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The Road of the Dead

The Road of the Dead

Titel: The Road of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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jedenfalls. Für Cole dagegen wirkte es absolut perfekt. Die Flinte in der Hand, die kühle Luft auf der Haut, der steinharte Boden unter den Füßen   … alles war für ihn einfach so, wie es war. Das Einzige, was er fühlte, war eine |229| gleichmäßige Leere in seinem Kopf, und mehr wollte er nicht.
    »Bäume links«, sagte er leise.
    »Was ist?«
    »Die Bäume links vom Haus, oben an der Auffahrt   … es steht jemand dahinter.«
    Wir näherten uns jetzt der Auffahrt. Sie stieg einigermaßen steil zum Haus hin an und oben, zwischen der Seitenwand des Hauses und einem schmalen Fußweg, erkannte ich mit Mühe eine Gruppe hoher Tannen. Als ich durch die Dunkelheit blinzelte, sah ich, wie sich dort etwas bewegte, aber ich hätte nicht sagen können, was. Es war nur eine ganz vage Bewegung. Ein dunkler Schatten.
    »Bleib rechts von mir«, erklärte mir Cole, als wir anfingen, die Auffahrt hochzugehen. »Halt die Augen aufs Haus gerichtet.«
    Wir gingen den Weg hinauf, drückten uns an den parkenden Autos vorbei und ich versuchte, den Blick immer aufs Haus gerichtet zu halten. In einem Fenster unten schimmerte ein fahles Licht, doch davon abgesehen war das Haus dunkel. Ich sah niemanden, der uns beobachtete, doch ich fühlte mich so verletztlich, dass mir die Kopfhaut kribbelte.
    Ich schob meine Hand in die Tasche und spürte den kalten Stahl der Pistole. Jetzt war es ein gutes Gefühl. Beruhigend. Nicht mehr ganz so lächerlich.
    Wir gingen weiter bis an das Ende der Auffahrt und blieben vor einem großen hölzernen Tor stehen, das in einen gewölbten Vorbau eingelassen war. Eine leichte Brise flüsterte in den Bäumen des Gartens und ich roch den leichten Kiefernduft in der Luft. Das Haus war still. Alles war still. Irgendwo in der Ferne schrie ein Nachtvogel, und als sich der schaurige Ruf in der Leere des Moors |230| verlor, hörte ich plötzlich etwas anderes. Etwas viel Näheres. Raschelnde Blätter. Einen Schritt. Dann eine krächzende Stimme.
    »Ich hab schon auf euch gewartet.«
    Ich drehte mich um und sah Big Davy zwischen den Tannen neben dem Haus hervortreten. Er trug zwar keine Halskrause mehr, klang aber immer noch ziemlich mitgenommen. Er hielt den Kopf in einem merkwürdigen Winkel, was ihn leicht schief gehen ließ. Aber er war trotzdem immer noch genauso riesig wie vorher und sein Blick war genauso irr.
    »Hast du einen Waffenschein dafür?«, sagte er grinsend und deutete auf die Flinte in Coles Hand.
    Cole sagte nichts, sondern beobachtete ihn nur, wie er auf uns zukam.
    »Wisst ihr, die Sache ist die«, fing er an, doch dann krümmte er sich, hustete schmerzverzerrt und fasste sich an die Kehle. »Scheiße«, keuchte er und rieb sich weiter den Hals. Er hustete wieder heftig und spie auf den Boden, dann sah er auf und schleppte sich auf Cole zu, die tränenden Augen voll Hass. »Ich hab über dich nachgedacht«, krächzte er, »ich hab überlegt, was ich   –«
    Cole bewegte sich schnell und traf voll – klatsch! – in die Kehle, genau wie beim ersten Mal. Davy ging lautlos nieder und hechelte diesmal nicht mal nach Luft, sondern würgte nur still am Boden.
    Cole wandte sich von ihm ab und ging auf die Haustür zu. »Stell dich hinter mich, Rube«, sagte er. »Und guck, was in meinem Rücken passiert.«
    Ich tat, was er sagte, und schaute in Richtung Straße. Big Davy wand sich noch immer am Boden, hatte den Mund weit aufgerissen und rang nach Luft. Seine Augen traten vor Panik und |231| Schmerzen aus ihren Höhlen.
    »Der sieht nicht besonders gut aus«, sagte ich.
    »Wer?«
    »Davy.«
    »Mach dir um ihn keine Sorgen, halt lieber die Augen offen, ob jemand anderes kommt. Bist du bereit?«
    »Ja.«
    »Halt dir die Ohren zu.«
    Ich legte die Hände über die Ohren. Die Flinte dröhnte und die Luft explodierte in einem plötzlichen Ausbruch von Splittern und Rauch. Als ich mich umdrehte, hing die Tür scheinbar schief in den Angeln und hatte dort, wo das Schloss gewesen war, ein großes ausgefranstes Loch.
    »Du hättest klopfen können«, sagte ich.
    Er hörte nicht zu. Die Flinte in Hüfthöhe, starrte er angestrengt durch die offene Tür in die stauberfüllte Düsternis einer Diele mit hoher Decke. Es gab kein Licht. Keine Leute. Nur Dunkelheit, Staub und Stille.
    Cole klappte die Flinte auf, nahm die leere Patrone heraus und ließ sie zu Boden fallen. Er wartete einen Moment, dann beugte er sich nach unten und hob sie wieder auf. Noch einen Moment, dann steckte er die Patronenhülse

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