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The Road of the Dead

The Road of the Dead

Titel: The Road of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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»Willst du, dass ich dir die restlichen Zähne auch noch einschlage?«
    Bohne schüttelte den Kopf.
    »Steig aus«, wiederholte Cole.
     
    Bohne zögerte einen Moment, dann mühte er sich unter Schmerzen aus dem Wagen. Cole trat zurück, hielt ihn mit der Flinte in Schach, dann dirigierte er ihn nach vorn vor den Wagen. Es hatte inzwischen aufgehört zu regnen, und als Bohne unsicher in den Strahl der Scheinwerfer trat, wirkte sein blutbeflecktes Gesicht vor dem Hintergrund des massiven schwarzen Himmels starr und bleich. Als Cole sagte, er solle stehen bleiben, schien es, als ob er in der Mitte der Straße schwebte wie ein verwundeter Geist – blutüberströmt, zitternd, der Körper vor Angst gekrümmt.
    |201| Cole klappte die Flinte auf und hielt sie ihm hin, damit er die Kammern sah. Bohne hätte gar nicht nachschauen müssen, er wusste auch so, dass das Gewehr geladen war, doch er konnte nichts dagegen tun – sein Blick schoss nach unten und er sah die zwei Messingpatronen im Lichtstrahl der Scheinwerfer matt aufschimmern. Als Cole die Flinte wieder zuschnappen ließ und einen Schritt vortrat, blitzten Bohnes Augen zu ihm hoch, erstarrt in vollkommener Angst. Er sah die Leere in Coles Herz und er wusste, was das bedeutete. Er wusste ohne jeden Zweifel, was kommen würde. Wir wussten es alle.
    Aber wir lagen alle falsch.
    Ungläubig sah ich, wie Cole die Flinte senkte, in den Händen umdrehte und sie dann, Schaft voraus, Bohne entgegenhielt.
    »Nimm sie«, sagte er.
    Das Einzige, wozu Bohne noch in der Lage schien, war, mit aufgerissenen Augen auf die Flinte zu starren.
    »Nimm sie«, wiederholte Cole.
    Bohne sah ihn an, die Angst von Verwirrung überdeckt. War das ein Trick? Ein Witz? Irgendein Spiel? Bohne warf einen Blick auf die Waffe, dann wieder auf Cole, dann griffen die Hände vorsichtig nach der Flinte. Er wollte sie nicht nehmen, doch er hatte zu viel Angst vor Cole, um sich zu weigern. Seine Hände zitterten, als er sie langsam ausstreckte, und sein Blick jagte ständig von dem Gewehr zu Cole in der Erwartung, Cole würde es ihm jeden Moment wieder wegschnappen. Doch das tat er nicht. Cole tat überhaupt nichts. Er stand bloß da, absolut still, schaute zu und wartete ab. Bohne legte eine Hand auf das Gewehr, danach die andere und dann ließ Cole los.
    |202| Bohne hatte die Flinte. Cole trat einen halben Schritt zurück. »Okay«, sagte er leise, »zeig uns, dass du’s tust.«
    Bohne runzelte die Stirn, lächelte halb, dann schüttelte er verwirrt den Kopf. Die Flinte lag lose in seinen Händen.
    »Fang an zu zählen«, forderte ihn Cole auf.
    »Wo…«, fragte Bohne.
    »Nimm das Gewehr hoch und zähl. Du kannst doch zählen, oder? Zähl bis drei und dann drück ab.«
    »Aber   … hör mal   …« Bohne versuchte wieder zu lächeln. »Hör mal   … ich hatte doch mit deinem Bruder gar nichts   … wir waren nur   –«
    »Ich steh hier nicht ewig«, unterbrach ihn Cole. »Entweder du fängst jetzt an zu zählen oder ich tu’s. Drei Sekunden – du oder ich?«
    Bohne schüttelte den Kopf. »Ich will nicht   –«
    »Eins   …«, sagte Cole.
    Bohne sah auf das Gewehr in seinen Händen, die Augen hilflos vor Angst.
    »Zwei   …«
    »Nein, hör doch mal   … bitte   … es tut mir leid   –«
    »Drei.«
    Bohne ließ das Gewehr fallen und trat einen Schritt zurück. Fast hysterisch in seiner Kapitulation, beugte er den Körper, hob die Hände, schüttelte den Kopf wild von einer Seite zur andern und bildete mit den Lippen stumme Worthülsen. Einen Moment fühlte ich mit Bohne – fühlte seine Schwäche, seine Scham, seine Einsamkeit. Doch ich erinnerte mich auch daran, wie
ich
mich gefühlt hatte, als er mich am Boden hatte und mir die Flinte an den Kopf drückte, und auch wenn ich es ihm nicht wirklich anlastete, |203| kam ich doch nicht von der Tatsache los, dass er es getan hatte. Er hatte sich entschieden. Er hatte sich auf Reds Seite gestellt. Und jetzt zahlte er eben den Preis dafür.
    Er war inzwischen auf die Knie gefallen, und als Cole die Flinte aufhob und sich von ihm abwandte, vergrub er den Kopf in seinen Händen und fing an zu weinen. Ich war überzeugt, er wusste, dass nichts für ihn je wieder so sein würde wie zuvor. Er war gedemütigt, beschämt, ihm war die Maske heruntergerissen worden und – was am schlimmsten war – Nate hatte alles gesehen. Nate und Bohne waren keine Freunde. Es gab keine Loyalität zwischen ihnen. Sie taten bloß manches zusammen, wie Tiere

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