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The Road of the Dead

The Road of the Dead

Titel: The Road of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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noch was«, sagt Red. »Was hast du mit dem Jungen vor? Du kannst ihn ja wohl nicht einfach laufen lassen.«
    Das Telefon klingelt und schneidet ihm das Wort ab. Quentin betrachtet es einen Moment, dann hebt er den Hörer ganz ruhig ab.
    »Ja?«
    Im Zimmer ist es still. Ich kann alles hören: die schwache blecherne Stimme aus dem Telefon, Quentin, wie er atmet und der Stimme zuhört, Red, der schnieft und sich die Nase putzt   … dann ein eigenartiges gedämpftes Geräusch, das von draußen kommt, und plötzlich ist die blecherne Stimme weg.
    »Hallo?«, fragt Quentin ins Telefon. »Hallo?«
    Seine Augen verengen sich angesichts des Schweigens.
    Er schaut finster. »Hallo?«
    »Was ist los?«, fragt Red.
    Quentin starrt noch eine Weile den Hörer an, dann zeigt sich an seinem Gesicht, dass er so langsam begreift. Vorsichtig legt er den Hörer auf und dreht sich zum Fenster.
     
    Der Strohkopf stoppt auf halber Höhe die Regenrinne hinunter und wirft noch einmal einen Blick hoch zum Dach. Der Regen hat wieder angefangen und erfüllt die Luft mit silbrig schwarzen Nadeln. Das dick mit Farbe getünchte Regenrohr ist glatt und rutschig und immer schwerer zu greifen. Aber das ist egal. Die Aufgabe ist erledigt. Das durchtrennte Telefonkabel flattert lose im Wind und schlägt leicht gegen die Regenrinne.
    |292| Der Strohkopf schaut nach unten und wirft seinem wartenden Kollegen den Bolzenschneider entgegen, dann wendet er sich wieder dem Regenrohr zu und klettert die letzten paar Meter hinab Richtung Boden.
    »Siehst du was?«, fragt er und trocknet sich die Hände an seiner Jacke ab.
    Sein Kumpel schüttelt den Kopf.
    Der Strohkopf nickt und schaut auf die Uhr. »Zwei Minuten«, sagt er. »Gehn wir.«
    Der Kumpel wirft den Bolzenschneider in irgendwelche Büsche und reicht dem Strohkopf eine abgesägte Flinte. Der Strohkopf prüft sie, schaut noch einmal zum Fenster hinauf, dann verschwinden die beiden um die Rückwand des Hauses.
     
    »Hat Vince ein Funkgerät?«, fragt Quentin Red.
    »Wieso?«
    Quentin schaut noch einen Moment durch das offene Fenster, starrt nach unten in die regengepeitschte Dämmerung, dann beugt er sich vor und guckt hinauf zu dem durchtrennten Telefonkabel. Es liegt weder Wut noch Überraschung in seinem Gesicht, nur reine Kalkulation. Er tritt vom Fenster zurück und dreht sich zu Red um.
    »Hat Vince ein Funkgerät? Ja oder nein?«
    »Nein.«
    »Wie ist das mit Sim?«
    Red schüttelt den Kopf. »Was ist los?«
    »Das Telefon ist tot. Jemand hat gerade das Kabel gekappt.«
    »Scheiße«, sagt Red, steht auf und geht hinüber zum Fenster.
    »Hast du gesehen, wer’s war?«
    |293| Quentin sagt nichts. Er setzt sich an seinen Schreibtisch, starrt vor sich hin und denkt tief nach. Red zieht den Vorhang zurück und kontrolliert das Telefonkabel, dann starrt er durchs Fenster nach unten und sucht den Boden ab. Sein Mund ist zusammengepresst, die Augen wirken angespannt. Er kann im Regen nichts sehen.
    »Scheiße«, sagt er wieder, schließt die Vorhänge und dreht sich zu Quentin um. »Das war Ford, stimmt’s?«
    »Fahr raus zu Vince’ Hof«, erklärt ihm Quentin. »Hol den Jungen und bring ihn runter ins Bridge.«
    Red starrt ihn an. »Ist jetzt Ford wieder in London oder nicht?«
    »Es spielt keine Rolle, wo er ist – jetzt mach. Nimm die Kellertür. Lass deinen Wagen vor der Tür stehen und fahr mit dem Transit.« Er wirft Red irgendwelche Schlüssel zu. »Der steht in der Straße hinterm Haus. Ich treff dich dann in ein paar Stunden am Hotel.«
     
    Die Kellertür führt Red zu einem schmalen Weg auf der Rückseite des Hauses. Hinter den dichten Zweigen von Brombeersträuchern und Staudenknöterich versteckt, eilt er durch den strömenden Regen auf das schmiedeeiserne Tor am Ende des Wegs zu. Das Tor ist verriegelt und oben mit Stacheldraht versehen. Als Red das Tor aufschließt und hinaus in die Einöde des Moors tritt, durchdringt ein hoher Pfeifton die Luft. Red bleibt stehen und schaut zum Haus zurück. Er hört gedämpfte Schläge, rennende Schritte, rufende Stimmen. Er horcht noch einen Moment, dann grinst er in sich hinein und geht fort in die Ödnis, auf die Straße zu, die hinter dem Haus entlangführt.
     
    |294| Einen Moment verliere ich mich. Entgleite jeder Kontrolle. Ich bin überall und nirgends und alles um mich herum taumelt. Ich bin in Quentins Haus. Oben, unten. Oben in seinem Zimmer, gefangen in dem Moment, als seine alte Stimme sagt:
Fahr raus zu Vince’ Hof   … hol

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