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The Road of the Dead

The Road of the Dead

Titel: The Road of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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zurück in die Flinte und ließ das Gewehr wieder zuschnappen.
    Zuerst verstand ich das nicht, doch dann begriff ich: Wenn jemand horchte, sollte er denken, Cole hätte sein Gewehr neu geladen.
    »Hast du deine Pistole?«, fragte er mich.
    Ich zog sie aus der Tasche. »Ja.«
    »Vielleicht brauch ich sie. Gib sie mir, wenn ich’s dir sage – |232| okay?«
    »In Ordnung.«
    »Bleib hinter mir.«
    Er trat in den Eingang, tastete an der Wand entlang, auf der Suche nach dem Lichtschalter. Kurz darauf ging eine schwache Lampe an und offenbarte das düstere Innere der Diele. Sie war lang, hoch und man sah die vergangene Pracht: alte Tapeten, alte Teppiche, alte Möbel. Dunkle Porträts säumten die Diele   – Gesichter, Gestalten, lange verstorbene Vorfahren   –, die Wände waren rissig und speckig. Linker Hand ging eine breite Treppe mit verschrammtem hölzernem Geländer und Handlauf von der Diele ab. Eine Tür befand sich am Ende der Diele und zwei an der rechten Wand. Alle drei waren geschlossen.
    »Nett«, sagte ich und schaute mich um. »Sehr gemütlich.«
    »Halt die Klappe, Ruben«, sagte Cole.
    »Ich bin nervös.«
    »Ich weiß. Behalt es ganz einfach für dich, ich versuch was zu hören.«
    Ich horchte mit ihm, aber es gab nicht viel zu hören – ein fernes Seufzen des Windes von draußen, mein pochendes Herz, Holzsplitter, die sich von der Tür lösten.
    Cole griff nach hinten, berührte meinen Arm und zusammen traten wir vorsichtig durch den Eingang. Obwohl die Tür weit offen stand, schien die Außenwelt plötzlich weit weg. Wir waren jetzt drinnen. In diesem Haus. Unsere Welt war jetzt
hier
.
    Während wir uns langsam durch die Diele schoben, erfassten meine Augen jedes Detail. Die feuchten Flecken an den Wänden. Der abgewetzte Teppich. Der nackte Putz, der an der Decke hervortrat. Ich sah geborstenes Holz, kaputte Kabel, leckende Bleirohre. |233| Lehmige Stiefelabdrücke. Ausgetretene Zigarettenkippen. Ein braun gewordenes Apfelgehäuse. Es lag ein schwacher, aber beharrlicher Gasgeruch in der Luft, und die Luft selbst war ganz anders als alles, was ich je wahrgenommen hatte. Ich schmeckte sie. Sie schmeckte nach fauligem Atem und Fleisch und einem Mangel an blauem Himmel, nach Trägheit, Benzin und Ziegelsteinstaub.
    »Warte«, sagte Cole, streckte die Hand aus und machte Halt.
    Ich blieb hinter ihm stehen. Wir hatten etwa die Hälfte der Diele durchquert und standen vor einer der Türen. Cole starrte sie an und horchte genau, die Flinte auf den Handgriff gerichtet.
    »Pistole«, flüsterte er.
    Ich gab ihm die Waffe. Er nahm sie mit der Linken und hielt die Flinte weiter auf die Tür gerichtet. Ich hörte, wie er Atem holte und sich beruhigte, und ich glaubte, er würde jeden Moment durch die Tür brechen, aber das Nächste, was ich mitbekam, war, dass er herumwirbelte – weg von der Tür – und mit der Pistole die Treppe hinaufzielte.
    Bodenbretter knarrten und ich sah eine leichte Bewegung hinter dem Geländer am Absatz. Cole drückte ab und die Pistole krachte dumpf in der Stille. Eine blaue Flamme blitzte auf, ein Geländer splitterte und eine Männerstimme kreischte vor Schmerz.
    »Der Nächste trifft dich am Kopf«, rief Cole.
    Langsam trat eine Gestalt aus den Schatten. Es war der Tränenmann. Ein Rinnsal Blut von einer Wunde unter dem Auge lief ihm über die Wange, anscheinend hatte ihn ein Splitter getroffen. Als er die Hände hob und vorsichtig die Treppe herunterkam, reichte mir Cole die Flinte.
    »Halt die Tür im Auge«, sagte er. »Wenn jemand rauskommt, |234| knall ihn ab.«
    Als ich die Tür mit dem Gewehr ins Visier nahm, wandte Cole seine Aufmerksamkeit dem Tränenmann zu. Der stand inzwischen am Ende der Treppe und wischte sich das Blut ab.
    »Komm her«, sagte Cole zu ihm.
    Träne zögerte. »Ich wollte nur   –«
    »Halt die Klappe. Komm her.«
    Er schob sich näher an Cole heran, die Hände kapitulierend nach vorn gestreckt.
    »Wo ist Quentin?«, fragte ihn Cole.
    Träne warf einen Blick die Treppe hinauf und leckte sich nervös die Lippen.
    Cole zielte mit der Pistole auf seinen Kopf. »Lass mich nicht zweimal fragen.«
    »Oben«, sagte er zitternd. »Im Hinterzimmer.«
    »Wer ist bei ihm?«
    »Red und Bowerman.«
    »Was ist mit den andern?«
    »Die sind überall   …«
    »Wo? Wie viele?«
    Träne nickte zu der Tür hin, die ich im Visier hatte. »Zwei sind da drin, zwei im nächsten Zimmer, zwei in der Küche   –«
    »Wo ist die Küche?«
    »Am Ende vom

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