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The Road of the Dead

The Road of the Dead

Titel: The Road of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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schwarz und leer und ich wusste nicht, wieso.
    Was machst du hier, Rachel? Ich dachte, du wolltest heute Abend
nach Hause kommen.
    Ich war Ruben Ford. Ich war nicht tot. Ich konnte Dinge sehen: einen brennenden Himmel, ein Knochenfeld, ein Albtraumgesicht in einen Stein gemeißelt. Ich sah einen roten Wahnsinnigen, der ein Bild von mir im Kopf hatte.
    »Was hast du jetzt vor?«, sagte eine ferne Stimme.
    Ich öffnete die Augen vor dem widerhallenden Schweigen. Abbie sah Cole an und ihre unbeantwortete Frage zitterte noch auf ihren Lippen. Cole starrte mich an. Ich sah das Flackern meiner geheimen Gedanken in seinen Augen – die Lichter, die Reichtümer, den Himmel, die Gesichter – und ich wusste, auch er konnte sie sehen. Er spürte sie in mir. Er war
bei
mir. Zum ersten Mal in |220| seinem Leben empfand er etwas von mir auf die gleiche Weise, wie ich stets seine Gefühle empfunden hatte. Und es erschreckte ihn zu Tode.
    »Alles okay«, erklärte ich ihm. »Das sind nur du und ich.«
    Er starrte mich noch eine Weile an und seine Empfindungen waren noch immer von meinen belastet, dann blinzelte er einfach und es war weg – alles. Die Bilder, die Gefühle, die Gedanken, die Ängste   … er ließ sie alle verschwinden und das Einzige, was übrig blieb, war das Jetzt.
    »Hol deine Sachen, Rube«, sagte er und steckte die Pistole ein. »Wir gehen.«
     
    Als wir gerade auf dem Weg aus dem Haus waren, hielt Abbie Cole an der Tür auf und fragte ihn, wo er hinginge. Tränenspuren liefen ihr übers Gesicht und ihre Augen waren ruhelos. Doch sie war nicht von Rachels Geist verfolgt. Die einzigen Geister, die Abbie quälten, waren ihre eigenen.
    Cole sah sie nicht einmal an.
    »Wohin gehst du?«, fragte sie ihn wieder, flehend diesmal, und legte ihre Hand auf seinen Arm. »Was hast du vor? Mit uns, meine ich. Es war nicht Vince’ Schuld und ich hab nicht gewusst   …« Sie verstummte, merkte, dass Cole gar nicht zuhörte, er starrte nur ihre Hand auf seinem Arm an. »Entschuldigung«, sagte sie und ließ los. »Ich wollte nicht   –«
    »Du willst nie irgendwas«, sagte Cole zu ihr und schob sich zur Tür. »Bis heute nicht und daran wird sich auch nie was ändern.«

|221| Dreizehn
    D ie Luft war frisch und kristallschwarz, als wir vom Farmhaus aus den Weg hinauffuhren. Weiße Motten flatterten in den Scheinwerferstrahl, tanzten in der Luft wie geisterhafte Schneeflocken bei Nacht und in der Ferne sah ich, wie erste schwache Purpurfäden den rabenschwarzen Himmel färbten. Das Innere des Astra roch säuerlich nach abgestandener Angst. Auf dem Beifahrersitz war ein Blutfleck und auf der Frontscheibe ein frisches rosa Geschmier an einem sternförmigen Sprung. Cole war so düster und schweigsam wie das Moor um uns herum.
    »Halt mal«, sagte ich zu ihm.
    »Was?«
    »Halt mal einen Moment   … bitte.«
    Wir waren gerade auf die Straße ins Dorf eingebogen, doch als Cole bremste und den Wagen ausrollen ließ, merkte ich plötzlich, dass wir wieder am Wald waren. Nicht dass ich ihn sehen konnte. Ich sah überhaupt nichts. Aber ich wusste, dass alles da war – der Durchgang, der Wald, der Pfad der Toten. Ich spürte, wie uns all das beobachtete.
    Cole schaltete den Motor aus und zündete eine Zigarette an. Er kurbelte das Fenster herunter und ließ den Qualm hinaus. »Bist |222| du okay?«, fragte er.
    »Nicht wirklich. Und du?«
    Er zuckte die Schultern. »Alles in Ordnung.« Er blies den Rauch aus, drehte sich um und sah mich an. »Es ist fast vorbei. Bald sind wir zu Hause.«
    Wir wussten beide, dass das eine Lüge war, aber es kümmerte weder ihn noch mich.
    »Hast du das Ganze über Rachel von Nate erfahren?«, fragte ich ihn.
    »Nicht alles. Er hat mir so viel erzählt, wie er wusste, doch alles wusste er nicht. Den Rest musste ich mir zusammenreimen. Ich war mir nicht sicher, ob ich recht hatte, bis ich Vince’ Wagen gecheckt hab.«
    »War das der Grund, weshalb du ihn geschlagen hast?«
    »Wen?«
    »Vince.«
    Cole zuckte wieder die Schultern. »Ich musste ihn aus dem Weg haben, das war alles. Und wenn ich ihn nicht geschlagen hätte, hätten sie uns nie was erzählt.«
    Ich starrte geistesabwesend den blutverschmierten Sprung in der Scheibe an. »Wo ist Nate?«
    »Keine Ahnung«, murmelte er. »Wo ich ihn rausgeworfen habe, wahrscheinlich.«
    »Und wo ist das?«
    »Da, wo er hingehört – er kriecht in der Scheiße rum.«
    »Dann lebt er also noch?«
    Cole starrte mich an. »Fang jetzt nicht an, über mich zu

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