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The Road of the Dead

The Road of the Dead

Titel: The Road of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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Flur.«
    »Sonst noch jemand?«
    »Oben – im Vorderzimmer.«
    »Wie viele?«
    »Drei.«
    »Und draußen?«
    |235| »Vier oder fünf, vielleicht mehr.« Er grinste, sein Vertrauen kehrte zurück. »Sie haben alles im Visier. Raus kommst du hier nicht mehr.«
    »Irgendwelche Waffen?«
    »Henry hat einen Revolver. Bowerman hat ein Gewehr. Ein paar von den andern tragen Messer bei sich. Du kommst   –«
    Cole schnitt ihm das Wort ab, knallte ihm die Pistole gegen den Kopf, Träne ging zu Boden und lag still da.
    Zwei geschafft, dachte ich mir, und ein weiteres Dutzend oder so ähnlich noch vor uns. Sechs unten, fünf oben, weitere ums Haus herum   … ich sah einfach keine Möglichkeit, wie wir das schaffen sollten. Ich schaute zu Cole. Er hatte null Zweifel. Keine Zweifel, keine Gedanken, keine Sorgen. Sein Kopf war leer. Er dachte überhaupt nicht.
    »Es sind zu viele«, sagte ich. »Du kannst die nicht alle außer Gefecht setzen. Was sollen wir tun?«
    »Quentin schnappen«, sagte er einfach. »Wenn wir ihn haben, spielt der Rest keine Rolle.«
    Ich starrte ihn an und fragte mich, wie er ohne einen Gedanken im Kopf so klar denken konnte.
    Er schaute zu mir zurück, mit einem seltsam zufriedenen Blick. »Das ist nur ein Spiel, Rube. Entweder du gewinnst oder du verlierst. Es lohnt nicht, sich Sorgen zu machen.«
     
    Als ich Cole die Treppe nach oben folgte und mit der Flinte den Flur im Visier hielt, versuchte ich, so gut es ging, mir über nichts mehr Sorgen zu machen. Doch das war nicht leicht. Was mir am meisten Sorgen bereitete, war, dass ich nicht
aufhören
konnte, mir Sorgen zu machen.
Was ist, wenn dies passiert? Was ist, wenn das
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passiert? Was ist, wenn ich etwas falsch mache?
    »Wenn irgendjemand die Tür öffnet«, hatte mir Cole gesagt, »schieß einfach. Zöger nicht, draufzuhalten. Schließ einfach die Augen und drück ab.«
    Es klang so einfach, aber alles daran erschreckte mich zu Tode. Was, wenn ich jemanden umbrachte? Was, wenn ich erstarrte? Was, wenn ich alles kaputt machte, weil ich zu sehr drüber nachdachte, dass ich alles kaputt machen könnte?
    »Alles in Ordnung?«, fragte Cole.
    »Ja, kein Problem.«
    Wir erreichten das Ende der Treppe und blieben auf dem engen, kleinen Absatz stehen. Gegenüber lag noch eine geschlossene Tür.
    Cole drehte sich zu mir um. »Kannst du von hier aus unten die Diele noch sehen?«
    »Gerade so eben.«
    »Behalt sie im Visier. Rühr dich nicht, bis ich dich reinrufe.« Ich setzte mich auf die oberste Stufe und beobachtete die Diele. Sie war immer noch leer. Immer noch bedrohlich. Ich schaute über die Schulter zu Cole. Er war über den Flur gegangen, stand vor der Tür und steckte die Pistole hinten in seinen Gürtel.
    »Die Diele, Rube«, sagte er behutsam, ohne sich umzudrehen. »Halt nur die Diele im Auge.«
    Ich schaute wieder hinunter auf die Diele. Die Türen waren noch immer zu, aber ich spürte, dass jetzt etwas passieren würde. Die Stille hatte sich verändert. Es war eine Stille, die kurz davor war, gebrochen zu werden. Ich packte die Flinte fester. Ich spürte, dass sich irgendwas rührte. Dann ging eine der Türen knarrend auf – und ich schloss die Augen und drückte ab.
    |237| Die Stille zerbarst, als die Flinte krachte, und während der betäubende Schlag die Luft erschütterte, wurde ich mir schwach eines anderen lauten Krachens von hinten bewusst – es war das Donnern, mit dem Cole die Tür eintrat   –, und danach ging alles in Lärm und Chaos auf: Rufe, Schreie, Ächzen, Schlagen, Stöhnen.
    Ein Pistolenschuss knallte und ich wollte mich unbedingt umdrehen und schauen, was hinter mir los war, doch ich zwang mich, dort stehen zu bleiben, wo ich war, und die Augen weiter auf die Diele zu richten. Staub stieg aus einem Loch in der Wand und die Reste eines Ölgemäldes lagen verstreut überall auf dem Boden. Leichen gab es nicht. Die Türen waren sämtlich geschlossen. Der Schuss aus der Flinte hatte seine Wirkung getan.
    Doch jetzt war die Flinte leer, das wurde mir plötzlich bewusst. Nichts als ein nutzloses Stück Eisen in meinen Händen. Und das war kein gutes Gefühl. Ich versuchte mir einzureden, niemand sonst wisse ja, dass sie leer sei, also sei es egal, aber besser fühlte ich mich davon nicht.
    Auch das Schweigen in meinem Rücken setzte mir zu.
    Es war zu still jetzt, wie die Stille, die sich nach einer Schlacht herabsenkt, und plötzlich wollte ich mich lieber nicht mehr umdrehen. Ich wollte nicht sehen, was los war.

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