Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
brauche. 
    Er rollte sich auf die Seite, seine Wangen und Lider waren vom Sand wundgescheuert. Er hatte die Hoffnung schon verloren -, ja, als sich das Vorderrad vom Rahmen gelöst hatte, hatte er die Hoffnung verloren. Gott, der Gott vatermordender Sheriffs, der Gott von Charley Yates war anscheinend doch stärker als der dunkle Mann, wie es schien. Aber er hatte den Glauben nicht verloren und weitergemacht. Und zuletzt, als es ausgesehen hatte, als würde er in der Wüste verbrennen, bevor er Cibola erreichte, wo der dunkle Mann auf ihn wartete, hatte er es weit unten in der Sonne träumen sehen.
    »Cibola«, flüsterte er und schlief ein.

    Den ersten Traum hatte er vor über einem Monat in Gary gehabt, nachdem er sich den Arm verbrannt hatte. An dem Abend war er mit der Gewißheit eingeschlafen, daß er sterben würde; niemand konnte sich so schlimm verbrennen wie er und überleben. Ein Refrain hatte sich seinem Kopf eingeprägt: Lebe durchs Feuer, stirb durchs Feuer. Lebe dadurch, stirb dadurch.
    In einem kleinen Stadtpark hatten die Beine unter ihm nachgegeben; er war gestürzt und hatte den linken Arm mit dem versengten Ärmel von sich weggestreckt wie etwas Totes. Die Schmerzen waren gigantisch, unglaublich gewesen. Er hätte sich nie träumen lassen, daß es solche Schmerzen auf der Welt gab. Er war fröhlich von einem Block Öltanks zum nächsten gelaufen und hatte provisorische Zeitzünder angebracht, die aus einem Stahlrohr und einer entflammbaren Paraffinmischung bestanden, welche mittels eines Stahlplättchens von einer kleinen Menge Säure getrennt war. Diese Vorrichtungen hatte er in die Überlaufrohre oben auf den Tanks gesteckt. Wenn sich die Säure durch den Stahl gefressen hatte, entzündete sich das Paraffin, und die Tanks gingen hoch. Er hatte vorgehabt, zum Westrand von Gary zu gehen, zu dem Wirrwarr von Kreuzungen und Dreiecken der zahlreichen Straßen Richtung Chicago oder Milwaukee, bevor einer der Tanks explodierte. Er wollte das Spektakel verfolgen, wenn die ganze dreckige Stadt von einem Feuersturm verzehrt wurde.
    Aber er hatte den Zündzeitpunkt der letzten Bombe falsch eingeschätzt oder sie fehlerhaft konstruiert. Sie war detoniert, während Müll noch den Deckel auf dem Überlaufrohr mit einem Schraubenschlüssel löste. Das brennende Paraffin rülpste eine grellweiße Flamme aus der Röhre und hüllte seinen linken Arm in Feuer. Es war kein schmerzloser Handschuh aus Feuerzeugbenzin, den man in der Luft schwenken und wie ein großes Streichholz ausblasen konnte. Das waren Schmerzen, als hätte man den Arm in einen Vulkan gesteckt.
    Er lief kreischend und wie irrsinnig auf dem Öltank hin und her und sprang von dem hüfthohen Geländer ab wie eine fleischgewordene Flipperkugel. Wären die Geländer nicht dagewesen, wäre er hinuntergestürzt und hätte sich dabei immer wieder überschlagen wie eine Fackel, die in einen Brunnen geworfen wurde. Nur der Zufall rettete sein Leben; er stolperte über die eigenen Füße, fiel mit dem Körper auf den linken Arm und erstickte die Flammen. Er richtete sich auf und war immer noch halb irr vor Schmerzen. Später dachte er, daß ihn nur reines Glück - oder der Wille des dunklen Mannes davor bewahrt hatten zu verbrennen. Der Großteil des Paraffinstrahls hatte ihn verfehlt. Er war dankbar - aber die Dankbarkeit kam erst später. Zu dem Zeitpunkt konnte er nur weinen, hin und her wippen und den verbrannten Arm vom Körper Wegstrecken, während die Haut schmorte und aufplatzte und sich zusammenzog.
    Als das Licht vom Himmel schwand, fiel ihm vage ein, daß er schon ein Dutzend seiner Zünder angebracht hatte. Sie konnten jeden Moment hochgehen. Zu sterben und aus diesem unsäglichen Elend erlöst zu sein wäre wunderbar, aber in den Flammen zu sterben das absolute Grauen.
    Irgendwie war er vom Tank heruntergekrochen, zwischen den liegengebliebenen Wagen hindurchgelaufen, und dabei hatte er die ganze Zeit den gegrillten Arm weit vom Körper gehalten. Als er einen kleinen Park in der Nähe des Stadtzentrums erreichte, ging die Sonne unter. Er setzte sich zwischen zwei ShuttleboardSpielfeldern auf den Rasen und überlegte, was man bei Brandwunden unternehmen könnte. Butter draufstreichen, das hätte Donald Merwin Elberts Mutter gesagt. Aber das half nur, wenn man sich verbrüht hatte oder das Bratenfett besonders hoch spritzte und einem den Arm mit heißem Öl übergoß. Er konnte sich nicht vorstellen, Butter auf das aufgeplatzte schwarze Fleisch

Weitere Kostenlose Bücher