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The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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zögern gegen ihren Waschzuber getauscht; daher hatte sie Nick gebeten, ihr einen zu suchen, und Brad Kitchner hatte ihr irgendwo ein Waschbrett und etwas gute alte Kernseife besorgt. Wahrscheinlich dachten sie, daß sie eine alte Nervensäge war, weil sie selbst Wäsche waschen wollte - und dann noch so viel -, aber sauber war gleichbedeutend mit göttlich, und sie hatte die Wäsche in ihrem ganzen Leben nicht weggegeben und wollte jetzt erst gar nicht damit anfangen. Sie hatte von Zeit zu Zeit ihre kleinen Unfälle, wie das bei alten Leuten häufig vorkam, aber solange sie die Wäsche noch selbst wusch, ging das außer ihr selbst keinen etwas an. 
    Sie würden den Strom natürlich wieder einschalten. Das hatte Gott ihr auch in einem Traum gezeigt. Sie wußte eine ganze Menge darüber, was hier geschehen würde; manches aus Träumen, manches durch gesunden Menschenverstand. Beide waren aber so eng miteinander verflochten, daß sie sie nicht unterscheiden konnte. 
    Bald würden die Leute aufhören herumzulaufen wie Hühner, denen man die Köpfe abgeschlagen hatte, und an einem Strang ziehen. Sie war kein Soziologe wie dieser Glen Bateman (der sie immer ansah wie ein Buchmacher beim Rennen einen falschen Zehner), aber sie wußte, daß die Leute nach einer Weile immer an einem Strang zogen. Fluch und Segen der menschlichen Rasse war ihre Geselligkeit. Wenn sechs Menschen bei Überschwemmung auf einem Kirchendach den Mississippi hinuntertreiben würden, würden sie eine Partie Bingo anfangen, sobald das Dach auf eine Sandbank auflief.
    Zuerst würden sie eine Regierung bilden wollen, wahrscheinlich eine, bei der sie selbst im Mittelpunkt stand. Das konnte sie natürlich nicht zulassen, so gern sie es auch getan hätte; das war nicht Gottes Wille. Sollten sie sich mit irdischen Dingen befassen - den Strom wieder einschalten? Prima. Als erstes würde sie diese »Müllpresse« ausprobieren. Das Gas wieder einschalten, damit sie sich im Winter nicht den Hintern abfroren. Sollten sie ihre Resolutionen fassen und ihre Pläne machen, das war prima. Sie würde sich raushalten. Sie würde darauf bestehen, daß Nick an der Regierung beteiligt wurde und vielleicht Ralph. Dieser Texaner schien in Ordnung zu sein, er hielt wenigstens den Mund, wenn sein Gehirn nicht eingeschaltet war. Sie würden wahrscheinlich auch diesen dicken Jungen, diesen Harold, haben wollen, und daran würde sie sie nicht hindern, aber sie mochte ihn nicht. Harold machte sie nervös. Dieses dauernde Grinsen, das nie die Augen mit einschloß. Er war freundlich, er sagte das Richtige, aber seine Augen waren wie zwei kalte Feuersteine, die aus der Erde stachen.
    Sie dachte, daß Harold ein Geheimnis hatte. Etwas Übelriechendes und Häßliches, das in einen stinkenden Breiumschlag gehüllt tief in seinem Herzen steckte. Sie hatte keine Ahnung, was es sein könnte; es war nicht Gottes Wille, daß sie es wußte, daher konnte es für die Pläne, die Gott mit dieser Gemeinschaft hatte, nicht von Bedeutung sein. Dennoch beunruhigte sie der Gedanke, daß der dicke Junge in den höchsten Gremien sitzen könnte... aber sie würde dazu nichts sagen.
    Ihre Sache, dachte sie etwas selbstgefällig im Schaukelstuhl; ihre eigene Rolle in ihren Räten und Entschließungen hatte ausschließlich mit dem dunklen Mann zu tun.
    Er hatte keinen Namen, obwohl es ihm gefiel, sich Flagg zu nennen... jedenfalls im Augenblick. Und jenseits der Berge hatte seine Arbeit schon begonnen. Sie kannte seine Pläne nicht; sie waren ihren Augen ebenso verborgen wie die Geheimnisse im Herzen des dicken Harold. Aber sie mußte die Einzelheiten auch nicht kennen. Sein Ziel war schlicht und einfach: sie alle zu vernichten.
    Ihr Wissen um ihn war erstaunlich differenziert. Die Leute, die zur Freien Zone gezogen wurden, kamen alle zu ihr ins Haus, und sie empfing sie, auch wenn sie sie manchmal ermüdeten... und alle wollten ihr mitteilen, daß sie von ihr und von ihm geträumt hatten. Sie hatten Angst vor ihm, und sie nickte und tröstete und beruhigte, so gut sie konnte, aber insgeheim war sie überzeugt, daß die meisten diesen Flagg nicht erkennen würden, wenn sie ihn auf der Straße träfen... es sei denn, er wollte erkannt werden. Vielleicht ahnten sie ihn; vielleicht ein Frösteln wie bei einer Gänsehaut, ein plötzliches Hitzegefühl wie ein Fieberanfall oder ein kurzer, stechender Schmerz in den Ohren oder Schläfen. Aber die Leute irrten, wenn sie glaubten, er habe zwei Köpfe oder sechs

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