The Road of the Dead
Waffe, Junge. Na, mach schon, sei kein Arschloch. Ich bin Polizeibeamter, verdammt.« Er lachte dümmlich. »Du willst doch wohl nicht
mich
erschießen, oder?«
Cole hob den Arm und schoss mit der Pistole. Ich hörte einen dumpfen Schlag, gefolgt von einem überraschten Schmerzensschrei, dann ein metallisches Scheppern und schweres Plumpsen, als Bowerman die Waffe fallen ließ und zu Boden ging. Cole sah auf ihn herab, dann hob er den Blick und starrte tiefer ins Zimmer. Ich spürte, wie die bernsteinfarbenen Augen durch das staubige |242| Licht auf ihn zurückstarrten.
»Ich will mit Ihnen reden«, sagte Cole ruhig.
Es gab eine kurze Pause, dann sagte Quentin: »Dann kommen Sie doch rein.«
Cole winkte mich herüber und wir traten gemeinsam durch die Tür. Im Zimmer war es stickig und dunkel. Schwere Vorhänge hingen vor den Fenstern. Das einzige Licht rührte von vier weißen Kerzen, die auf einem dunklen Holzkreuz flackerten, das von der Decke herabhing.
Ich stand neben Cole und schaute mich um. Bowerman lag direkt vor uns am Boden. Cole hatte ihm in die Schulter geschossen. Es blutete nicht stark, aber seine Augen waren glasig vom Schock und den Schmerzen und er hatte sich auf den ganzen Teppich übergeben. Das Gewehr lag neben ihm.
»Heb es auf«, sagte Cole zu mir.
Ich hob das Gewehr auf und reichte es Cole. Er zog den Verschluss zurück und überprüfte, ob die Waffe geladen war, dann schloss er sie wieder und schaute auf Bowerman herab. Der versuchte gerade, wieder auf die Füße zu kommen. Cole sah ihm einen Moment zu, dann trat er vor und rammte ihm den Gewehrkolben gegen den Kopf. Bowerman sackte zurück in das bierhaltige Erbrochene.
Cole wandte jetzt seine Aufmerksamkeit Red zu.
»Da drüben hin«, sagte er, mit der Waffe die Richtung weisend. »An die Wand.«
Red lächelte und trat aus der Nische. Als er die Wand erreichte, sagte Cole, er solle stehen bleiben.
»Zieh die Jacke aus.«
|243| »Was?«, fragte Red grinsend.
»Zieh sie aus und wirf sie auf den Boden.«
Red zuckte die Schultern, tat aber, was von ihm verlangt wurde. Immer noch grinsend.
»Jetzt die Hose«, sagte ihm Cole.
Reds Grinsen erstarrte. »Ich bin doch –«
»Tu’s einfach.«
Red sah ihn einen Moment an, den Kiefer fest geschlossen, dann schüttelte er den Kopf, öffnete den Gürtel und zog sich die Hose runter. Er wollte gerade heraussteigen und bückte sich schon zu den Schuhen, doch Cole sagte, er solle aufhören.
»Lass sie da«, sagte er. »Stell dich wieder gerade. Und sieh mich an.«
Red richtete sich auf und in seinen Augen loderte der blanke Hass.
»Setz dich«, sagte Cole.
»Du hast doch gerade gesagt –«
»Halt die Klappe. Setz dich.«
Während Red langsam zu Boden sank, wich sein Blick nicht eine Sekunde von Cole. »Du bist ein toter Mann, Ford«, sagte er leise.
Cole sah auf ihn herab und schien darüber nachzudenken, dann zuckte er innerlich die Achseln und schaute wieder zu Quentin hinüber. »Wenn er sich rührt, einen Laut von sich gibt oder wenn irgendwer durch die Tür kommt, mach ich Sie platt – kapiert?«
Quentin nickte kaum mit dem Kopf. Sein Gesicht war eiskalt und die Augen zeigten keine Regung. Wie beim letzten Mal trug er seinen Soldatenmantel mit den Messingknöpfen, nur war der |244| Mantel diesmal nicht geschlossen. Darunter schaute ein weißes Hemd ohne Kragen hervor und ein geschnitztes Holzkreuz, das an einem Lederband um seinen Hals hing.
»Herzeigen«, sagte Cole zu ihm.
Quentin hob ein bisschen den Kopf. »Wie bitte?«
»Die Waffe. Wo immer sie steckt, ziehen Sie sie langsam heraus und legen Sie sie auf den Schreibtisch.«
Quentin blinzelte einmal – ich hatte ihn zuvor noch niemals blinzeln sehen –, dann streckte er die Hand nach einer Schublade im Schreibtisch aus.
»Langsam«, warnte ihn Cole.
Quentin hielt inne, dann zog er die Schublade zentimeterweise auf und holte vorsichtig einen alten Militärrevolver heraus. Er hielt ihn am Ende des Laufs und legte ihn behutsam vor Cole auf den Schreibtisch.
»Er ist komplett geladen«, sagte er zu Cole. »Ich hab ihn gegen
Ratten da.«
»Rube«, sagte Cole, ohne mich anzusehen.
Als ich hinüberging und den Revolver aufhob, wandte Quentin seinen Blick mir zu. Sein Gesicht blieb leer, aber es lag ein eisiges Lächeln unter der Haut, das mir durchs Fleisch bis auf den Knochen schnitt. Ich senkte die Augen, trat vom Schreibtisch zurück und fühlte mich merkwürdig vergewaltigt.
Cole trat zum
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