The Stand. Das letze Gefecht
meine vierundzwanzig Hektar und noch fünfzehn oder zwanzig, wo jetzt Goodells Haus steht.«
Sie zog das Taschentuch aus der Tasche ihres Kleides und wischte sich langsam und nachdenklich die Augen.
»Am Ende lebte nur noch ich und hatte kein Geld und nichts. Und jedes Jahr, wenn die Steuer fällig war, nahmen sie mir ein wenig mehr Land weg, und dann ging ich nach draußen auf die Veranda, sah mir das Land an, das mir nicht mehr gehörte, und weinte darum, so wie jetzt. Jedes Jahr ging ein Stück für die Steuer weg, so war das. Hier ein Stück, da ein Stück. Das restliche Land hatte ich verpachtet, aber die Einnahmen reichten nie für die verflixte Steuer aus. Dann, als ich hundert Jahre alt wurde, haben sie mir die Steuern für immer erlassen. Ja, sie haben mir das Land überlassen, nachdem sie mir bis auf dieses kleine Stück alles genommen hatten. Großzügig von ihnen, was?«
Nick drückte ihr leicht die Hand und sah sie an.
»O Nick«, sagte Mutter Abagail, »in meinem Herzen habe ich den Herrn gehaßt. Jeder Mann, der ihn liebt, und jede Frau, die ihn liebt, sie hassen ihn gleichzeitig, denn er ist ein harter Gott, ein eifersüchtiger Gott. Er ist, was er ist, und in dieser Welt vergilt er treuen Dienst mit Schmerzen, während die Bösen in Cadillacs auf den Straßen fahren. Selbst die Freude, ihm zu dienen, ist eine bittere Freude. Ich handle nach seinem Willen, aber in meinem Herzen habe ich ihn verflucht. >Abby<, sagt der Herr zu mir, >in ferner Zukunft wartet Arbeit auf dich. Deshalb werde ich dich lange leben lassen, bis das Fleisch dir an den Knochen bitter wird. Du sollst alle deine Kinder vor dir sterben sehen und immer noch auf Erden wandeln. Ich zeige dir, wie dir das Land deines Vaters Stück für Stück genommen wird. Und am Ende wird deine Belohnung sein, daß du mit Fremden zusammen fortziehst und alles verlassen mußt, was du liebst, und du wirst in einem fremden Land sterben, und die Arbeit wird noch nicht getan sein. Das ist mein Wille, Abby<, sagt er, und ich sagte: >Ja, Herr. Dein Wille gesehenes und im Herzen verfluche ich ihn und frage: >Warum, warum, warum?< und bekomme nur eine Antwort: >Wo warst du, als ich die Welt erschaffen habe?<«
Jetzt flössen ihre Tränen wie eine bittere Flut über die Wangen und das Leibchen ihres Kleides, und Nick wunderte sich darüber, daß so viele Tränen in so einer alten Frau waren, die so dürr und trocken aussah wie ein abgestorbener Zweig.
»Hilf mir weiter, Nick«, sagte sie. »Ich will nur das Richtige tun.« Er hielt ihre Hände ganz fest. Hinter ihnen kicherte Gina und hielt eins der Spielzeugautos in die Luft, so daß sich die Sonne darauf spiegelte.
Gegen Mittag kamen Dick und Ralph aus Columbus zurück. Dick saß am Steuer eines neuen Dodge-Lieferwagens, und Ralph fuhr einen roten Abschleppwagen mit Kran und Haken, der hinten herunterbaumelte. Tom stand auf der Ladefläche und winkte. Sie hielten vor der Veranda an, und Dick stieg aus.
»Der Abschleppwagen hat ein hervorragendes CB-Gerät«, sagte er zu Nick. »Mit vierzig Kanälen. Ich glaube, Ralph ist ganz verliebt in das Ding.«
Nick grinste. Die Frauen waren dazugekommen und begutachteten die Fahrzeuge. Abag ail fiel auf, wie Ralph June zum Abschleppwagen führte, damit sie das Funkgerät bewundern und beifällig nicken konnte. Die Frau hatte gutgebaute Hüften, und gewiss befand sich dazwischen eine ordentliche Verandatür. Sie würde so viele Kinder bekommen können, wie sie wollte. . . ,-»Und wann fahren wir?« fragte Ralph.
Nick kritzelte: »Sobald wir gegessen haben. Hast du das CB ausprobiert?«
»Ja«, sagte Ralph. »Es war die ganze Zeit eingeschaltet. Schreckliche Statik; es hat einen Dämmknopf, aber der scheint nicht sehr gut zu funktionieren. Weißt du, ich schwöre, ich habe etwas gehört, ob Statik oder nicht. Weit entfernt. Vielleicht nicht einmal Stimmen. Aber ich sage die Wahrheit, Nicky, es hat mir gar nicht gefallen. So wenig wie die Träume.«
Schweigen senkte sich über sie.
»Nun«, sagte Olivia in die Stille. »Ich werde etwas kochen.
Hoffentlich stört es niemanden, zwei Tage hintereinander Schweinefleisch zu essen.«
Es störte niemanden. Um ein Uhr waren die Camping-Ausrüstung - und Abagails Schaukelstuhl und Gitarre - im Lieferwagen verstaut, und sie fuhren los, der Abschleppwagen voraus, um etwaige Hindernisse wegzuschieben. Abagail saß vorn im Lieferwagen, als sie zur Route 30 fuhren, die nach Westen führte. Sie weinte nicht. Sie hatte den
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