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The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Gleichgewichts hinauswagte, würde er jeden freien Willen verlieren. Er würde so aufbrechen, wie er war, mit leeren Händen.
    Und dafür würde der dunkle Mann ihn töten, obwohl ihn eigentlich keine Schuld traf.
    Daher hatte er sich mit der freudlosen Erleichterung eines potentiellen Selbstmörders abgewendet, der lange in einen tiefen Abgrund geblickt hat. Aber wenn er wollte, könnte er noch heute gehen. Ja, er könnte Redman mit einer einzigen Kugel aus nächster Nähe erschießen. Dann vor Ort bleiben, eiskalt bleiben und warten, bis dieser Dorftrottel aus Oklahoma auftauchte. Noch ein Schuß in die Schläfe. Niemand würde sich um die Schüsse kümmern; es gab genug Wild, und viele Leute ballerten auf das Wild, das in die Stadt kam.
    Es war jetzt zehn vor sieben. Bis halb acht könnte er sie beide erledigt haben. Franny würde frühestens um halb elf Alarm schlagen, bis dahin konnte er längst weg sein und mit der Honda samt Rucksack und Hauptbuch nach Westen fahren. Aber soweit würde es nicht kommen, wenn er nur hier auf dem Motorrad saß und Zeit verrinnen ließ.
    Die Honda sprang beim zweiten Tritt an. Eine gute Maschine. Harold lächelte. Harold grinste. Harold strahlte richtiggehend Fröhlichkeit aus. Er fuhr zum Chautauqua Park.

    Die Dämmerung hatte schon eingesetzt, als Stu Harolds Motorrad in den Park fahren hörte. Einen Augenblick später sah er den Scheinwerfer der Honda zwischen den Bäumen aufblitzen, die an der steilen Zufahrt zum Park standen. Dann sah er, wie sich Harolds Kopf samt Helm nach rechts und links drehte und ihn suchte. Stu, der auf dem Rand eines gemauerten Grills saß, winkte und rief. Augenblicke später sah Harold ihn, winkte zurück und tuckerte im zweiten Gang näher.
    Seit der gemeinsamen Expedition der drei heute nachmittag hatte Stu eine bessere Meinung von Harold... sogar besser denn je. Harolds Vorschlag war verdammt gut gewesen, auch wenn ihre Suche ergebnislos geblieben war. Und Harold hatte darauf bestanden, die Straße nach Nederland abzusuchen ... da oben mußte es trotz seiner warmen Jacke ziemlich kalt gewesen sein. Als er anhielt, sah Stu, daß Harolds ständiges Grinsen mehr einer Grimasse glich; sein Gesicht wirkte angespannt und zu blaß. Enttäuscht, daß es nicht besser gelaufen ist, dachte Stu. Plötzlich verspürte er Schuldgefühle, weil er und Frannie Harold so schlecht behandelt hatten, als wären sein ständiges Grinsen und der überfreundliche Umgang mit den Leuten eine Art Tarnung. Hatten sie eigentlich je die Möglichkeit erwogen, daß der Bursche vielleicht wirklich versuchte, eine neue Seite von sich aufzuschlagen und nur deshalb so komisch vorging, weil er so etwas noch nie im Leben versucht hatte? So war es wohl, überlegte Stu.
    »Nichts, hm?« fragte er Harold und sprang mit taubem Gefühl vom Grill herab.
    » De nada «, sagte Harold. Das Grinsen kam wieder, aber es war automatisch, ohne Kraft, wie ein Starrkrampf. Sein Gesicht sah immer noch seltsam und leichenblaß aus. Er hatte die Hände in den Jackentaschen stecken.
    »Macht nichts. Der Vorschlag war gut. Wer weiß, vielleicht ist sie schon wieder im Haus. Wenn nicht, suchen wir morgen weiter.«
    »Dann suchen wir vielleicht nach einer Leiche.«
    Stu seufzte. »Vielleicht... ja, vielleicht. Harold, möchtest du heute abend zum Essen vorbeikommen?«
    »Was?« Harold schien in der zunehmenden Düsternis unter den Bäumen zusammenzuzucken. Sein Grinsen wirkte noch verkrampfter als vorher.
    »Essen«, sagte Stu geduldig. »Frannie würde sich auch freuen, dich zu sehen. Ohne Quatsch. Wirklich.«
    »Ja, vielleicht«, sagte Harold, der immer noch unbehaglich dreinsah.
    »Aber ich bin... ich war mal in sie... du weißt schon. Vielleicht ist es besser, wenn wir... es vorerst lassen. Das ist nicht persönlich gemeint. Ihr zwei paßt gut zusammen. Das weiß ich.« Sein Lächeln strahlte wieder vor Aufrichtigkeit. Es war ansteckend; Stu lächelte auch.
    »Du mußt es wissen, Harold. Aber die Tür steht dir jederzeit offen.«
    »Danke.«
    »Nein, ich muß dir danken«, sagte Stu ernst.
    Harold blinzelte. »Mir?«
    »Daß du uns suchen geholfen hast, wo alle anderen der Natur ihren Lauf lassen wollten. Auch wenn nichts dabei herausgekommen ist. Hand drauf?« Stu streckte die Hand aus. Harold starrte sie eine Weile unentschlossen an, und Stu glaubte nicht, daß er seine Geste akzeptieren würde. Dann nahm Harold die rechte Hand aus der Jackentasche - sie schien an etwas hängenzubleiben, vielleicht

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