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The Road of the Dead

The Road of the Dead

Titel: The Road of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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kann.«
    Ich lächelte ihn an. »Heute Nacht steckst du voller Überraschungen, was? Zaubertricks, erfundene Sprichwörter   … was hast du sonst noch im Ärmel?«
    Er streckte die Hand aus, gab ihr einen leichten Schlag – und die zwei Gewehrpatronen fielen in meinen Schoß. Ich schaute auf |226| sie herab, dann hob ich den Blick und sah wieder Cole an. Das halbe Lächeln auf seinem Gesicht dauerte nur einen Moment, doch es war mehr als genug für mich. Das weiße Rauschen war wieder verschwunden.
    »Okay?«, fragte er.
    Ich lächelte und nickte. »Auf geht’s.«
     
    Es war nicht weit bis zu Quentins Haus – die Straße durchs Moor, den Serpentinenweg hinunter und dann rein ins Dorf, und schon ragte das große Gebäude links von uns drohend in die Höhe. Als Cole den Wagen abbremste und die Scheinwerfer ausschaltete, kurbelte ich das Fenster herunter und blickte durch die Dunkelheit auf die Rückfront des Hauses. Der riesige Garten, den ich schon flüchtig gesehen hatte, wurde von einer hohen Ziegelmauer mit Natodraht und Glasscherben obendrauf vollends umschlossen.
    »Irgendwo Kameras?«
    »Kann jedenfalls keine sehen.«
    Wir fuhren weiter, rollten langsam an der Mauer entlang und blickten beide an dem alten Steinhaus hinauf. Alles war dunkel, kein Fenster erleuchtet. Seltsam geformte Schornsteinkästen ragten wie eine ganze Armee rußgeschwärzter Wachen aus dem Dach.
    »Was meinst du?«, fragte mich Cole.
    Ich schüttelte den Kopf. »Wir müssten über die Mauer klettern. Das sehen sie garantiert. Außerdem wissen wir nicht, was uns auf der anderen Seite erwartet. Es könnten Hunde da sein, Kameras   … alles.«
    Cole dachte einen Moment drüber nach, dann nickte er. Er |227| schaltete die Scheinwerfer wieder ein und beschleunigte die
    Straße hinunter.
    Wir fuhren ins Dorf und parkten an der Telefonzelle, die
    Quentins Haus gegenüberstand. Cole schaltete den Motor ab und wir saßen da, in der Stille der Nacht, und beobachteten schweigend das Haus. Die Auffahrt stand noch immer mit Fahrzeugen voll, darunter der Tankwagen. Weitere Autos und Motorräder parkten draußen am Straßenrand.
    »Sieht aus, als ob er Gäste hätte«, sagte ich.
    Cole nickte.
    Ich schaute über die Schulter und sah die High Street hinab. Es war weit und breit niemand da. Die Straße war tot – das Hotel geschlossen, die Häuser schliefen. Hinter dem Dorf verschwamm das ferne Moor wie im Traum mit dem schwarzgrauen Horizont der Nacht.
    »Glaubst du, Quentin weiß, dass wir kommen?«, fragte ich Cole.
    Er nickte wieder. »Vince hat ihn bestimmt gleich angerufen, als wir weg waren. Quentin wartet wahrscheinlich schon auf uns.« Er sah mich an. »Du weißt, du musst da nicht mit rein.«
    »Ja, das weiß ich.«
    »Du könntest auch im Auto warten.«
    »Sei nicht albern. Wahrscheinlich beobachten sie uns längst. Wenn du mich hier drin allein lässt, werden sie einfach rauskommen und mich schnappen, sobald du weg bist. Ohne dich hab ich keine Chance. Und außerdem, was ist, wenn du allein reingehst und kommst nicht wieder raus? Was soll ich dann tun?«
    Cole antwortete nicht. Das musste er auch gar nicht. Ich erzählte ihm nur, was er sowieso schon wusste.
    |228| »Okay«, sagte er nach einer Weile, »aber bleib dicht hinter mir – verstanden?«
    »Ich folge dir auf den Fersen.«
    »Hier«, sagte er, zog die Pistole aus dem Gürtel und reichte sie mir. »Sie lädt automatisch. Der Sicherungshebel ist schon auf scharf gestellt. Du musst nur zielen und abdrücken. Wenn du jemanden erschießen musst, ziel auf die Brust. Und zögere nicht. Warn dein Gegenüber nicht, lass ihm keine Chance, sag gar nichts – schieß einfach. Okay?«
    »Ja   …«
    Er fasste über den Rücksitz hinweg und holte die Flinte hervor. Ich reichte ihm die zwei Patronen.
    »Ist das alles?«, fragte ich ihn, als er die Flinte lud.
    Er nickte und ließ das Gewehr zuschnappen.
    »Bist du sicher? Vielleicht sind ja hinten noch mehr Patronen.«
    »Hab schon nachgeguckt.«
    »Glaubst du, zwei reichen?«
    »Mehr haben wir nicht.« Er sah mich an. »Bist du bereit?«
    »Ich glaube   …«
    »Okay – dann lass uns mal ein paar Kokosnüsse knacken.«
     
     
    Ich kam mir ein bisschen lächerlich vor – mitten in der Nacht mit einer Automatikpistole, die schwer in der Tasche wog, die Hauptstraße des Dorfs hinaufzugehen. Das
passte
einfach nicht. Es war völlig fehl am Platz, völlig aus der Zeit, völlig außer Kontrolle. Es wirkte nicht richtig. Nicht für mich

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