Kneipe zusammengerissen, doch es brauchte nicht mehr viel und er würde wieder hineinstürmen und den Laden kurz und klein schlagen.
    Also betrachtete ich die Sterne allein.
    Als wir die Telefonzelle erreichten, griff Cole in seine Tasche und zog das Stück Papier heraus, das Vince ihm vorhin gegeben hatte. Als er das Blatt auseinanderfaltete und auf die Telefonnummer starrte, spürte ich, wie seine Wut nachließ und sich stattdessen eine Art Unmut in ihm breitmachte. Er wollte nicht anrufen müssen. Er wollte nicht um etwas
bitten
. Und wenn ich nicht da gewesen wäre, hätte er vermutlich nicht lange gezögert, sondern einfach ein Auto geklaut, wäre irgendwo hingefahren und hätte die Nacht auf der Rückbank verbracht.
    »Soll ich das machen?«, fragte ich.
    Er sah mich an.
    |89| »Gib her«, sagte ich und nahm das Stück Papier aus seiner Hand. »Hast du Kleingeld?«
    Er fischte ein paar Münzen aus seiner Tasche und reichte sie mir. Ich trat in die Telefonzelle und wählte die Nummer. Vince war am Apparat. Anfangs klang er echt schroff, aber sobald ich ihm erzählt hatte, wer ich war und was im Hotel passiert war, änderte sich sein Ton schnell und er wurde plötzlich sehr freundlich.
    »Wo seid ihr jetzt?«, fragte er.
    »In der Telefonzelle im Dorf.«
    »Okay – wartet einfach dort. Ich komm euch holen. In circa fünf Minuten bin ich da – okay?«
    »Ja,

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