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The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Arbeiterhemden trug.
    »Jessie meint es gut. Er will alles richtig machen; wirklich. Aber... wir waren vor zwei Semestern bei einer Dichterlesung. Ein Mann namens Ted Enslin hat sie gehalten. Der Hörsaal war brechend voll. Alle haben sehr ernst zugehört... so aufmerksam... damit ihnen kein einziges Wort entging. Und ich... du kennst mich ja...«
    Er legte ihr tröstend einen Arm um die Schultern und sagte: »Frannie bekam das Kichern.«
    »Ja. Stimmt. Du kennst mich wirklich gut.«
    »Ein bißchen«, sagte er.
    »Es - ich meine, das Kichern - kam wie aus dem Nichts. Ich mußte immerzu denken: >Der struppige Mann, der struppige Mann, wir sind alle hergekommen, um den struppigen Mann zu hören.< Eingängig, wie ein Lied, das man im Radio hört. Und ich bekam das Kichern. Ich wollte es nicht. Es hatte eigentlich gar nichts mit Mr. Enslins Gedichten zu tun, die waren ziemlich gut, und auch nicht mit seinem Aussehen. Nur damit, wie sie ihn angesehen haben.«
    Sie sah ihren Vater an, wie er es aufnahm. Er nickte einfach, daß sie fortfahren sollte.
    »Wie auch immer, ich mußte da raus. Ich mußte . Und Jessie war wütend auf mich. Ich bin sicher, er hatte ein Recht, wütend zu sein... es war eine kindische Handlungsweise, eine kindische Denkweise, ganz bestimmt... aber so bin ich nun mal öfters. Nicht immer. Ich kann etwas durchstehen...«
    »Das stimmt.«
    »Aber manchmal...«
    »Manchmal klopft König Lachen bei dir an, und du gehörst zu denen, die ihn nicht abweisen können«, sagte Peter.
    »So muß es wohl sein. Jedenfalls gehört Jess nicht zu diesen Leuten. Und wenn wir verheiratet wären... würde er heimkommen und diesen ungebetenen Gast vorfinden, den ich eingelassen habe - König Lachen. Nicht jeden Tag, aber oft genug, daß er wütend werden würde. Dann würde ich versuchen, mich zusammenzunehmen und... und...«
    »Und unglücklich sein«, sagte Peter und drückte sie noch fester an sich.
    »Wahrscheinlich«, sagte sie.
    »Dann laß dich von deiner Mutter nicht umstimmen.«
    Sie schloß die Augen, und diesmal war ihre Erleichterung noch größer. Er hatte es verstanden. Wie durch ein Wunder.
    »Was hältst du von einer Abtreibung?« fragte sie nach einer Weile.
    »Ich vermute, daß du eigentlich darüber mit mir reden wolltest.«
    Sie sah ihn erstaunt an.
    Er betrachtete sie halb fragend, halb lächelnd, eine buschige Braue - die linke - hochgezogen. Und dennoch war der allgemeine Eindruck, den sie empfand, großer Ernst.
    »Das stimmt vielleicht«, sagte sie langsam.
    »Hör zu«, sagte er, verstummte aber paradoxerweise gleich wieder. Aber sie hörte dennoch, und sie hörte Sperlinge, Grillen, das ferne, hohe Brummen eines Flugzeugs, jemand, der Jackie rief, daß er endlich reinkommen sollte, einen Motormäher, ein Auto mit schallgedämpftem Auspuff, das auf der US i beschleunigte. Sie wollte ihn gerade fragen, ob alles in Ordnung war, als er ihre Hand nahm und weitersprach.
    »Frannie, eigentlich hast du so einen alten Vater nicht verdient, aber ich kann nichts dafür. Ich habe erst 1956 geheiratet.«
    Er sah sie im Dämmerlicht nachdenklich an.
    »Damals war Carla anders. Sie war... ach, verflucht, zunächst einmal war sie selbst noch jung. Sie hat sich erst verändert, als dein Bruder Freddy gestorben ist. Bis dahin war sie jung. Nach Freddys Tod hat sie aufgehört zu wachsen. Das... du darfst nicht denken, daß ich gegen deine Mutter rede, Frannie, auch wenn es sich ein wenig so anhören mag. Ich habe jedenfalls den Eindruck, als hätte Carla... aufgehört zu wachsen, als Freddy gestorben war. Sie hat drei Schichten Beton und eine Schicht Schnellbinder auf ihre Ansichten gekleistert und fand es gut. Heute ist sie wie ein Museumswärter, und wenn sie sieht, daß sich jemand an den Ausstellungsstücken zu schaffen macht, kommt sie ihnen jedesmal mit einem >Paßt bloss auf<. Aber sie war nicht immer so. Das mußt du mir glauben, sie war nicht immer so.«
    »Wie war sie denn, Daddy?«
    »Nun...« Er ließ gedankenverloren den Blick über den Garten schweifen. »Sie war dir sehr ähnlich, Frannie. Sie bekam das Kichern. Wir sind nach Boston gegangen und haben die Spiele der Red Sox angesehen, und in der siebten Runde ist sie mit mir auf ein Bier zum Imbiß gegangen.«
    »Mama... hat Bier getrunken?«
    »O ja. Und sie verbrachte den größten Teil der neunten Runde auf der Damentoilette und hat mich anschließend beschimpft, weil sie meinetwegen den besten Teil des Spiels verpaßt hatte. Dabei war sie

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