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The Road of the Dead

The Road of the Dead

Titel: The Road of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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lag eine Kreuzung, wo der Weg auf die Straße aus dem Dorf mündete, und gegenüber – auf der anderen Seite der Straße – bildete eine Reihe von Granitblöcken eine flache Mauer vor dem Rand eines Kiefernwaldes. Es gab eine Lücke in der Mauer, einen Durchgang zu den Bäumen, mit zwei aufrecht stehenden Steinen auf jeder Seite – und dort stand das Zigeunermädchen.
    Es war das Mädchen, das wir am Tag zuvor mit dem alten Mann |134| und dem Baby gesehen hatten. Die beiden Hunde waren auch jetzt wieder bei ihr – der Lurcher und der dreibeinige Jack Russell   –, alle drei standen sie einfach bloß da und sahen mich an. Alle hatten die gleiche verunsichernde Ruhe in ihrem Blick, und als ich über die Straße auf sie zuging, wusste ich nicht, wo ich hinschauen sollte. Wie ich gehen sollte, wusste ich auch nicht. Das Gehen war plötzlich schwierig geworden. Beine, Füße, Knie, Arme, Muskeln, Knochen, Gelenke, Nerven   … ich konnte mich nicht erinnern, wie das Zusammenspiel funktionierte.
    »Alles in Ordnung?«, fragte das Mädchen, als ich schwankend vor ihr zum Stehen kam. Ich nickte, leicht auf den Füßen hin- und herwiegend. Sie zog eine Flasche Wasser aus der Gesäßtasche und reichte sie mir herüber. »Hier«, sagte sie lächelnd. »Du siehst aus, als wär dir heiß.«
    »Danke.«
    Ich öffnete den Verschluss und nahm einen kräftigen Schluck. Das Mädchen beobachtete mich, immer noch lächelnd. Sie trug einen locker gestrickten schwarzen Pullover, Jeans und purpurfarbene Doc Martens, die abgetragen wirkten. Von Nahem war sie noch schöner als beim letzten Mal – blass und dunkel, klar und strahlend, eine Reinheit der Kurven, Linien, Konturen   …
    »Willst du alles austrinken?«, fragte sie mich.
    Ich hörte auf und wollte mich entschuldigen, doch ich hatte vergessen zu schlucken, was im Mund war, deshalb stieß ich statt einer Entschuldigung nur einen Mundvoll Wasser aus. Das Mädchen und die Hunde machten vor Überraschung einen Schritt rückwärts.
    »Scheiße«, sagte ich und wischte mir den Mund ab. »Tut mir leid   …«
    |135| Das Mädchen lachte leise. »Bist du immer so cool?«
    »Ich geb mir Mühe.«
    Sie nahm mir die Flasche ab und steckte sie wieder in ihre Tasche. Einen Moment starrte sie hinauf in den Himmel und blinzelte in die Sonne, dann fuhr sie sich mit der Hand durchs Haar und sah mich wieder an. »Ich bin Jess Delaney«, sagte sie.
    Ich nickte, unsicher, was ich sagen sollte.
    Sie schaute auf ihre Hunde und berührte den Kopf des Lurchers. »Das ist Finn«, erklärte sie mir. »Der Kleine heißt Tripe.«
    Ich sah den dreibeinigen Jack Russell an. Er war alt und räudig und ignorierte mich komplett. »Tripe?«, fragte ich.
    »Kurzform für Tripod, Dreibein. Das andere Bein hat er verloren, als er noch klein war.«
    Einen Moment dachte ich, sie meine »verloren« im Sinne von »verlegt«, und wunderte mich, wie ein junger Hund sein Bein verlegen konnte.
    Jess sagte: »Er ist damit in eine Kaninchenfalle geraten.«
    Wieder wurde ich so richtig verlegen. Ich suchte nach etwas, wo ich hingucken könnte – irgendwas anderes als Jess’ grüne Augen   –, und richtete meinen Blick auf Finn, den Lurcher. Er war groß, hatte ein glattes, gepflegtes gelbbraunes Fell und seine Augen waren von schwärzlichen Kreisen umgeben, was ihn sehr traurig aussehen ließ. Ich schaute ihn noch eine Weile an, doch dann erdrückte mich das Schweigen und ich schaute wieder zu Jess. Sie lächelte mir zu.
    »Du bist Ruben Ford, stimmt’s?«, sagte sie.
    »Woher weißt du das?«
    »Ich hab dich gestern mit deinem Bruder gesehen. Mein Onkel hat mir gesagt, wer ihr seid.«
    |136| »Wie bitte?«
    »Mein Onkel – der Alte mit der gebrochenen Nase. Er hat mir gesagt, dass ihr Baby-John Fords Söhne seid.« Der fassungslose Ausdruck auf meinem Gesicht schien sie zu amüsieren. »Guck nicht so überrascht«, sagte sie grinsend. »Dein Dad ist berühmt. Jeder hat schon von Baby-John Ford gehört.«
    »Ehrlich?«
    »Ja – er hat die besten Bare-Knuckle-Fighter seiner Zeit geschlagen. Sie erzählen noch immer Geschichten über ihn. Und dann gab es natürlich diesen Prozess. Und jetzt das   …« Plötzlich sank ihr Kopf nach unten und sie rieb sich die Stirn, dann schaute sie wieder auf. »Es tut mir leid   … du verstehst schon, das mit deiner Schwester   … ich weiß, ›tut mir leid‹ passt nicht   …«
    »Nein, ist schon okay. Alles klar.« Ich lächelte sie an. »Ist mal eine nette Abwechslung,

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