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The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ihr Hals in ihrem neuen weißen Kleid aussehen mußten, und sie hatte schreckliches Herzklopfen und dachte: Ich habe jedes Wort vergessen, jedes einzelne Wort, aber ich habe Daddy versprochen, daß ich nicht weine, ganz gleich, was geschieht, ich weine nicht, aber Ben Conveigh sitzt da unten, und wenn Ben Conveigh NIGGER schreit, werde ich bestimmt weinen, oh, warum habe ich mich nur darauf eingelassen? Mama hatte recht, ich habe meinen Platz vergessen und werde dafür büßen müssen...
    Der Saal war voll weißer Gesichter, die zu ihr heraufsahen. Jeder Stuhl war besetzt, und hinten im Saal standen die Leute sogar noch in zwei Reihen. Petroleumlampen leuchteten und flackerten. Die roten Samtvorhänge waren zurückgezogen und mit Goldkordeln festgebunden.
    Und sie dachte: Ich bin Abagail Freemantle Trotts, ich spiele gut, und ich singe gut, das muß mir nicht erst jemand sagen. 
    Und in die reglose Stille sang sie »The Old Rugged Cross«, und ihre Finger zupften die Melodie. Dann, mit einem Akkord, die kräftigere Melodie »How I Love My Jesus«, dann noch lauter »Camp Meeting in Georgia«. Ohne es zu wollen, fingen die Leute im Saal jetzt an zu schunkeln. Einige grinsten und klatschten auf die Knie. Sie sang Lieder aus dem Bürgerkrieg: »When Johnny Comes Marching Home«, »Marching Through Georgia« und dann »Goober Peas«, das Lied von den Erdnüssen (wieder wurde gelacht; viele der Männer im Saal, Bürgerkriegsveteranen, hatten während ihrer Dienstzeit mehr Erdnüsse essen müssen, als ihnen lieb war). Zum Schluß sang sie »Tenting Tonight on the Old Campground«, und als die letzten Töne in der jetzt nachdenklichen und traurigen Stille verhallten, dachte sie: Jetzt werft eure Tomaten, wenn ihr wollt. Ich habe gespielt und gesungen, so gut ich konnte, und ich war wirklich gut.
    Als der letzte Akkord in die Stille verklang, hielt diese Stille einen langen, beinahe verzauberten Augenblick an, als wären die Leute auf den Sitzen und hinten in den Reihen plötzlich weit fortgetragen worden, so weit, daß sie den Rückweg nicht gleich fanden. Dann setzte der Beifall ein und schlug wie eine Woge über ihr zusammen, lang und anhaltend, so daß sie errötete, sich verwirrt fühlte, schwitzte und am ganzen Körper zitterte. Sie sah ihre Mutter, die ungeniert weinte, und ihren Vater und David, der sie anstrahlte. Da hatte sie versucht, von der Bühne zu gehen, aber Rufe »Zugabe!
    Zugabe!« wurden laut, und daher spielte sie lächelnd »Digging My Potatoes«. Dieses Lied war ein klein wenig riskant, aber sie dachte sich, wenn Gretchen Tilyons in aller Öffentlichkeit die Knöchel zeigen konnte, dann konnte sie ein Lied singen, das ein ganz klein wenig zotig war. Immerhin war sie eine verheiratete Frau.
»Someone's been digging my potatoes 
They've left em in my bin,  And now that someone's gone  And see the trouble I've got in.«
    Das Lied hatte noch sechs solche Strophen (manche schlimmer als diese, und sie sang jede einzelne; der Beifall nach jeder letzten Zeile wurde immer johlender. Später dachte sie, wenn sie in dieser Nacht einen Fehler gemacht hatte, dann den, dieses Lied zu singen, weil es genau der Song war, den die Leute wahrscheinlich von einem Nigger erwartet hatten).
    Sie endete und bekam erneut donnernden Applaus und Rufe »Zugabe!«. Sie ging wieder auf die Bühne, und als sich die Menge beruhigt hatte, sagte sie: »Haben Sie vielen herzlichen Dank. Ich hoffe, Sie finden es nicht ungebührlich, wenn ich nur noch ein Stück singe, das ich eigens gelernt habe, obwohl ich nie damit ge rechnet hätte, daß ich es hier singen würde. Es ist das beste Lied, das ich kenne, und es handelt davon, was Präsident Lincoln und dieses Land noch vor meiner Geburt für mich und meinesgleichen getan haben.«
    Jetzt waren sie ganz ruhig und lauschten erwartungsvoll. Ihre Familie saß mucksmäuschenstill beim linken Gang, wie ein Fleck Johannisbeermarmelade auf einem weißen Tischtuch.
    »Aufgrund dessen, was damals im Bürgerkrieg passiert ist«, fuhr sie unerschütterlich fort, »war es meiner Familie möglich, hierherzukommen und mit den netten Nachbarn zu leben, die wir haben.«
    Dann sang und spielte sie »The Star-Spangled Banner«, und alle standen auf und lauschten; manches Taschentuch wurde hervorgeholt, und als Abby endete, applaudierten die Leute, daß es beinahe das Dach abdeckte.
    Es war der stolzeste Tag ihres Lebens.

    Kurz nach Mittag wurde sie wach, richtete sich auf und blinzelte ins Sonnenlicht,

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