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The Road of the Dead

The Road of the Dead

Titel: The Road of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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mich.«
    Während Cole mich ansah und im Nachdenken langsam mit den Augen blinzelte, merkte ich, dass Nate wieder nervös wurde. Ich verstand das. Die Vorstellung, dass Cole mitten in der Nacht ein Wörtchen mit ihm reden wollte, konnte jeden nervös machen – sogar mich.
    »Okay«, sagte Cole zu mir.
    »Okay
was

    »Du kannst mitkommen. Aber du musst mich die Dinge auf meine Art regeln lassen.« Er sah wieder zu Nate, danach zurück zu mir. »Egal, ob’s dir gefällt oder nicht – einverstanden?«
    Ich nickte – doch irgendetwas schien nicht okay zu sein. Ich |208| spürte, dass etwas falsch war, und ich fragte mich, ob Cole nur eine Show abzog, um Nate zu erschrecken – ihm Angst einzujagen und ihn so zum Reden zu bringen. Vielleicht hatte die Sache mit Bohne auch schon zur Show gehört.
    War Cole so raffiniert?
    Es hätte mich nicht überrascht.
    »Wir müssen die Plätze tauschen, Rube«, sagte er und mühte sich, die Flinte in seinen Händen zurechtzurücken. »Ich kann mich hier in dem Sitz kaum rühren.« Er öffnete seine Tür, dann drehte er sich um und sah mich an. »Du setzt dich nach vorn und ich geh nach hinten.«
    »Okay«, sagte ich und öffnete die Tür.
    »Gib mir erst die Pistole.«
    Ich reichte ihm die Pistole, stieg aus dem Wagen und wollte nach vorn gehen, doch eh ich dort ankam, schlug die Beifahrertür plötzlich zu, fast unmittelbar gefolgt von der hinteren Tür, dann hörte ich, wie sie beide verriegelt wurden.
    »Hey!«, rief ich und beugte mich herab, um durch die Scheiben zu sehen. Cole hatte Nate die Pistole gegen den Hals gerammt und schrie ihn an, dass er fahren solle. »Hey, Cole!«, rief ich und schlug mit der flachen Hand gegen die Scheibe – bam, bam, bam. »Hey! HEY! Was
machst
du?«
    Der Motor heulte auf und der Wagen schoss in einem Hagel von Erde und Schotter davon. Stolpernd blieb ich am Straßenrand stehen und starrte ihm nach wie ein Idiot.
    »Scheiße!«, murmelte ich und wischte mir wütend die Erde von meinen Sachen. »Scheiße.«
     
    Im Farmhaus war alles ruhig, als ich zurückkam. Im vorderen |209| Zimmer brannte Licht, und als ich eintrat und nach oben schlich, hörte ich, wie ein Fernseher leise gestellt wurde. Ich spürte die argwöhnische Gegenwart von Abbie und Vince hinter der geschlossenen Tür – wartend, horchend, sich fragend – und ich überlegte, was sie sich denn wohl fragten. Dasselbe, was anderes   … dasselbe, aber auf andere Weise?
    Ich ging ins Badezimmer, dann weiter ins Schlafzimmer, schloss die Tür, legte mich aufs Bett und dachte über Cole nach.
    Ich wusste, was er mit mir gemacht hatte und warum er es hatte tun müssen, ich war mir auch ziemlich sicher zu wissen, was er mit Nate vorhatte. Es war immer dasselbe, wirklich. Er wollte Klarheit und wusste, wie er sie bekam. Er wusste auch, dass er allein sein musste, um das zu tun, was nötig war. Das wusste ich auch. Wenn ich mit ihm gefahren wäre, hätte ich ein gewisses Maß an Rechtschaffenheit mit hineingebracht. Selbst wenn ich es nicht
gewollt
hätte, es wäre trotzdem so gewesen. Und dann hätte Cole nichts mehr tun können. Was immer er vorhatte – und ich wusste, er würde das tun, was nötig war   –, er konnte es nur in völliger emotionaler Leere tun: kein Richtig, kein Falsch, kein Gut, kein Schlecht, überhaupt keine Empfindungen – einfach nur handeln.
    Mein Bruder wusste, wie er sein Herz ausschalten konnte.
     
    Auch ich wollte alles ausschalten. Einfach einen Knopf drücken – klick – und mich stilllegen. Mein Herz ausschalten, meinen Verstand ausschalten, meinen Körper ausschalten – einfach daliegen, ohne Empfindung, wie ein schlafender Baum im Winter, der abwartet, bis der Frühling zurückkehrt. Oder vielleicht könnte ich sogar noch länger warten   …
     
    |210| Ich glaube nicht an ein Leben nach dem Tod, doch ich weiß genau, dass Materie nicht aufhört zu existieren, sie wandelt sich nur. Alles, was uns Leben gibt, geht irgendwo anders hin, wenn wir sterben. Unsere Atome, unsere Moleküle, unsere Partikel – sie alle treiben fort in etwas anderes und an einen anderen Ort. In die Erde, in die Luft, in den Rest des Universums. Rachel ist tot und sie wird nie mehr zurückkommen, aber in tausend Jahren werden ihre Atome überall sein – in anderen Menschen, Tieren, Pflanzen   … in schlafenden Bäumen, die abwarten, bis der Frühling zurückkehrt.
    Wenn ich nur tausend Jahre warten könnte   …
     
    Es war ein hübscher Gedanke, aber mehr auch

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