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The Road of the Dead

The Road of the Dead

Titel: The Road of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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davon.
    Ich habe die rötliche Erde gespürt, die unter seinen Schuhsohlen klebte.
    Den kalten Nebelschleier.
    Den Geruch des feuchten Stoffs.
     
    »Wir sollten jetzt besser aufbrechen«, sagt Cole.
    Reason nickt, trinkt die letzten Tropfen von seinem Drink, drückt die Zigarre aus, knöpft den Mantel zu. Jess hat sich von der Spüle entfernt, hockt auf der Kante eines malvenfarbenen Sofas und trinkt ihr Glas Wasser. Sexy und cool in schwarzer Jeans und dünner schwarzer Strickjacke, doch ihre verschatteten Augen beweisen stille Wut.
    »Und was bin ich?«, sagt sie. »Unsichtbar?«
    »Wer sagt das?«, fragt Reason grinsend.
    »Das ist nicht
lustig
. Ihr ignoriert mich vollkommen.« Sie wirft Cole einen Blick zu. »Ihr beide. Ihr behandelt mich, als ob ich überhaupt nicht da wäre.«
    Cole weiß nicht, was er sagen soll. Es geht ihn nichts an. Es ist nicht seine Entscheidung, ob Jess mitkommt oder nicht. Das ist eine Sache zwischen ihr und Reason. Aber auf der anderen Seite   … geht es ihn doch etwas an. Er möchte bei ihr sein, andererseits möchte er nicht, dass sie verletzt wird. Er will, dass sie mitkommt, |285| aber er weiß nicht, ob er sie braucht oder nicht. Sie könnte vielleicht hilfreich sein; sie könnte aber auch eine Belastung sein. Er braucht alle Hilfe, die er kriegen kann, doch er kann sich nicht leisten, ein Risiko einzugehen.
    Er weiß nicht, was er sagen soll.
    »Das geht mich nichts an«, sagt er.
    Jess sieht ihn einen Moment an, dann dreht sie sich zu ihrem Onkel um. »Ich habe das
Recht
, dabei zu sein«, erklärt sie. »Red hat meinen Hund umgebracht. Es ist mein Recht, ihn dafür bezahlen zu sehen.«
    Reason antwortet nicht gleich. Er knöpft weiter den Mantel zu, starrt nachdenklich zu Boden, seine entschlossenen alten Augen geben nichts preis. Dann schaut er auf, plötzlich ganz düster, und ein trauriges Lächeln drückt sein Gesicht nieder. Eine Weile schaut er Jess liebevoll an, dann wendet er sich wieder an Cole.
    »Was meinst du, Junge?«
    »Ich glaub, sie hat recht«, sagt Cole und blickt Jess ganz offen an. »Sie gehört genauso dazu wie jeder andere.«
    Jess schaut zurück und die Hitze des Wohnwagens bewegt sich in der Stille zwischen ihnen. Sie sehnen sich danach, irgendwo anders zu sein, irgendwo allein, irgendwo zusammen. Sie können es sich beide vorstellen – einen Ort mit weichem Gras und Geflüster und weitem Himmel   –, aber sie wissen auch beide, es wird nicht geschehen. Es ist ein anderer Ort, eine andere Zeit, ein anderes Leben.
    »Also los«, sagt Reason und dringt in den Augenblick ein. »Wenn wir jetzt nicht aufbrechen, heult ihr auf ewig den Mond an.« Er nimmt die abgesägte Flinte vom Tisch und wirft sie Cole rüber. Cole fängt sie auf, froh, dass er etwas hat, was ihn von seiner |286| Verlegenheit ablenkt. »Ist die okay für dich?«, fragt Reason.
    Cole wiegt die hässlich aussehende Waffe in seiner Hand. »Ja«, sagt er. »Die geht.«
    Minuten später ist der Wohnwagen leer und der rote Mercedes rollt im Leerlauf die dunkle Moorstraße hinab auf das Dorf zu. Während der Wagen langsam durchs Tal gleitet, verliert sich im Hintergrund das schimmernde blaue Licht des Zigeunercamps und der Horizont leuchtet in einem blutroten Hitzeflackern.

|287| Achtzehn
    I ch war nie so weit außerhalb von mir wie an jenem Abend. Es war fast so, als ob mein körperliches Ich aufgehört hätte zu sein. Es war zwar noch
da
, noch immer an den Pfeiler in der leeren Scheune gefesselt, noch immer Schmerzen leidend, noch immer in Angst, noch immer müde, aber es war nicht mehr richtig ich. Ich war etwas anderes geworden. Ich war aus dem Fleisch meines Körpers aufgestiegen, durch das Holzschindeldach, in den grenzenlosen Himmel, immer höher und höher und höher, bis schließlich mein anderes Ich nichts mehr war als eine Schramme im Boden da unten.
    Ich schwebe. Treibe. Gleite durch die Luft wie eine kleine, vom Wind getragene Spinne. Ich habe über nichts Kontrolle. Ich habe keinen Einfluss, wohin es mich verschlägt, was ich sehe und was ich fühle, aber das scheint nicht wichtig zu sein. Wo immer ich bin, was immer ich sehe und empfinde, das genau ist es: Das
ist
die Welt.
    Es gibt nichts anderes.
     
    Da liegt Quentins Haus, kalt, grau und düster in die Dämmerung |288| blickend. Die unverputzten Wände scheinen aus dem Boden emporzuwachsen, die lichtlosen schwarzen Fenster blicken finster wie die starrenden Höhlen toter Augen hinab auf das Dorf. Da ist die gesplitterte

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