The Stand. Das letze Gefecht
Junkies mit zittrigen Fingern, der am GreyhoundBusbahnhof um Kleingeld bettelte und auf dem Strich rumhing. Dann war er irgendwie über einen Zeitraum von achtzehn Monaten hinweg clean geworden und clean geblieben. Aber er war nicht mehr derselbe. Er war nicht mehr die treibende Kraft einer Gruppe, ob erfolgversprechendste des Jahres oder sonstwas, aber er kam immer noch pünktlich, versäumte keine Probe und versaute keine Aufnahme. Er redete nicht viel, aber der Highway der Nadeleinstiche am linken Arm war verschwunden. Und Barry Grieg hatte gesagt: Er ist auf der anderen Seite rausgekommen. Mehr nicht. Niemand kann sagen, was sich zwischen der Person, die man war, und der Person, die man wird, abspielt. Niemand kann diese deprimierende, einsame Sektion der Hölle kartographieren. Es gibt keine Karten der Veränderung. Man kommt... eben einfach auf der anderen Seite raus.
Oder auch nicht.
Ich habe mich irgendwie verändert, dachte Larry dumpf. Ich bin auch auf der anderen Seite rausgekommen.
Sie sagte: »Ich bin Nadine Cross. Das ist Joe, Freut mich, Sie kennenzulernen. «
»Larry Underwood.«
Sie gaben sich die Hand und mußten beide wegen der absurden Situation lächeln.
»Gehen wir zur Straße zurück«, sagte Nadine.
Sie gingen nebeneinander, und nach ein paar Schritten sah Larry über die Schulter zu Joe, der immer noch über die Knie gebeugt saß, am Daumen lutschte und offenbar gar nicht mitbekommen hatte, dass sie gegangen waren.
»Er wird schon kommen«, sagte sie leise.
»Sind Sie sicher?«
»Ganz sicher.«
Als sie die Schotterböschung des Highway erreicht hatten, stolperte sie, und Larry nahm ihren Arm. Sie sah ihn dankbar an.
»Können wir uns setzen?« fragte sie.
Sie setzten sich einander gegenüber auf das Pflaster. Nach einer Weile stand Joe auf und trottete mit gesenktem Kopf zu ihnen herüber. Er setzte sich ein Stück von ihnen entfernt hin. Larry sah ihn mißtrauisch an, dann Nadine Cross.
»Sie beide sind mir gefolgt.«
»Das haben Sie gewußt? Ja. Dachte ich mir.«
»Wie lange?«
»Zwei Tage«, sagte Nadine. »Wir waren in dem großen Haus in Epsom.« Als sie seinen verwirrten Blick sah, fügte sie hinzu: »Am Bach. Sie sind an der Steinmauer eingeschlafen.«
Er nickte. »Und gestern nacht sind Sie beide gekommen und haben mich beobachtet, als ich auf der Veranda geschlafen habe. Vielleicht um zu sehen, ob ich Hörner oder einen langen roten Schwanz habe.«
»Das war Joe«, sagte sie leise. »Als ich sah, daß er weg war, bin ich ihm nachgelaufen. Woher wußten Sie das?«
»Sie haben Spuren im Tau hinterlassen.«
»Oh.« Sie sah ihn prüfend an, musterte ihn, und Larry hätte gern die Augen niedergeschlagen, tat es aber nicht. »Ich möchte nicht, dass Sie wütend auf uns sind. Das klingt wahrscheinlich ein bißchen lächerlich, nachdem Joe gerade versucht hat, Sie umzubringen, aber dafür ist Joe nicht verantwortlich.«
»Ist das sein richtiger Name?«
»Nein, ich nenne ihn nur so.«
»Er ist wie ein Wilder in einer Fernsehsendung von National Geographie.«
»Ja, genau. Ich habe ihn vor einem Haus auf dem Rasen gefunden. Vielleicht war es sein Elternhaus. An der Tür stand >Rockway<. Joe war krank.
Er war gebissen worden. Wahrscheinlich von einer Ratte. Er spricht nicht. Er knurrt und grunzt nur. Bis heute morgen hatte ich ihn unter Kontrolle. Aber ich... ich bin müde, wissen Sie... und...« Sie zuckte die Achseln. Der Schlamm trocknete in Mustern auf ihrer Bluse, die wie chinesische Schriftzeichen aussahen. »Ich mußte ihn erst anziehen. Er hat alles wieder ausgezogen, bis auf die Unterhose. Zuletzt hatte ich keine Lust mehr. Ich bin Lehrerin, keine Missionarin. Die Mücken und Moskitos scheinen ihn nicht zu stören.« Sie machte eine Pause. »Ich will, daß Sie uns mitnehmen. Was das betrifft, muss man in dieser Situation wohl nicht schüchtern sein.«
Larry fragte sich, was sie wohl denken würde, wenn er ihr von der letzten Frau erzählte, die mit ihm kommen wollte. Das würde er natürlich nie tun; diese Episode war tief begraben, auch wenn die betreffende Frau es nicht war. Er wollte Ritas Namen ebensowenig ins Spiel bringen, wie ein Mörder den Namen seines Opfers auf einer Party erwähnen würde.
»Ich weiß nicht, wohin ich gehe«, sagte er. »Ich bin von New York City gekommen, wahrscheinlich über einen ziemlichen Umweg. Ich wollte mir ein schönes Haus an der Küste suchen und dort bis Oktober oder so bleiben. Aber je länger ich unterwegs bin, um so
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