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The Road of the Dead

The Road of the Dead

Titel: The Road of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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jetzt? Willst du dem Jungen noch mehr Angst einjagen? Dich vor deinen Freunden aufspielen? Noch ein paar unanständige Wörter sagen?«
    Nate und Bohne grinsten einander an, aber Red fand das gar nicht lustig. Sein Lächeln war zu einer weißlippigen Narbe geschrumpft.
    »Komm schon«, spottete Jess, »sag irgendwas Lustiges. Beleidige mich. Lass uns noch ein bisschen von deinem Zigeunerkram hören.« Sie knackte mit den Fingern. »Ich weiß – wie wär’s damit, dass es die Zigeuner immer nur untereinander treiben? Das macht sich doch immer gut – Inzest
und
Rasse. Zwei Beleidigungen zum Preis von einer.«
    Reds Gesicht war zu einer kalkweißen Maske erstarrt, wobei das Weiße von roten Wutflecken überzogen war. Seine Haut spannte sich so stark, dass sich die Lippen kaum bewegten, als er sprach. »Rasse?«, zischte er Jess an. »
Rasse?
Ihr seid doch keine
Rasse
, ihr seid bloß Blutverschwendung.«
    »Das klingt doch schon besser«, sagte Jess und klatschte in die Hände. »
Großartig
. Was hast du noch auf Lager?«
    Ich spürte, dass es jetzt richtig übel würde, und vermutlich wollte Jess genau das – es kommen lassen und hinter sich bringen. Normalerweise hätte ich nichts dagegen gehabt – aber das hier war |159| nicht normal. Das hier war ein gereizter roter Irrer, dazu zwei große Gemüse mit doppelläufigen Schrotflinten.
    Ich sah, dass Red unter Strom stand – sein Kopf nickte, seine Ellenbogen ruckten, sein Gesicht war ein einziges zuckendes Chaos   –, und die anderen beiden kapierten so langsam, dass es ernst wurde. Das Grinsen war verschwunden, sie hatten ihre leblosen Gesichter aufgesetzt. Ihre Augen waren unruhig und ganz weiß. Nate hatte das tote Kaninchen aus seiner Jacke gezogen, hielt es an den Ohren fest und schwang es sich leicht gegen das Bein. Bohne schielte lüstern nach Jess und kratzte sich im Schritt.
    Einen Moment herrschte absolute Stille, eine Stille ohne Zeit und Empfindung. Ich hörte die Welt in meinem Kopf ticken – tick, tick, tick   …
    Und dann sagte Jess zu Red: »Gibt mir dein Jüngelchen jetzt das Kaninchen oder was ist?«
    Und das war’s. Plötzlich
explodierte
alles. Alles passierte so kalt und schnell und stumpf, dass ich zuerst gar nicht wusste, was geschah. Nates Arm fuhr nach oben und ich sah etwas durch die Luft schießen und mit einem dumpfen Schlag in Jess’ Gesicht klatschen, dann stolperte sie rückwärts, mit Blut im Gesicht, und das tote Kaninchen lag am Boden vor ihren Füßen. Ehe ich wusste, ob das Blut ihres war oder das des Kaninchens, war Bohne schon herübergekommen und hielt mir die Flinte an den Kopf.
    »Auf den Boden, Kleiner«, zischte er.
    Während ich auf die Knie ging, schaute ich hinüber zu Jess und sah, wie sie die Hunde auf Red und Nate hetzte. Red hatte sich umgedreht und schnappte Nate das Gewehr aus den Händen, und als die Hunde auf sie zujagten, stieß Red Nate vor sich her und rief ihm ins Ohr: »Fang die Scheißtölen!« Nate stieß Finn seinen gestiefelten |160| Fuß entgegen, und als der Lurcher aufjaulte und zur Seite sprang, schoss Tripe zwischen Nates Beinen hindurch und schnappte nach Reds Knöcheln. Red schwang die Flinte und rammte den Lauf in Tripes Kopf. Der kleine Hund ging zu Boden. Er winselte noch ein bisschen und versuchte wieder aufzustehen, doch Red traf ihn noch einmal, jetzt fester, und ich hörte etwas knacken   … und diesmal stand Tripe nicht mehr auf.
    Jess schrie.
    Es war ein schrecklicher Laut, ein zutiefst gequälter Schrei, der die Luft zerriss und sie zu Eis gefror. Nate grinste jetzt, trat nach Finn und Jess schrie ihn an, schrie Finn an, er solle weglaufen, und schrie Red an, sie würde ihn umbringen   …
    Und ich konnte nichts tun. Ich kniete am Boden, den Lauf der Flinte zwischen die Augen gedrückt. Bohne stieß ihn mir gegen den Schädel, versuchte mich in den Boden zu rammen, festzunageln,
unter die Erde
zu bringen   …
    Aber ich würde da nicht runtergehen.
    Ich spannte meinen Kopf gegen den Schmerz und hielt den Blick auf Red fixiert, als er mit der Flinte in der Hand zu Jess hinüberging. Jetzt hatte er sein Lächeln wiedergefunden. Es war verkrampft, starr und mit Speichel versetzt. Jess schrie ihn noch immer an.
    »Du
Scheißkerl
! Du widerlicher roter
Scheißkerl
! Du wirst   –«
    »Was?«, fragte Red. »Ich werd was?«
    »Du bist
tot«
, spie sie.
    »Das glaub ich nicht.« Er lächelte. »Ich glaube, du wirst feststellen, tot ist die verkrüppelte Ratte da drüben  

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