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The Road of the Dead

The Road of the Dead

Titel: The Road of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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richten, Rube.«
    »Tu ich ja nicht – ich hab nur gefragt, ob er noch lebt.«
    |223| »Das hab ich dir schon gesagt. Er kriecht irgendwo im Dunkeln rum, so lebendig wie vorher – okay?«
    Ich nickte und war zufrieden, denn ich spürte, dass Cole die Wahrheit sagte. »Was ist mit Bohne?«, fragte ich ihn. »Was sollte das Ganze?«
    »Was meinst du?«
    »Du weißt genau, was ich
meine
«, sagte ich. »Verdammt, Cole – was sollte der ganze Mist? Ihm die Flinte geben   … scheiße, der hätte dich
umbringen
können.«
    »Ja?« Cole lächelte. »Ich dachte, du hättest gesagt, er hat nicht den Mumm. Angeblich konntest du das in seinen Augen sehen, hast du mir erklärt. Erinnerst du dich? Du hast behauptet, er könnte nicht mal jemanden töten, wenn’s um sein eigenes Leben geht.«
    »Da war ja auch sein Gewehr nicht geladen.«
    Cole fasste in seine Tasche und zog etwas heraus. Als er mir die Hand entgegenstreckte und seine Finger öffnete, sah ich zwei Gewehrpatronen auf seiner Handfläche liegen.
    »Glaubst du, ich bin blöde?«, fragte er.
    Ich sah ihn an, schüttelte den Kopf und wusste nicht, was ich glauben sollte. Ich hatte gesehen, wie er Bohne die geladene Flinte zeigte   … ich hatte die Patronen in ihren Kammern schimmern sehen. Da konnte er sie nicht herausgenommen haben. Er konnte sie höchstens später herausgenommen haben, als ich nicht dabei war. Aber ich wusste, dass er nicht log. Er
war
nicht blöde – er
hatte
Bohne keine geladene Waffe gegeben.
    »Weißt du, was Zauberei in Wahrheit ist?«, fragte er mich.
    »Zauberei?«
    »Ja, Zauberei   – Illusionen, Tricks, Kaninchen aus dem Hut ziehen   … |224| so was in der Art. Schau her.«
    Er schloss seine Finger um die Patronen, drückte sie ganz fest zusammen, dann öffnete er die Hand wieder. Die Patronen waren verschwunden. Einen Moment starrte ich auf die leere Fläche und traute meinen Augen nicht, dann sah ich zu Cole auf.
    »Es ist keine Zauberei«, sagte er. »Es hat nur was mit flinken Händen zu tun.«
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich war baff. Der Trick selbst war schon beeindruckend genug, aber was mich wirklich erstaunte, war die Tatsache, dass Cole ihn beherrschte. Das war es, was ich nicht glauben konnte. Er war mein
Bruder
. Ich kannte ihn in- und auswendig. Ich kannte ihn genauso gut wie mich selbst. Und ich wusste ohne jeden Zweifel, dass er keine Zauberkunststücke machte. In hundert Jahren nicht. Zauberkunststücke waren wirklich das Letzte, was er machen würde. So was war belanglos, albern, prahlerisch, eitel – Zaubertricks waren kindisch, verdammt noch mal. Mein Bruder
machte
aber nichts Kindisches. Er hatte nicht mal als Kind irgendwas Kindisches gemacht.
    »Es ist nur ein Trick«, sagte er zu mir.
    »Was?«
    »Es ist einfach ein Trick. Du musst gar nicht drüber
nachdenken

    Ich sah ihn an. Es war merkwürdig, plötzlich festzustellen, dass es an ihm eine Seite gab, von der ich nie etwas gewusst hatte. Ich glaube nicht, dass es wirklich etwas zwischen uns änderte, aber es verrückte doch alles ein ganz kleines bisschen. Was immer es war, das uns zu
uns
machte – die Verbindung, die Dynamik   –, es war jetzt um eine Winzigkeit nicht mehr synchron. Nicht mehr ganz |225| sauber gestimmt. Unsere Reinheit war durch ein kaum hörbares weißes Rauschen kompromittiert.
    Es bedeutete nichts.
    Ich
mochte
es zwar nicht, aber trotzdem bedeutete es nichts. Wir brauchten nur ein bisschen Feintuning, das war alles.
    »Bist du so weit?«, fragte mich Cole und ließ den Motor an.
    »Warum hast du dir Bohne und Nate rausgepickt?«, fragte ich ihn.
    »Was?«
    »Als wir vor dem Hotel warteten – warum hast du dich da für Bohne und Nate entschieden? Warum nicht für einen der andern? Warum nicht für Red? Ich meine, wahrscheinlich weiß er doch mehr als Bohne und Nate zusammen.«
    »Er ist aber auch cleverer als sie«, erklärte Cole. »Deshalb hat er nicht rumgetrödelt, als sie sich auflösten. Er war schon im Auto und auf und davon, eh ich mich überhaupt rühren konnte.«
    »Okay«, sagte ich, »aber was ist mit Quentin? Er war zu Fuß da, allein   … wir wussten sogar, wo er hingehen würde. Den hätten wir leicht abfangen können.«
    Cole warf seine Zigarette aus dem Fenster. »Bohne und Nate sind schwach«, erklärte er mir. »Deshalb tun sie, was ihnen gesagt wird.« Er kurbelte das Fenster hoch. »Es ist sinnlos, Kokosnüsse zu knacken, wenn man das, was man will, auch mit Eierknacken erreichen

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