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The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Stunden an diesem Morgen, gestern morgen, klopfte Nick an Türen und drückte auf Klingelknöpfe. Irgend jemand mußte gesund sein, sagte er sich. Er selbst fühlte sich gut, und er konnte sicher nicht der einzige sein. Es mußte jemanden geben, einen Mann oder eine Frau oder vielleicht einen Teenager mit einem Anfängerführerschein, und er oder sie würde sagen: Ja, klar doch. Bringen wir sie nach Camden. Wir nehmen den Kombi. Oder Ähnliches.
    Aber sein Klopfen oder Klingeln wurde nur etwa ein dutzendmal beantwortet. Die Türen öffneten sich so weit, wie die Kette es zuließ, und ein krankes, aber hoffnungsvolles Gesicht erschien im Spalt, sah Nick, und die Hoffnung erstarb. Der Kopf machte eine verneinende Bewegung, dann wurde die Tür wieder zugemacht. Wenn Nick sprechen könnte, hätte er den Leuten gesagt: Wenn ihr gehen könnt, könnt ihr auch fahren. Wenn ihr meine Gefangenen nach Camden bringt, kommt ihr selbst dorthin, und da ist ein Krankenhaus. Dort wird man euch gesundpflegen. Aber er konnte nicht sprechen. Einige fragten ihn, ob er Dr. Soames gesehen hatte. Ein Mann riß im Fieberwahn die Tür seines kleinen Ranchhauses weit auf, stürzte nur in Unterhosen auf die Veranda und versuchte, Nick zu packen. Er sagte, er wolle tun, »was ich schon in Houston mit dir hätte tun sollen«. Er hielt Nick für jemand namens Jenner. Er torkelte auf der Veranda hinter Nick her wie ein Zombie in einem drittklassigen Horrorfilm. Seine Genitalien waren schrecklich geschwollen; seine Unterhose sah aus, als hätte jemand eine Honigmelone hineingesteckt. Schließlich fiel er krachend auf die Veranda, und Nick beobachtete ihn mit Herzklopfen vom Rasen aus. Der Mann schüttelte müde die Faust und kroch ins Haus zurück, ohne die Tür zu schließen.
    Aber die meisten Häuser waren dunkel und geheimnisvoll, und zuletzt konnte er nicht mehr. Das traumgleiche Gefühl des Geheimnisvollen überkam ihn, und es wurde unmöglich, den Gedanken abzuschütteln, daß er an Gräber klopfte, daß er klopfte, um die Toten zu wecken, und die Toten früher oder später antworten würden. Es half nicht viel, sich zu vergegenwärtigen, daß die meisten Häuser leerstanden, ihre Bewohner nach Camden oder El Dorado oder Texarkana geflohen waren.
    Er ging zum Haus der Bakers zurück. Jane Baker schlief fest, ihre Stirn war kühl. Aber diesmal hatte er nicht mehr so viel Hoffnung. Es war Mittag. Nick ging zum Truck Stop zurück und spürte jetzt, dass er in der Nacht wenig geschlafen hatte. Sein ganzer Körper schmerzte vom Sturz mit dem Rad. Bakers Fünfundvierziger schlug ihm gegen die Hüfte. Im Truck Stop machte er zwei Dosen Suppe heiß und füllte sie in Thermosflaschen. Die Milch im Kühlschrank schien noch gut zu sein, daher nahm er auch davon eine Flasche. Billy Warner war tot, und als Mike Nick sah, kicherte er hysterisch und deutete mit dem Finger auf ihn: »Zwei sind weg und einer übrig!
    Zwei sind weg und einer übrig! Du bekommst deine Rache, stimmt's? Stimmt's?«
    Nick schob vorsichtig mit dem Besenstiel die Thermosflasche mit Suppe unter der Tür durch, dann ein großes Glas Milch. Mike trank die Suppe in kleinen Schlucken direkt aus der Thermosflasche. Nick nahm seine eigene Thermosflasche und setzte sich im Flur hin. Er würde Billy nach unten schaffen, aber zuerst mußte er etwas essen. Er hatte Hunger. Während er seine Suppe trank, sah er Mike nachdenklich an.
    »Willst du wissen, wie es mir geht?« fragte Mike.
    Nick nickte.
    »Genauso wie heute morgen, als du weggegangen bist. Ich muß ein Pfund Rotz ausgehustet haben.« Er sah Nick hoffnungsvoll an.
    »Meine Mutter hat immer gesagt, wenn man so viel Rotz aushustet, wird es besser. Vielleicht habe ich es nicht so schlimm, hm? Hältst du das für möglich?«
    Nick zuckte die Achseln. Alles war möglich.
    »Ich hab' eine Konstitution wie ein Messingadler«, sagte Mike. »Ich glaube, es ist nichts. Ich glaube, ich überstehe es. Hör zu, Mann, lass mich raus. Bitte. Ich flehe dich an, verdammt.«
    Nick dachte darüber nach.
    »Herrgott, du hast doch die Waffe. Ich will nichts von dir. Ich will nur raus aus der Stadt. Aber erst will ich nach meiner Frau sehen...«
    Nick deutete auf Mikes linke Hand, an der kein Ring steckte.
    »Ja, wir sind geschieden, aber sie ist immer noch in der Stadt, draußen an der Ridge Road. Ich möchte gern nach ihr sehen. Was meinst du, Mann?« Mike fing an zu weinen. »Gib mir eine Chance. Laß mich nicht in diesem Rattenloch eingesperrt.«
    Nick

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