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The Road of the Dead

The Road of the Dead

Titel: The Road of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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Haustür, die in Eile vernagelt wurde. Da ist ein zunehmendes Windgeflüster in den Bäumen, die Aufladung der Luft vor einem nahenden Sturm. Da stehen Autos in der Einfahrt – der Tankwagen, der Toyota Pick-up, im Schatten geparkte Motorräder – und abseits vom Haus, abseits der Lichter warten Zigeuner in ihren Wagen. Da steht der Shogun, der BMW   … da steht ein Renault, ein Jeep, ein Audi Avant. Da stehen auch andere. Und hinten am Haus stehen der Strohhaarige in speckigem Mantel und Stiefeln und die zwei jüngeren Männer aus dem Zigeunercamp.
    Der Strohhaarige führt die zwei andern seitlich ums Haus, wobei er sich dicht an die Wand drückt und langsam, vorsichtig, lautlos bewegt. Der Strohkopf hat einen Bolzenschneider in der Hand, die andern beiden haben sich Stücke von einem Bleirohr in den Gürtel geschoben.
    An der Hausecke bleibt der Strohkopf stehen und dreht sich um. »Bleib hier und warte auf das Signal«, flüstert er einem seiner Kumpel zu. »Halt Tür und Fenster im Auge.« Er berührt den andern am Arm und zeigt zum Dach des Hauses. Der andere schaut hinauf und nickt. Der Strohkopf tätschelt ihm die Schulter und dann verschwinden sie beide um die Ecke in die kalten Mauerschatten.
     
    Im Innern des Hauses ist unten ein Zimmer zu einem provisorischen Krankenhaus umgewandelt worden. Die Vorhänge sind geschlossen |289| und die Lampen brennen hell. Die Luft riecht nach Whisky und Blut. Die Verwundeten liegen, wo immer sie Platz finden – auf Esstischen, auf Sofas, auf Decken am Boden. Da ist Ron Bowerman mit seiner zerschossenen Schulter. Big Davy – gequetschte Luftröhre. Die Heavy-Metal-Typen und Träne – drei lädierte Schädel.
    Es war Quentins Idee, sie alle hierzubehalten. »Das sind zu viele, um sie ins Krankenhaus zu bringen«, hat er irgendwann an diesem Morgen entschieden. »Wenn wir die alle anschleppen, gibt es nur Fragen. Hol Jim Lilley her.«
    Und jetzt ist Jim Lilley hier in diesem Zimmer, trägt einen langen weißen Arztkittel, trinkt Whisky und versorgt den Rocker mit dem Beinschuss. Er weiß, dass der Rocker sterben könnte, und er weiß auch, dass er nichts dagegen ausrichten kann. Wenn er Arzt wäre, gäbe es vielleicht eine Chance. Aber er ist kein richtiger Arzt – er ist Tierarzt. Und in den letzten fünf Jahren hat er eine Droge, die Ketamin heißt – ein Betäubungsmittel für Tiere   –, benutzt und illegal weiterverkauft. Quentin weiß das. Was der Grund ist, warum er Jim Lilley hergeholt hat. Weil er weiß, dass Lilley nicht Nein sagen kann.
     
    Quentin selbst sitzt oben im Zimmer an seinem Schreibtisch und wartet darauf, dass das Telefon klingelt. Red beobachtet ihn aus einem Ledersessel am anderen Ende des Zimmers. Die zwei schweren Rockertypen, die an der Tür Wache stehen, sind Teil einer Gang, die Quentin aus Plymouth angeheuert hat. Zwei weitere stehen unten und noch mal zwei draußen im Garten. Red rechnet sie nicht dazu, sie sind Söldner, die nur wegen des Geldes mitmachen. Nicht, dass ihn das stört. Soweit es ihn betrifft, ist die ganze |290| Sache sowieso schon den Bach runter. Henry hat sie verspielt. Ist zu weit gegangen. Denkt zu viel nach. Ist zu weich. Er hätte die Zigeunerbrut einfach umbringen und im Moor verbuddeln sollen.
    »Was guckst du so?«, fragt Quentin.
    »Ach, nichts.« Red grinst. »Ich hab mich nur gewundert   …«
    »Worüber?«
    »Über nichts. Ich hab mich einfach gewundert.«
    Quentin starrt ihn an, er ist das dumme, ewig lächelnde Gesicht leid. Dann wendet er sich wieder dem Telefon zu.
    »Er kann noch nicht da sein«, sagt Red.
    »Ich weiß.«
    »Der Zug braucht nach Fahrplan noch zehn Minuten.«
    »Ich weiß.«
    »Früher wird er wohl kaum ankommen.«
    Quentin schaut auf. »Hast du eigentlich nichts Besseres zu tun?«
    Red grinst bloß wieder. »Und du glaubst wirklich, Ford ist weg?«
    »Er
ist
weg.«
    »Bist du sicher?«
    Quentins Gesicht bleibt ausdruckslos, seine Stimme eiskalt. »Er ist in den Zug gestiegen. Unterwegs raus ist er nicht. Wir haben ihn auf dem ganzen Weg überwacht. Er
ist
weg.«
    »Und wenn er zurückkommt?«
    »Er kommt nicht zurück.«
    Red wirft den Kopf herum zu den Rockertypen an der Tür. »Und wozu stehen die dann hier? Wenn Ford nicht zurückkommt, wozu brauchen wir sie?«
    Quentin sagt nichts. Seine harzigen Augen funkeln Red jetzt |291| heftig an und warnen ihn, nicht noch weiter zu gehen. Aber entweder ist Red zu blöde, es zu merken, oder es kümmert ihn einfach nicht mehr.
    »Und

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