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The Road of the Dead

The Road of the Dead

Titel: The Road of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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Schreibtisch vor und lehnte das Gewehr dagegen. Die Pistole hatte er immer noch in der Hand.
    »Ich weiß, was passiert ist«, sagte er zu Quentin.
    Quentin sah ihn an. »Ja?«
    Cole nickte. »Der Hotelkomplex, Abbie Gormans Haus, Ihr Deal mit Abbies Mann   … ich weiß alles.« Er warf einen Blick hinüber |245| zu Red, dann wandte er sich wieder Quentin zu. »Mir ist das alles egal, ich will nur wissen, was Sie mit Seldens Leiche gemacht haben.«
    Quentins Blick konzentrierte sich auf Cole. »Ich würde Ihnen ja gern helfen, Mr Ford, wirklich. Aber wie ich Ihnen schon sagte, ich habe nicht die leiseste Idee, wovon Sie sprechen. Alles, was ich über John Selden weiß, ist, dass ihn die Polizei in Verbindung mit dem Tod Ihrer armen Schwester sucht.«
    Cole hob die Pistole hoch, feuerte einen Schuss in die Wand und verpasste Quentins Kopf nur um wenige Zentimeter. Farbe und Putz brachen aus der Wand und übersäten Quentin mit einem feinen Staubregen, doch er zuckte nicht mal.
    »Letzte Chance«, sagte Cole. »Wenn Sie mich noch mal anlügen, baller ich Ihnen ein Loch in den Kopf.«
    Quentin wischte sich ruhig den Staub vom Mantel. Er nahm sich Zeit – zog kleine Farbschuppen ab, indem er mit einem hornigen Daumennagel über den Ärmelaufschlag kratzte – dann schließlich rieb er die Handflächen gegeneinander, legte die Hände auf den Tisch und sah langsam zu Cole auf. »Glauben Sie an Rache, Mr Ford?«, fragte er.
    »Ich glaub an gar nichts.«
    »Wie steht es mit Vergeltung?«
    »Mir egal.«
    »Wirklich?«, sagte Quentin. »Bei einem Sünder namens Billy McGinley war es Ihnen aber nicht egal. Oder vielleicht war das ja alles das Werk Ihres Vaters?«
    Coles Gesicht blieb leer. »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Ich will auf gar nichts hinaus. Ich versuche nur herauszufinden, ob Sie es in sich haben, kalten Blutes jemanden umzubringen.«
    |246| Cole sah ihn bloß einen Moment an, dann hob er den Arm und richtete die Pistole auf Quentins Kopf. Quentin blieb völlig ruhig, ignorierte die Waffe und starrte Cole gespannt in die Tiefe seiner Augen. Ich spürte, wie er in das Herz meines Bruders vordrang – nach seiner Seele suchte, sie erforschte und durchwühlte   –, und ich wusste, er sah Coles Wahrheit. Er hatte es die ganze Zeit gewusst. Wenn Cole ihn töten müsste, würde er es tun. So sah die Wahrheit aus und so akzeptierte sie Quentin – als eine klare, einfache Wahrheit. Nichts, wovor man Angst haben musste, nur etwas, womit man zurechtkommen musste: ein Problem, ein Ärgernis, eine Komplikation.
    »Der Tod Ihrer Schwester war ein Versehen«, sagte er beiläufig. »Sie war zur falschen Zeit am falschen Ort, das ist alles. So was passiert leider mitunter. Menschen stolpern in anderer Leute Geschäfte, ein Vertrag geht schief   … ich bin sicher, Sie kennen das, Mr Ford. Geschäft ist Geschäft.« Er zuckte die Schultern. »Manchmal klappt es, manchmal nicht.«
    »Was ist mit Selden?«, fragte Cole. »War er auch ein Versehen?«
    »Eher eine Laune der Natur. In Bezug auf den Job war er perfekt. Deshalb hab ich ihn ja benutzt.« Quentin sah Cole an. »Die soziale Labilität von Außenseitern, Mr Ford – so was ist billig zu haben und sehr gut einsetzbar, so jemand stellt keine Fragen und, was das Beste ist   … so etwas erzeugt Angst.« Er schwieg einen Moment, schaute nachdenklich auf seine Hände und zerrieb etwas Putz zwischen den Fingerspitzen. »Klar«, fuhr er fort, »als ich erfuhr, was Selden getan hatte, kam mir zunächst der Gedanke, ich hätte seine Labilität vielleicht unterschätzt, aber jetzt, nachdem ich Ihnen und Ihrem Bruder begegnet bin, bin ich umso |247| überzeugter, dass mein ursprüngliches Urteil richtig war.« Er sah von seinen Händen auf und fixierte den Blick auf Cole. »Ihre Schwester war ein gut aussehendes Ding, Mr Ford, aber ich bezweifle, dass ihr Aussehen allein ausreichte, um Selden so durchdrehen zu lassen. Körperliche Sexualität war nicht Johns Sache. Er guckte nur gern. Deshalb hab ich ihm ja vertraut, die Sache mit Mrs Gorman zu regeln.« Er lächelte kalt. »Wir werden es natürlich nie mit Sicherheit wissen, aber ich glaube, was Selden so ausrasten ließ, war der Kampf im Herzen Ihrer Schwester.« Er hielt den Kopf schräg. »Sie hatte die gleiche Grundhaltung wie Sie, Mr Ford. Die scheint in jedem von Ihnen zu stecken – in Ihnen, Ihrem Vater   … selbst in Ihrem merkwürdigen kleinen Bruder hier.« Er warf mir einen kurzen Seitenblick zu, dann sah er

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