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The Road of the Dead

The Road of the Dead

Titel: The Road of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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in einem Rudel. Und wenn Nate Punkte sammeln konnte, indem er jedem erzählte, was passiert war, würde er nicht lange fackeln, genau das zu tun. Die Geschichte würde sich schnell verbreiten und mit jedem Erzählen noch schlimmer werden. Das wäre das Ende für Bohne – er wäre für niemanden mehr einen Furz wert.
    Als Cole die Beifahrertür öffnete und wieder einstieg, sah ich noch einmal hinüber zu Bohne. Er kniete noch immer am Straßenrand, bebte und zitterte weiter in der Dunkelheit   …
    Er war so tot, als ob ihn Cole erschossen hätte.
    »Bring uns zum Hof von den Gormans«, sagte Cole zu Nate.
    Ohne den leisesten Blick auf Bohne wendete Nate den Wagen und fuhr den Weg zurück, den wir gekommen waren. Ich war versucht, noch einmal zu Bohne zurückzuschauen, doch ich hatte Angst vor dem, was ich sehen könnte, deshalb schloss ich einfach die Augen und hoffte, das Cole für diese Nacht fertig war.
     
    Ich hätte es besser wissen müssen.

|205| Zwölf
    A ls das Moor hinter uns lag und wir in Richtung Dorf zurückfuhren, ließ Nates größte Angst langsam nach. Er war noch immer nervös und angespannt, doch seine Hände zitterten nicht mehr und er fuhr jetzt viel sicherer als vorher. Ich glaube, er dachte das Gleiche wie ich – dass Cole seine ganze Wut an Bohne ausgelassen hätte. Aus Nates Sicht lag diese Vermutung nahe. Er war nicht verletzt, er war nicht gedemütigt worden und er war auf dem Weg in die relative Sicherheit des Gorman’schen Farmhauses. Dort würde Cole ja wohl nichts unternehmen, oder?
    Wenn ich an Nates Stelle gewesen wäre, hätte ich wahrscheinlich auch so gedacht. Aber das war ich nicht.
    »Zum Hof von Vince, ja?«, fragte Nate, als wir im Dorf die Straße hinauffuhren.
    Cole nickte, seine Augen starrten ziellos durch die Windschutzscheibe. Nate gab Gas und fuhr den Wagen an Quentins Haus vorbei, danach rasten wir die sich windende Straße entlang durch die todschwarzen Schatten des Kiefernwaldes.
    Ich merkte, dass ich noch immer die Pistole in der Hand hielt. Sie war schwer und meine Finger schmerzten, also legte ich sie vorsichtig neben mir auf den Sitz. Als ich wieder aufsah, hatte sich |206| Cole auf dem Beifahrersitz umgedreht und schaute mich an.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er.
    Ich nickte.
    »Irgendwelche Probleme?«
    »Nein«, sagte ich. »Keine.«
    Er sah mich noch eine Weile an, dann wendete er sich zurück und starrte wieder durch die Windschutzscheibe. Er wirkte müde. Ich sah, wie Nate schnell einen Blick auf die Flinte in Coles Schoß warf.
    »Guck auf die Straße«, forderte ihn Cole auf.
    Nate gehorchte, wir fuhren schweigend weiter und durchschnitten das Dunkel der Moorlandschaft wie ein geräuschloser Strahl kalten weißen Lichts. Ich schaute aus dem Fenster und stellte mir Dinge vor, die ich gar nicht sah – die Nachtwelt des Waldes, den Steinkreis, den Weißdorn, den Pfad der Toten. Ich stellte mir die Trauernden aus vergangenen Zeiten vor, wie sie die Särge über das Moor trugen – erschöpft durch die trostlose Nacht stapfend, frierend und müde, in Schweigen gehüllt   –, und ich begriff, dass sie jetzt alle tot waren   … jeder Einzelne. Sie waren schon seit Jahrhunderten tot. Das Einzige, was noch von ihnen übrig war, waren Knochen und Staub und ein Rest von nichts. Sie hatten gelebt, sich durchs Leben geschlagen, gekämpft und gebetet   …
    Und wofür das alles?
    Für die Hoffnung? Für Gott? Für nichts?
    Geh nach Hause, Ruben
, hatte Rachel gesagt.
Lass die Toten die Toten begraben. Geh nach Hause.
    Ich wusste noch immer nicht, was sie meinte.
     
    |207| Als ich die Augen wieder öffnete, bremste der Wagen gerade und wir näherten uns der Abzweigung zu dem Farmhaus. Im Licht der Scheinwerfer sah ich den Durchgang zum Wald und den Findling, auf den Jess ihren toten Hund gebettet hatte. »Halt da vorn an«, sagte Cole zu Nate.
    Nate hielt an, Cole drehte sich um und sah mich an.
    »Schaffst du’s von hier aus allein bis zum Haus?«, fragte er mich. »Ich will nicht, dass Abbie und Vince den Wagen sehen.«
    »Was ist mit dir?«, fragte ich. »Kommst du nicht mit?«
    »Noch nicht.« Er warf einen Blick auf Nate. »Ich will noch mit dem hier ein Wörtchen reden. Wir fahren ein bisschen rum. Es dauert nicht lange.«
    »Nein«, sagte ich und schüttelte den Kopf. »Auf gar keinen Fall   …«
    »Ich
tu
ihm nichts, Rube. Ich will nur ein bisschen mit ihm reden.«
    »Mir egal, was du vorhast – auf jeden Fall tust du’s nicht ohne

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