The Stand. Das letze Gefecht
operieren, den wir den Gegenspieler nennen.«
»Weiter.«
»Na gut. Der nächste Punkt der Tagesordnung wäre, daß wir die Regierung organisieren wie eine Stadt in Neuengland. Vollkommene Demokratie. Solange wir relativ wenige sind, wird das prima funktionieren. Nur, statt eines Stadtverordnetenrats haben wir sieben... Repräsentanten, denke ich. Repräsentanten der Freien Zone. Wie hört sich das an?«
»Hört sich gut an.«
»Finde ich auch. Und wir werden dafür sorgen, daß die Leute, die gewählt werden, dieselben sind, die auch dem Ad-hoc-Komitee angehören. Wir werden so schnell wählen lassen, daß die Leute keine Zeit haben, sich mit ihren Freunden zu besprechen. Wir können uns die Leute aussuchen, die uns nominieren und dann unterstützen. Die Abstimmung wird so reibungslos ablaufen wie Scheiße durchs Toilettenrohr.«
»Toll«, sagte Stu bewundernd.
»Klar«, sagte Glen. »Wenn du den demokratischen Prozess kurzschließen willst, frag einen Soziologen.«
»Was dann?«
»Das dürfte sehr populär werden. Der nächste Punkt der Tagesordnung würde lauten: Beschlußfassung: Mutter Abagail wird das absolute Vetorecht gegen jede von den Repräsentanten vorgeschlagene Handlung eingeräumt.«
»Mein Gott! Wird sie damit einverstanden sein?«
»Ich glaube ja. Ich kann mir allerdings keine Situation vorstellen, in der sie dieses Vetorecht je ausüben würde. Wir dürfen nicht erwarten, hier eine handlungsfähige Regierung zu bekommen, wenn wir sie nicht zum nominellen Staatsoberhaupt machen. Sie ist unsere Gemeinsamkeit. Wir haben alle paranormale Erlebnisse gehabt, die sich um sie drehen. Und sie hat... eine gewisse Aura. Die Leute benutzen alle dieselben Adjektive, wenn sie sie beschreiben: gut, freundlich, alt, weise, schlau, nett. Diese Leute haben einen Traum gehabt, der ihnen eine Heidenangst gemacht hat, und einen anderen, bei dem sie sich sicher und geborgen fühlten. Sie lieben die Quelle des guten Traumes und vertrauen ihr um so mehr wegen des Traums, der ihnen Angst gemacht hat. Und wir können ihr klarmachen, daß sie nur nominell unsere Anführerin ist. Ich glaube, das ist ihr auch lieber. Sie ist alt, müde...«
Stu schüttelte den Kopf. »Sie ist alt und müde, aber sie sieht das Problem des dunklen Mannes als religiösen Kreuzzug, Glen. Und sie ist nicht die einzige. Das weißt du.«
»Du meinst, sie könnte sich entschließen, die Zügel selbst in die Hand zu nehmen?«
»Vielleicht wäre das gar nicht so schlecht«, meinte Stu. »Schließlich haben wir von ihr geträumt, nicht von einem Repräsentantenrat.«
Glen schüttelte den Kopf. »Nein, ich kann den Gedanken nicht akzeptieren, daß wir alle Figuren in einem post-apokalyptischen Spiel zwischen Gut und Böse sind, Träume hin, Träume her. Verdammt, das ist irrational!«
Stu zuckte die Achseln. »Gut, darauf müssen wir jetzt nicht eingehen. Ich finde deine Idee gut, ihr ein Vetorecht einzuräumen. Ich finde sogar, daß das nicht weit genug geht. Wir sollten ihr auch ein Vorschlagsrecht einräumen.«
»Auf der Seite dürfte sie aber keine absolute Gewalt haben«, sagte Glen schnell.
»Nein, ihre Vorschläge müßten vom Repräsentantenrat ratifiziert werden«, sagte Stu und fügte dann listig hinzu: »Aber am Ende sind wir vielleicht ihre ausführenden Organe, statt umgekehrt.«
Ein längeres Schweigen folgte. Glen stützte die Stirn auf eine Hand. Schließlich sagte er: »Du hast recht. Sie kann nicht nur eine Galionsfigur sein... wir müssen mindestens damit rechnen, daß sie eigene Vorstellungen haben könnte. Und hier muß ich meine umwölkte Kristallkugel einpacken, Mann aus Ost-Texas. Denn sie ist das, was wir Freunde von der soziologischen Fakultät >fremdbestimmt< nennen.«
»Wer ist dieser >Fremde«
»Gott? Thor? Allah? Peewee Herman? Spielt keine Rolle. Es bedeutet, daß ihre Absichten sich nicht notwendigerweise an den Bedürfnissen der Gesellschaft oder deren Moral orientieren. Sie wird auf eine andere Stimme hören. Wie die Jungfrau von Orleans. Du hast mich darauf gebracht, daß wir hier am Ende noch eine Theokratie bekommen.«
»Theo-was?«
»Einen Gottes-Trip«, sagte Glen. Er schien nicht sehr glücklich darüber zu sein. »Als du ein kleiner Junge warst, Stu, hast du da jemals auch nur im Traum daran gedacht, daß du eines Tages einer von sieben Hohepriestern oder -priesterinnen einer hundertacht Jahre alten schwarzen Frau aus Nebraska sein würdest?«
Stu starrte ihn an. Schließlich sagte er:
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