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The Road of the Dead

The Road of the Dead

Titel: The Road of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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…«
    Jess stürzte sich auf ihn, doch er hob schnell die Flinte und zielte auf ihren Kopf. Unmittelbar vor ihm blieb sie stehen, starrte |161| auf den Lauf des Gewehrs und ich spürte ihre Zerrissenheit zwischen Angst und Wut. Sie wollte Red in Stücke reißen und sie war sich fast sicher, er würde die Flinte nicht gebrauchen   … aber sie war doch nicht sicher genug.
    »Na los«, sagte er zu ihr, »probier’s doch – guck, ob ich den Mumm hab.«
    Sie starrte ihn lange an, bohrte ihren Blick in seine Augen, dann trat sie einen halben Schritt zurück. »Ob du Mumm hast, werd ich noch früh genug sehen«, sagte sie leise. »Wart’s ab, wenn sie dich fertigmachen.«
    Red lächelte sie nur an. »Heb das Kaninchen auf«, sagte er.
    »Was?«
    Er winkte mit der Flinte in Richtung des toten Kaninchens auf dem Boden. »Heb’s auf.«
    Jess sah das Kaninchen an. Sie wischte sich etwas Blut aus dem Gesicht, dann schaute sie wieder zu Red. »Fahr zur Hölle«, sagte sie.
    Er lächelte sie wieder an, dann schaute er hinüber zu Nate. Der trampelte im hohem Gras links von dem Steinkreis herum.
    Red rief ihm zu: »Hast du den Hund schon?«
    »Ich glaub, er ist weg«, rief Nate, weiter um sich schauend, zurück. »Ich hab das Scheißvieh verloren.«
    Red schüttelte den Kopf und sah hinüber zu Bohne und mir. Inzwischen war ich verletzt. Der Lauf der Flinte hatte mir die Haut aufgeschnitten und ich spürte, wie ein Tropfen Blut an meiner Nase herablief. Meine Beine waren taub vom Knien im Dreck.
    »Hey, Kleiner«, sagte Red zu mir. »Was glaubst du, wie viel ist dein Leben wert?«
    Selbst mit der Flinte am Kopf fand ich das eine ziemlich merkwürdige |162| Frage und für einen Augenblick begann ich echt drüber nachzudenken: Was
ist
mein Leben wert? Doch der Augenblick war schnell vorbei.
    Red sagte zu Jess: »Was glaubst
du
, wie viel sein Leben wert ist?«
    Jess schüttelte den Kopf. »Ich weiß überhaupt nicht, wovon du sprichst. Warum machst du nicht einfach –?«
    »Erschieß ihn«, sagte Red zu Bohne.
    Bohne sah ihn an. »Was?«
    »Erschieß den Scheißkerl von Mischling.«
    Bohne zögerte einen Moment, dann drehte er sich wieder zu mir um und entsicherte beide Läufe der Flinte – klick, klick. Ich spürte, wie die leichten Schwingungen in meinem Schädel widerhallten.
    »Sei nicht albern«, sagte Jess.
    »Heb das Kaninchen auf«, erklärte Red.
    »Was?«
    »
Tu’s
einfach. Heb das Kaninchen auf und ich lass den Kleinen leben.«
    Sie schaute hinüber zu mir. Wir waren nur ein paar Meter auseinander, aber es wirkte wie tausend Kilometer. Einen Moment trafen sich unsere Blicke und in diesem Moment wusste keiner von uns etwas. Jess schaute weg und ich sah, wie sie sich niederbeugte und das Kaninchen aufhob.
    Sie hielt es Red entgegen. »Da – jetzt zufrieden?«
    »Iss es«, forderte er.
    »Was?«
    »
Iss es.«
    »Das werd ich nicht   –«
    »Ist doch nur rohes Fleisch«, sagte Red lachend. »Ich bin sicher, |163| du hast schon Schlimmeres gegessen. Na los   … ist doch nicht zu viel verlangt für das Leben von einem Kind, oder?«
    »Du bist
wahnsinnig

    »Ich zähl bis drei.«
    »Hör zu   –«
    »Eins   …«
    Jess schwitzte jetzt, die Feuchtigkeit mischte sich mit dem Blut auf ihrem Gesicht. Ihr Blick war voller Ekel und Verwirrung. Als sie zu mir herübersah und zu sprechen versuchte, spürte ich plötzlich das Herz meines Bruders in mir. Ich spürte nicht
ihn
, sondern das, was ihn ausmachte, und auf einmal war mir alles egal.
    »Ist gut«, sagte ich ruhig zu Jess. »Sag ihm, er soll sich verpissen. Er wird nichts tun.«
    Red lächelte. »Zwei   …«
    Ich lächelte zurück, dann sah ich zu Bohne auf und sagte: »Drei.«
    Bohne blinzelte einmal, dann spannte sich sein Finger, er drückte ab und ein ohrenbetäubender Knall erschütterte meinen Kopf.

|164| Zehn
    D er Knall kam aus Reds Flinte«, erzählte ich Cole später. »Die von Bohne war gar nicht geladen. Red hat genau in dem Moment in die Luft geschossen, als Bohne abdrückte.« Danach schwieg ich, weil ich noch einmal den Moment durchlebte – das dumpfe metallische Klicken, das gleichzeitige Krachen von Reds Flinte, die Leere   … und dann das Rinnsal warmer Flüssigkeit, das an meinem Bein hinunterlief   …
    »Verdammt, Rube«, stieß Cole hervor, »was hast du dir dabei
gedacht
? Die hätten dich
umbringen
können.«
    »Ich wusste ja, dass das Gewehr von Bohne nicht geladen war.«
    »
Woher
wusstest du das?«
    »Komm schon, Cole – die

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