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The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Fünfundvierziger. Nach einem Augenblick des Nachdenkens schnallte er sich die Waffe um. Als er nach unten schaute und den Holzgriff des schweren Colts an seiner mageren Hüfte sah, kam er sich lächerlich vor - aber das Gewicht war beruhigend.
    Am Nachmittag des Dreiundzwanzigsten hatte er Vinces Zellentür aufgeschlossen und ihm provisorische Eispackungen auf Brust, Stirn und Hals gelegt. Vince hatte die Augen aufgeschlagen und Nick so elend und flehentlich angesehen, daß Nick gewünscht hatte, er könnte etwas sagen - wie er es zwei Tage später bei Mrs. Baker wünschte -, irgend etwas, um den Mann mit ein paar Worten zu trösten. Es wird schon wieder gut oder ich glaube, das Fieber läßt bald nach hätte schon gereicht.
    Die ganze Zeit, während er sich um Vince kümmerte, schrien Billy und Mike ihn an. Solange er sich über den kranken Mann beugte, war das egal, aber jedesmal wenn er hochsah, blickte er in ihre ängstlichen Gesichter, und ihre Lippen formten Worte, die stets auf dasselbe hinausliefen: Bitte , laß uns raus. Nick hielt sich wachsam von ihnen fern. Er war noch nicht erwachsen, aber alt genug zu wissen, daß Panik Männer gefährlich machte.
    Am Nachmittag war er auf fast leeren Straßen hin- und hergewandert und hatte immer damit gerechnet, Vince Hogan an einem oder Mrs. Baker am anderen Ende tot vorzufinden. Er hielt nach Dr. Soames'
    Auto Ausschau, sah es aber nicht. An diesem Nachmittag hatten einige Geschäfte noch geöffnet gehabt, auch die Texaco-Tankstelle, aber er war mehr und mehr davon überzeugt, daß die Stadt sich zusehends entvölkerte. Die Leute schlichen auf Holzfällerpfaden durch die Wälder oder wateten vielleicht sogar den Shoyo Stream hinauf, der durch Smackover floß und schließlich in der Stadt Mount Holly herauskam. Nach Einbruch der Dunkelheit würden noch mehr Leute die Stadt verlassen, dachte Nick.
    Die Sonne war gerade untergegangen, als er das Haus der Bakers erreichte, wo Jane zitternd im Bademantel in der Küche umherschlurfte und Tee aufbrühte. Sie schaute Nick dankbar an, als er hereinkam, und er sah, daß sie kein Fieber mehr hatte.
    »Ich möchte Ihnen danken, daß Sie auf mich aufgepaßt haben«, sagte sie ruhig. »Es geht mir schon viel besser. Möchten Sie eine Tasse Tee?« Und dann brach sie in Tränen aus.
    Er ging zu ihr, denn er hatte Angst, sie könnte das Bewußtsein verlieren.
    Sie hielt sich an seinen Armen fest und legte den Kopf an seine Schulter, ihr dunkles Haar fiel über den hellblauen Morgenmantel.
    »Johnny«, sagte sie in der dunklen Küche. »Oh, mein armer Johnny.«
    Wenn ich nur sprechen könnte, dachte Nick unglücklich. Aber er konnte sie nur festhalten und durch die Küche zu einem Stuhl am Tisch führen.
    »Der Tee...«
    Nick deutete auf sich und half ihr, sich zu setzen.
    »Ja, gut«, sagte sie. »Es geht mir wirklich besser. Viel besser. Es ist nur, daß... daß...« Sie schlug die Hände vors Gesicht. Nick machte ihnen heißen Tee und brachte ihn an den Tisch. Eine Weile tranken sie schweigend. Sie hielt die Tasse mit beiden Händen, wie ein Kind. Schließlich stellte sie sie ab und sagte: »Wie viele in der Stadt haben es, Nick?«
    »Das weiß ich nicht mehr«, schrieb Nick. »Es ist ziemlich schlimm.«
    »Hast du den Doktor gesehen?«
    »Seit heute morgen nicht mehr.«
    »Am wird sich völlig verausgaben, wenn er nicht aufpaßt«, sagte sie.
    »Er wird doch vorsichtig sein, oder, Nick? Sich nicht völlig verausgaben?«
    Nick nickte und versuchte zu lächeln.
    »Was ist mit-Johns Gefangenen? Hat die Patrol sie schon abgeholt?«
    »Nein«, schrieb Nick. »Hogan ist sehr krank. Ich tue, was ich kann. Die anderen wollen, daß ich sie rauslasse, bevor Hogan sie ansteckt.«
    »Laß sie nicht raus!« sagte sie energisch. »Ich hoffe, daß du nicht mal im Traum daran denkst.«
    »Nein«, schrieb Nick und fügte nach einem Augenblick hinzu: »Sie sollten wieder ins Bett gehen. Sie brauchen Ruhe.«
    Sie lächelte ihn an, und als sie den Kopf bewegte, sah er die dunklen Flecken unter ihrem Kinn - und fragte sich unbehaglich, ob sie wirklich schon übern Berg war.
    »Ja. Ich werde rund um die Uhr schlafen. Irgendwie kommt es mir unrecht vor zu schlafen, wo John tot ist... ich kann kaum glauben, daß er tot ist, weißt du. Ich stolpere immer wieder über den Gedanken, wie über etwas, das ich nicht aufgeräumt habe.« Er nahm ihre Hand und drückte sie. Sie lächelte müde. »Vielleicht findet sich mit der Zeit etwas anderes, wofür es sich

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