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The Road of the Dead

The Road of the Dead

Titel: The Road of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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nicht – nur noch ein nutzloser Gedanke. Mir kamen im Lauf der nächsten Stunde noch viele Gedanken, doch keiner veränderte etwas. Ich war immer noch da, wartete immer noch, lag immer noch auf dem Bett. Abbie und Vince waren immer noch unten und schauten immer noch fern. Rachel war immer noch tot. Und Cole war immer noch irgendwo anders und tat immer noch das, was er tat.
    Mein dummer Kopf veränderte nichts.
     
    Es musste ungefähr Mitternacht sein, als Cole zurückkam. Ich hörte einen Wagen den Weg herunterkommen, und als ich aus dem Fenster schaute, sah ich den Astra auf den Hof rollen und mit den Scheinwerfern die Scheune und die Nebengebäude anstrahlen. Er blieb vor Vince’ Land Rover stehen, Cole stieg aus und ließ die Scheinwerfer brennen. Im Lichtstrahl sah ich, dass er die Flinte in der Hand hatte, die Pistole im Gürtel und die Grausamkeit im Gesicht, und ich wusste, dass er sich immer noch in dieser |211| Leere befand. Es war erschreckend. Selbst die Nacht schien vor ihm Angst zu haben. Als er zu dem Land Rover ging, die Motorhaube aufriss und hineinschaute, zitterte die Dunkelheit rings um ihn her.
    Ich konnte nicht sehen, was er unter der Haube des Land Rover machte. Er stand über den Motor gebeugt, streckte die Hand aus, betrachtete etwas, nahm etwas in die Hand   …
    »Hey!«
    Die Stimme kam von der Haustür.
    »Verdammt, was
machst
du da?«
    Es war Vince. Ich schaute hinunter und sah ihn aus dem Haus kommen und über den Hof auf Cole zugehen. Sein Gesicht konnte ich nicht sehen, aber sein Gang wirkte wütend und seine Stimme wurde mit jeder Sekunde lauter.
    »Hey, Ford! FORD! Ich
rede
mit dir   … Hey!
Hey! HEY!
«
    Cole reagierte nicht. Er machte einfach weiter mit dem, was er tat – sich aufrichten, seelenruhig die Fingerspitzen betrachten, die Hand ins Scheinwerferlicht des Astra halten, um besser sehen zu können. Er nahm Vince’ Gegenwart erst zur Kenntnis, als der bis auf einen halben Meter herangestapft war und ihm direkt ins Gesicht brüllte. Und selbst da schenkte er ihm kaum einen Blick. Er schob nur die Schulter vor und donnerte Vince den Lauf der Flinte auf den Kopf.
     
    Ich lief nach unten und erreichte den Flur, als Cole gerade Vince’ Körper durch die Haustür zog. Ich blieb stehen und starrte hin. Vince rührte sich nicht. Coles Schlag hatte ihn übel getroffen, seine Augen waren noch immer geschlossen, der Kopf hing leblos zur Seite und ich fürchtete schon das Schlimmste. Er war tot   …
     
    |212| Cole hatte ihn umgebracht   …
    Aber Cole schien das nicht zu kümmern. Als Abbie schreiend und heulend heruntergelaufen kam und sich ihrem Mann entgegenwarf, zerrte Cole Vince’ Körper einfach weiter in das vordere Zimmer, setzte ihn im Sofa ab und überließ ihn dort seelenruhig ihrer Obhut.
    Sie war hysterisch – schluchzte, drehte durch, verlor die Kontrolle   –, und auch ich war kurz davor. Wenn Vince tot war   … dann war’s das. Das war das Ende. Wenn Vince tot war, war auch Cole so gut wie tot. Er würde für immer eingelocht werden. Verloren. Erledigt. Tot.
    So wie alle andern.
    Verloren.
    Erledigt.
    Tot.
    Cole hatte offenbar viel mehr Vertrauen als ich – Vertrauen in sich, Vertrauen in seine Stärke, Vertrauen in die Robustheit von Vince’ Schädel – und er hatte recht. Zehn Minuten später setzte sich Vince im Sofa auf, ächzte und stöhnte und hielt sich ein Paket gefrorene Erbsen an den Kopf.
    Und niemand war verloren.
    Und niemand war erledigt.
    Und niemand war tot.
    Abbie allerdings war immer noch hysterisch und lief wie eine Verrückte im Zimmer umher, fauchte Cole an und verfluchte ihn. »Verdammt, was ist
los
mit dir? Du hättest ihn
umbringen
können, du verdammter Scheißkerl. Du bist ja schlimmer als ein
Tier
…«
    Coles Gesicht zeigte keine Regung. Er stand am Fenster, die Flinte immer noch in der Hand, und behielt Vince fest im Blick. |213| Nicht dass er glaubte, Vince hätte irgendwas vor, aber er wollte kein Risiko eingehen.
    »Ich will, dass ihr noch heute Nacht hier verschwindet«, zischte Abbie Cole an. »Jetzt
sofort
. Packt eure Sachen und verpisst euch. Geht dorthin, wo ihr hingehört.« Sie starrte ihn mit hervortretenden Augen an. Er ignorierte sie. Sie schüttelte den Kopf und wandte sich von ihm ab. »Ich hab gute Lust, die Polizei zu rufen   –«
    »Ruf sie«, sagte Cole.
    Sie blieb stehen und drehte sich um. »Was?«
    »Ruf die Polizei. Es ist echt an der Zeit, dass sie die Wahrheit erfahren.«
    Abbie erstarrte,

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